München verliert schneller als jede andere deutsche Großstadt ihre katholischen
und evangelischen Schäfchen. Nach den jüngsten statistischen Angaben wuchs
Bayerns Landeshauptstadt zwar 2022 um rund 26.000 auf nunmehr rund 1.588.000
Einwohner. Gleichzeitig verloren die beiden "großen" Kirchen aber
rund 29.000 ihrer zu Jahresbeginn noch 588.000 Schäfchen, das sind rund fünf
Prozent.
Dabei bestätigte sich die These, dass die Missbrauchs- und Finanzskandale zwar
den Absturz der Kirchen beschleunigen, aber dafür nicht eigentlich ursächlich
sind. In Großstädten werden Kirchen von den meisten Menschen nicht mehr gebraucht,
und der Wahrheitsgehalt der religiösen Erzählungen wird von jungen Menschen
immer stärker angezweifelt.
Die Schrumpfung der eher unauffälligen evangelischen Kirche Münchens von 155.319
auf 148.548 Mitglieder sieht auf den ersten Blick noch relativ harmlos aus,
aber das prozentuale Minus von 0,59 auf nunmehr 9,35 belegt einen zügigen Marsch
in die Bedeutungslosigkeit.
Die zahlenmäßig einst dominante katholische Kirche verlor immerhin 22.404
ihrer zuvor 432.986 Mitglieder. Ihr gehört gerade noch ein Viertel der Münchnerinnen
und Münchner an. Binnen eines einzigen Jahres rutschte sie um fast zwei
Prozentpunkte ab (von 27,72 auf 25,85).
Das Ausmaß dieses Rückgangs übertrifft alle bisherigen Jahresbilanzen
bei weitem. Würde sich das Minus im gleichen Maße fortsetzen, wäre die katholische
Kirche schon 2035 bei null angelangt. Kaum besser ginge es der evangelischen:
Für sie wäre 2038 Schluss. So weit wird es zwar in dieser kurzen Zeitspanne
nicht kommen, aber in der Münchner Medienwelt sind beide schon jetzt fast unter
die Wahrnehmungsgrenze gerutscht. Nur bei Skandalen rücken sie noch ins öffentliche
Interesse.