Anmerkung atheisten-info: Was ist eine Dystopia? In Wikipedia steht: "Eine Dystopie ist eine meist in der Zukunft spielende Erzählung, in der eine erschreckende oder nicht wünschenswerte Gesellschaftsordnung dargestellt wird."
Maria Caulfield, Foto BBC
In der Regierung Sunak ist die religiöse Abtreibungsgegnerin Maria Caulfield
zuständig für die Gesundheit und die Gleichstellung von Frauen. Kein dystopischer
Film und auch keine Satire, sondern die neue Realität im Vereinigten Königreich.
Seit Jahren macht Maria Caufield sich stark gegen das Menschenrecht auf Schwangerschaftsabbruch
- in ihren Händen liegt nun die Zukunft von Frauen in Großbritannien. Die
konservative Hardlinerin war bereits parlamentarische Staatssekretärin für
"Frauengesundheit" und fungiert nach der Kabinettsumstellung obendrein
als Minister for Women im Gleichstellungsbüro der Regierung (ein Amt, das in
England etwa dem einer Frauenbeauftragten entspricht).
In der "Pro-Life"-Fraktion polterte Caulfield gegen Abtreibung und
stimmte im Unterhaus wiederholt antifeministisch. 2019 legte sie es darauf an,
die Legalisierung in Nordirland zu blockieren. Nebenbei wird ihr Nepotismus
vorgeworfen. Ausgerechnet diese Frau ist jetzt in England zuständig für Gleichstellungspolitik,
Frauenrechte und weibliche Gesundheit. Die Regierung Sunak ist um eine Erzchristin
reicher.
"Ein Schlag ins Gesicht der Frauen dieses Landes", kritisiert Katherine
O’Brien vom britischen Schwangerschaftsberatungsdienst die provokante Fehlbesetzung.
"Wir sind entsetzt, dass der neue Premierminister eine Abgeordnete ernannt
hat, die notorisch gegen Frauenrechte votierte."
Bei praktisch allen Frauenrechtsgruppen stößt Rishi Sunaks Entscheidung auf
herben Gegenwind.
Indes kratzt die allgemeine Bestürzung die Karrierepolitikerin nicht im Geringsten.
Auch sie habe das Recht auf eine Meinung, kontert sie und beruft sich keck auf
die Religionsfreiheit. Doch Maria Caulfields Haltung legt nahe, dass ihr glaubensbasiertes
Weltbild die britischen Gesetze beeinflussen kann und wird - und die weibliche
Gesundheit, Sicherheit und Autonomie zu gefährden droht.
Die Welt steht Kopf seit dem verheerenden Entscheid der US-Höchstrichter, das
Urteil Roe vs. Wade zu annullieren (das 50 Jahre lang amerikanischen Frauen
das Recht einräumte, über Abbruch oder Fortführung einer Schwangerschaft
selbst zu entscheiden). Der Damm scheint gebrochen, auch in Europa. Schon im
Juli setzte das Vereinigte Königreich eine Reihe besorgniserregender Schritte,
etwa, als das Außenministerium von Liz Truss das fundamentale Recht auf Abtreibung
aus einer multinationalen Menschenrechtserklärung strich.
Selbstredend beunruhigt diese Wende auch Humanist:innen (und alle, die an die
Rechte der Frau glauben) zutiefst. Zwar sind die Humanists UK gut aufgestellt
und haben Verbündete im Parlament - doch wird es der Allianz gelingen, den
neuen Premierminister zur Rechenschaft zu ziehen? Der Geschäftsführer der
Humanists UK, Andrew Copson, versichert, er werde alles Menschenmögliche tun,
damit der fatale politische Erdrutsch unter die Lupe genommen wird.
Good night and good luck.
Niederschmetternd und ungeheuerlich, diese News.
Eine Abtreibungsgegnerin verantwortlich für Abtreibungsrechte? Da läuten alle
Alarmglocken. Maria Caulfields Ernennung zur Frauenministerin ist ähnlich absurd
wie "kirchliche Kommissionen", die sich erdreisten, die Kapitalverbrechen
ihrer eigenen Kleriker aufzuklären. Oh, wait … leider ist auch das, in Österreich
und rund um die Welt, keine Dystopie.
Wehret den Anfängen!
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Roe_v._Wade
https://www.nationalworld.com/news/politics/maria-caulfield-minister-for-women-stance-abortion-lewes-mps-voting-record-womens-issues-3904331
https://www.bbc.com/news/uk-politics-63459465
https://www.gov.uk/government/ministers/parliamentary-under-secretary-of-state-minister-for-women-2