Die insbesondere in den USA, Großbritannien, Deutschland, der Ukraine und
Polen verbreiteten reaktionär-herrschaftsideologischen Standardlegenden
sind zum einen geprägt von einer einseitigen (geschichtsverfälschenden) antibolschewistischen
und antikommunistischen Feindbildpropaganda der bürgerlich-kapitalistischen
Rechten, die den "weißen" konterrevolutionären und antijüdischen
Terror als wesentlichen ereignisbestimmenden Faktor unter den Teppich kehrt
und/oder bagatellisiert.
Zum anderen wird die letztendlich untrennbare Verschmelzung von rassistischer
Judenfeindlichkeit und fanatischem Antibolschewismus im Rahmen der faschistischen
und "nationalsozialistischen" Ideologie auf Judenfeindlichkeit reduziert
und damit im Wesenskern substanziell verfehlt.
Zudem - und das ist aktuell von besonderem Interesse - wird der Beitrag der
ukrainischen "Nationalhelden" an der antijüdisch-antibolschewistischen
Gewaltagenda während des russischen Bürgerkriegs und des hitlerfaschistischen
Angriffskriegs gegen die Sowjetunion (insbesondere seitens der angelsächsisch-polnisch-deutschen
Seilschaft "Waffenlieferungen für die Ukraine") entweder plump ausgeblendet
oder aber verniedlicht.
Siehe dazu den folgenden instruktiven Artikel:
Die Oktoberrevolution und die Pogrome von 1918 bis 1921 in der Ukraine
https://thinktankboy.wordpress.com/2023/01/12/die-oktoberrevolution-und-die-pogrome-von-1918-bis-1921-in-der-ukraine/
Zwischen November 1918 und März 1921 wurden in der Ukraine während des Bürgerkriegs
an über 500 Orten in weit über 1000 Pogromen über 100.000 Juden in erster
Linie von Anton Denikins weißer Freiwilligenarmee, Symon Petljuras Milizen,
enteigneten Bauern und anderen Soldaten ermordet, die sie für die Russische
Revolution und deren Folgen verantwortlich machten. Etwa zwei Drittel aller
jüdischen Häuser und über 50 Prozent aller jüdischen Geschäfte wurden geplündert
oder zerstört. Die Motivation für das antisemitische Morden zwischen 1918
bis 1921 war dieselbe wie im 2. Weltkrieg in den deutsch besetzten Regionen
der sowjetischen Ukraine, sie war vor allem angetrieben durch die Feindschaft
gegen den Bolschewismus und die vermeintliche Prominenz von Juden in dieser
Bewegung. (…)
Das Ziel der Pogrombewegung von 1918 bis 1921 war die Vertreibung aller Juden
aus der Ukraine. Der Mord an über 100.000 Juden und die völlige Vertreibung
der Juden aus einzelnen Städten nährten die Idee, sie könnten eines Tages
ohne Ausnahme vernichtet werden. Die Pogrome von 1918 bis 1921 können bei der
Erklärung helfen, wie jene nächste Welle antijüdischer Gewalt möglich wurde.
Ist es ein Zufall, dass der Holocaust in derselben Region begann? Ein Drittel
der Opfer des Holocaust wurde in der Nähe ihrer Häuser ermordet. Die Ermordung
der Juden in den deutsch besetzten Gebieten der Sowjetunion war vor allem von
Feindschaft gegen den Bolschewismus und seiner vermeintlichen Prominenz von
Juden angetrieben. Das Erbe der Pogrome von 1918-1921 offenbarte sich mit
dem deutschen Überfall am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion.
Hitler, die NSDAP und die Organisation Ukrainischer Nationalisten unter Stephan
Bandera sprachen wie vor wenigen Jahren Symon Petljura, Anton Denikin vom jüdischen
Bolschewismus, der zu liquidieren sei.
Ausgerüstet mit der NS-Rassenideologie, mit faschistischer Gewalt und dem
Mythos des Judäo-Bolschewismus verwirklichte NS-Deutschland mit seinen ukrainischen
Verbündeten von 1941 bis 1945 seine genozidalen Ambitionen. Symon Petljura,
Anton Denikin und vor allem Stepan Bandera werden heute in der Westukraine als
Nationalhelden vergöttert und die deutschen Politiker und Journalisten wollen
nichts vom ukrainischen Antisemitismus hören. Die Rechtfertigungsversuche,
die Gedächtnisschwäche oder die Relativierungen bezüglich der antisemitischen
Massenmorde haben sich seit nun über einhundert Jahren in ihrer Rhetorik kaum
verändert.