1918 bis 1921: Pogrome in der Ukraine

Aussendung von Hartmut Krauss vom 22.1.2023

Die insbesondere in den USA, Großbritannien, Deutschland, der Ukraine und Polen verbreiteten  reaktionär-herrschaftsideologischen Standardlegenden sind zum einen geprägt von einer einseitigen (geschichtsverfälschenden) antibolschewistischen und antikommunistischen Feindbildpropaganda der bürgerlich-kapitalistischen Rechten, die den "weißen" konterrevolutionären und antijüdischen Terror als wesentlichen ereignisbestimmenden Faktor unter den Teppich kehrt und/oder bagatellisiert.
Zum anderen wird die letztendlich untrennbare Verschmelzung von rassistischer Judenfeindlichkeit und fanatischem Antibolschewismus im Rahmen der faschistischen und "nationalsozialistischen" Ideologie auf Judenfeindlichkeit reduziert und damit im Wesenskern substanziell verfehlt.
Zudem - und das ist aktuell von besonderem Interesse - wird der Beitrag der ukrainischen "Nationalhelden" an der antijüdisch-antibolschewistischen Gewaltagenda während des russischen Bürgerkriegs und des hitlerfaschistischen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion (insbesondere seitens der angelsächsisch-polnisch-deutschen Seilschaft "Waffenlieferungen für die Ukraine") entweder plump ausgeblendet oder aber verniedlicht.
Siehe dazu den folgenden instruktiven Artikel:

Die Oktoberrevolution und die Pogrome von 1918 bis 1921 in der Ukraine
https://thinktankboy.wordpress.com/2023/01/12/die-oktoberrevolution-und-die-pogrome-von-1918-bis-1921-in-der-ukraine/
Zwischen November 1918 und März 1921 wurden in der Ukraine während des Bürgerkriegs an über 500 Orten in weit über 1000 Pogromen über 100.000 Juden in erster Linie von Anton Denikins weißer Freiwilligenarmee, Symon Petljuras Milizen, enteigneten Bauern und anderen Soldaten ermordet, die sie für die Russische Revolution und deren Folgen verantwortlich machten. Etwa zwei Drittel aller jüdischen Häuser und über 50 Prozent aller jüdischen Geschäfte wurden geplündert oder zerstört. Die Motivation für das antisemitische Morden zwischen 1918 bis 1921 war dieselbe wie im 2. Weltkrieg in den deutsch besetzten Regionen der sowjetischen Ukraine, sie war vor allem angetrieben durch die Feindschaft gegen den Bolschewismus und die vermeintliche Prominenz von Juden in dieser Bewegung. (…)
Das Ziel der Pogrombewegung von 1918 bis 1921 war die Vertreibung aller Juden aus der Ukraine. Der Mord an über 100.000 Juden und die völlige Vertreibung der Juden aus einzelnen Städten nährten die Idee, sie könnten eines Tages ohne Ausnahme vernichtet werden. Die Pogrome von 1918 bis 1921 können bei der Erklärung helfen, wie jene nächste Welle antijüdischer Gewalt möglich wurde. Ist es ein Zufall, dass der Holocaust in derselben Region begann? Ein Drittel der Opfer des Holocaust wurde in der Nähe ihrer Häuser ermordet. Die Ermordung der Juden in den deutsch besetzten Gebieten der Sowjetunion war vor allem von Feindschaft gegen den Bolschewismus und seiner vermeintlichen Prominenz von Juden angetrieben. Das Erbe der Pogrome von 1918-1921 offenbarte sich mit dem deutschen Überfall am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion.
Hitler, die NSDAP und die Organisation Ukrainischer Nationalisten unter Stephan Bandera sprachen wie vor wenigen Jahren Symon Petljura, Anton Denikin vom jüdischen Bolschewismus, der zu liquidieren sei.
Ausgerüstet mit der NS-Rassenideologie, mit faschistischer Gewalt und dem Mythos des Judäo-Bolschewismus verwirklichte NS-Deutschland mit seinen ukrainischen Verbündeten von 1941 bis 1945 seine genozidalen Ambitionen. Symon Petljura, Anton Denikin und vor allem Stepan Bandera werden heute in der Westukraine als Nationalhelden vergöttert und die deutschen Politiker und Journalisten wollen nichts vom ukrainischen Antisemitismus hören. Die Rechtfertigungsversuche, die Gedächtnisschwäche oder die Relativierungen bezüglich der antisemitischen Massenmorde haben sich seit nun über einhundert Jahren in ihrer Rhetorik kaum verändert.