Hugo Stamm: Zentrale Fragen der christlichen Religion und Theologie
lauten: Wie müssen wir uns das Wesen und die Funktionen von Gott vorstellen?
Was sind seine Absichten, wie sollen wir sein Wirken interpretieren? Für viele
Kirchenmitglieder ist klar: und begleiten sie durch den Alltag.
Atheistische Anmerkung: Für unsereinen ist das ganz einfach! Götter
gibt es keine, darum können diese von Menschen geschöpfte Wesen auch nicht
unseren Alltag schützend begleiten. Da es aber ständig passiert, dass Unglücke
dann doch nicht so schlimm enden, wie befürchtet wurde, finden Gläubige immer
wieder Gelegenheiten, sich für die Hilfe ihres Gottes zu bedanken! Unsereinem
passieren solche Sachen auch, aber da unsereiner an keine von Göttern gestaltete
solche Entwicklungen glaubt, sind das eben mögliche Entwicklungen, die klarerweise
keine göttlichen Gründe haben! Meinereiner hat sich vor rund 25 Jahren auf
dem Weg zur Arbeit im rechten Unterschenkel die Knochen durch einen Drehsturz
zertrümmert und hatscht daher ziemlich und der Fuß, speziell das Knie, tut
immer noch weh. Der Sturz hat sich ergeben, weil eine kurze Eisplatte und dahinter
trockener rauher Asphalt nicht wahrgenommen wurden, dazu braucht niemand einen
Gott, das kann eben passieren!
Hugo Stamm: Die Bibel gibt zwar klare Antworten, doch diese wirken
in manchen Belangen nicht sehr plausibel. So lässt etwa die Theodizee Zweifel
an der Wahrhaftigkeit Gottes aufkommen. Dabei geht es um die nüchterne Erkenntnis,
dass der angeblich barmherzige Vater im Himmel die Erde für viele Menschen
zur Hölle verkommen lässt. Leid und Elend passen schlecht zum Bild des gütigen
Gottes.
Atheistische Anmerkung: Ja, das stimmt! Aber es gibt den gütigen Gott
ebenso wenig wie den bösen verdammenden Gott! Alles nur Einbildung!
Hugo Stamm: Seit dem Holocaust ist Gott für viele Menschen gestorben.
Sie argumentieren: Wie konnte Gott es zulassen, dass im Dritten Reich ein Grossteil
seines auserwählten Volkes gequält und bestialisch ermordet wurde?
Atheistische Anmerkung: Es gab eben nur den Glauben, an einen Gott eines
angeblich auserwälten Volkes, genutzt hat dieser Glaube überhaupt nichts!
Hugo Stamm: Ein weiterer Streitpunkt betrifft die Frage, ob Gott Einfluss
auf den Weltenlauf nimmt, sich den Gläubigen manifestiert und sie schon im
irdischen Leben begleitet oder beschützt. Zu diesem Aspekt sind die biblischen
Aussagen grossmehrheitlich eindeutig.
Atheistische Anmerkung: Auch wenn die Aussagen eindeutig sind: wahr sind
sie trotzdem nicht, alles nur menschliche Phantasieprodukte!
Hugo Stamm: So wird die Gnade Gottes den Christen angeblich schon
zu Lebzeiten zuteil. Auch der Heilige Geist und Jesus sind laut Bibel aktiv
und wirken in der Welt. Wie sich Strenggläubige dieses Wirken vorstellen, zeigt
sich vor allem bei freikirchlichen Denominationen ausgeprägt. «Jesus heilt
alle deine Leiden – an Geist, Seele und Körper. Gott kann deine körperlichen
Schmerzen und deine Krankheiten heilen.» Aussage der christlichen Autorin Joyce
Meyer
Atheistische Anmerkung: Da bräuchten dann wohl Freikirchler keine Krankenversicherung,
aber hier gibt es eben auch den Unterschied: Krankenkassen gibt es, Götter
gibt es nicht...
Hugo Stamm: Für viele besteht kein Zweifel, dass Jesus und Gott permanent
an ihrer Seite weilen und sie durch den Alltag begleiten. Und dass sie ihnen
besonders in schweren Zeiten zur Seite stehen. Joyce Meyer, die erfolgreiche
amerikanische Predigerin und Autorin christlicher Bücher, machte beispielsweise
folgende «sehr wichtige Erkenntnis»: «Jesus heilt alle deine Leiden – an
Geist, Seele und Körper. Gott kann deine körperlichen Schmerzen und deine
Krankheiten heilen. Es gibt nichts, das er nicht tun kann, und niemanden, den
er nicht heilen will!»
Atheistische Anmerkung: Alsso meinereiner kennt niemanden, der tatsächlich
an einen ständig helfenden Gott glaubt, auch regelmäßige Kirchengehen gehen
unter der Woche und wenn's sein muss auch sonntags zum Doktor und nicht zum
Jesus...
Hugo Stamm: Konkrete Erfahrungen lassen erhebliche Zweifel an diesen
«Erkenntnissen» aufkommen. Man darf getrost die Aussage wagen, dass wohl ähnlich
viele Gläubige an Krebs oder einem Unfall sterben wie Ungläubige. Der Glaube
an Heilungen durch Jesus ist weit verbreitet - Ich kenne das Beispiel des Sohnes
eines bekannten Predigers, der in jungen Jahren an einem Tumor gestorben ist.
Unzählige Pastoren und Gläubige hatten für ihn gebetet. Vergeblich.
Atheistische Anmerkung: Der Herr Stamm hat also selber auch einen Zugang
zur Realität! Meinereiner kann sich noch an seine Jugendzeit erinnern, da gab
es in der Nachbarschaft eine tiefgläubige alte Frau mit riesigem Gottvertrauen,
sie wurde krank und war sich sicher, dass Gott sie retten wird. Sie ist mangels
der Existenz von Göttern gestorben...
Hugo Stamm: Es ist nicht etwa eine Minderheit von freikirchlich Gläubigen,
die an konkrete Heilungen durch Jesus oder Gott glauben, sondern die grosse
Mehrheit. Joyce Meyer zum Beispiel elektrisiert Millionen mit ihrem Glauben
an Wunderheilungen. Sie hat mit ihren 125 Büchern, die laut eigener Aussage
in 150 Sprachen übersetzt wurden, 37 Millionen Exemplare verkauft. Ihre christliche
Organisation beschäftigt weltweit 600 Angestellte. Sie behauptet, von Gott
beauftragt worden zu sein, den Nöten dieser Welt zu begegnen.
Atheistische Anmerkung: Pauline Joyce Meyer, geborene Hutchison ist eine
US-amerikanische protestantische Predigerin evangelikaler Prägung sowie Autorin
und Bibelschullehrerin an der International School of Ministry. In den USA funktioniert
religiöser Aberglaube viel besser als in Europa, weil dort das staatliche Gesundheitssystem
vergleichsweise ein Schmarrn ist, es gibt keine Pflichversicherungen und wer
keine Versicherung und kein Geld hat, der braucht Wunderhoffnungen...
Hugo Stamm: Segnet Gott die Gläubigen mit irdischem Wohlstand? Auch
die Anhänger des Wohlstandsevangeliums sind überzeugt, dass Gott direkt in
die Welt und in ihr Leben wirkt. Und dies in einem sehr weltlichen Sinn. Sie
behaupten, Gott belohne die Rechtgläubigen mit irdischem Wohlstand. Auf der
Plattform jesus.ch wird das Wohlstandsevangelium so erklärt: «Die Vorstellung,
dass wir als Königskinder Anrecht auf Wohlstand haben, ist inzwischen weit
verbreitet. Einige vertreten sogar die Ansicht, dass Gottes Königskinder erste
Klasse fliegen und ein teures Auto fahren sollten.» Der Autor distanziert sich
von dieser Interpretation und schreibt: «Es ist eine Ehre, für Jesus zu leiden.»
Auch diese Glaubensvariante ist problematisch. Wer zum Beispiel zu wenig Geld
hat, um seine Kinder zu ernähren, hat wenigstens die Befriedigung, für Jesus
zu leiden.
Atheistische Anmerkung: na, schau dir das an! Da tut der Jesus soviel
Gutes und die Leute leiden dann, um den Jesus zu ehren...
Hugo Stamm: Leiden für Jesus - Und die unschuldigen hungernden Kinder
sind gezwungen, das Leiden mit den Eltern zu teilen. Es ist schwierig, hinter
solchen religiösen Dogmen einen Sinn zu finden. Keine Abstriche beim Wohlstandsevangelium
macht die weltweit operierende freikirchliche Bewegung gracelife.org. Sie würdigt
die Freude Gottes am Belohnen der Gläubigen. «Sollten wir Gott das Vergnügen
verweigern?», fragt ein Vertreter auf der Homepage. Es sei ein normales
und löbliches menschliches Bedürfnis, gutes Verhalten unserer Kinder zu würdigen
oder zu belohnen, heisst es weiter. Schliesslich stellt er die Frage: «Sollten
wir von unserem himmlischen Vater weniger erwarten?» Dabei verweist der Autor
auf Matthäus 6:6, 18; 25:21.
Atheistische Anmerkung: Gott freut sich also an den von ihm verabreichten
Wohltaten? Da sollte der Christengott z.B. einfach alle Viren und Krankheitsbakterien
vernichten! Warum tut er das nicht??? Wieder die ganz einfache Antwort: es
gibt keine Götter!
Hugo Stamm: Sowohl die Verfechter als auch die Kritiker des Wohlstandsevangeliums
berufen sich auf die Bibel. In diesem Buch finden sich befürwortende wie ablehnende
Zitate. Deshalb wäre man gut beraten bei der Frage, ob Gott direkt auf das
irdische Leben einwirkt, die Bibel auf die Seite zu legen. Und den eigenen Beobachtungen
und Erfahrungen zu vertrauen.
Atheistische Anmerkung: Aha, die Gläubigen sollten sich also nicht auf
biblische Wunderworte verlassen, sondern selber in ihrer Lebensumwelt Wunder
bewundern! Das wird auch nix nutzen....