Die schmerzhafte Schlussfolgerung war erwartet worden, die konkreten Zahlen
sind dennoch ein großer Schock. In den vergangenen sieben Jahrzehnten wurden
mehr als 4.800 Kinder in der katholischen Kirche in Portugal sexuell missbraucht!
Das geht aus dem am 13.2.2023 vorgestellten Bericht einer unabhängigen Kommission
hervor. Bei den zweifelsfrei bestätigten Opfern 4.815 handele sich um "eine
absolute Mindestzahl", so Ausschuss-Koordinator Pedro Strecht. Seit den
1950er-Jahren habe es wohl viel mehr Fälle gegeben.
Der angesehene Kinderpsychiater sprach von dramatischen Folgen für die Betroffenen.
"Ein Großteil der Opfer distanziert sich nach dem Missbrauch von der Kirche
als Institution und von der religiösen Praxis. Und diese Haltung bleibt über
Generationen hinweg bestehen."
Opfer waren im Schnitt 11,2 Jahre jung
Die Opfer waren dem Bericht zufolge im Schnitt 11,2 Jahre jung. 25 Missbrauchsfälle
seien bereits der Staatsanwaltschaft übermittelt worden, aber viele davon schon
verjährt.
Der Ausschuss unter dem Motto "Dem Schweigen eine Stimme geben" hatte
seine Arbeit Anfang 2022 aufgenommen, nachdem Portugal von der Enthüllung vieler
Missbrauchsfälle erschüttert worden war.
Insgesamt wurden mehr als 500 Zeugen angehört. Die meisten Missbrauchsfälle
hätten sich zwischen 1960 und 2000 ereignet.
Nur 4% der Opfer haben irgendwann Anzeige erstattet
Den Angaben zufolge sprach fast die Hälfte (43 Prozent) der befragten Opfer
verschiedenen Alters gegenüber dem Ausschuss nach oft jahrzehntelangem Schweigen
erstmals über ihr Leiden. Nur 4 Prozent der Opfer habe irgendwann Anzeige erstattet.
In 27 Prozent aller Fälle habe der Missbrauch länger als ein Jahr angehalten.
Bis Ende des Monats sollen Kirche und Behörden die Namen aller mutmaßlichen
Täter überreicht werden, die noch als Geistliche in der katholischen Kirche
aktiv sind.
Für den 3. März ist eine Sondersitzung Bischofskonferenz unter dem Vorsitz
von Dom José Ornelas anberaumt. Letzterer sagte in einer ersten Reaktion,
es handele sich um eine dramatische Situation, die nicht leicht zu bewältigen
sei. Man wolle nun "alle Aufmerksamkeit auf die Missbrauchsopfer richten".
Finanzielle Entschädigungen von bis zu 60.000 Euro pro Opfer stehen zur Debatte,
aber Opfer und deren Sprecher wiesen diese Summe empört zurück.
Der französische Kontext
Anlass für die Untersuchung in Portugal war ein offener Brief, der von Hunderten
portugiesischer Katholiken unterzeichnet wurde, die nach dem Skandal um die
katholische Kirche in Frankreich eine Untersuchung ähnlicher Missstände forderten.
In Frankreich wurden mehr als 300.000 Fälle gemeldet, wobei die gleiche
Methode angewandt wurde: statistische Extrapolation von direkten Anzeigen.
Ein systemisches Problem
Das Thema hat die Gesellschaft zutiefst erschüttert, auch wenn sich die katholische
Kirche wiederholt entschuldigt und die offizielle Rhetorik, die von "Einzelfällen"
sprach, revidiert hat.
Eines der schwierigsten Kapitel dürfte die Vertuschung der Fälle durch die
katholische Hierarchie sein, ein gemeinsames Merkmal mehrerer der in Portugal
vorgetragenen Zeugenaussagen.
Die Schlussfolgerungen offenbaren ein systemisches Problem, das in der gesamten
Institution verbreitet ist und in einem Jahr, in dem der Papst zum Weltjugendtag
(1.-6. August) nach Lissabon reist, mehrere Fragen offen lässt.
Soweit der Text von Hartmut Krauss, hier die Atheisten-Info-Anmerkungen:
Das Eheverbot für katholische Priester war seinerzeit im Jahre 1139 auf
dem zweiten Lateran-Konzil eingeführt worden, weil sich wohl abzeichnete, das
damals erblühende Feudalsystem könnte sich auch im Klerus etablieren, dass
also Pfarren und Diözesen zu Feudaleinrichtungen mit familiärem Erbrecht werden
könnten und Pfarrer und Bischöfe dann ihre ältesten Söhne als Erben und
Nachfolger einsetzen könnten. Das wollte man nicht und verbat daher den Klerikern
die Ehe, zusätzlich wurde auch festgelegt, dass trotzdem gezeugte Pfarrerskinder
kein väterliches Erbrecht hätten.
Das hat im Laufe der Zeit dazu geführt, dass junge Männer, die sich nicht
von Frauen angezogen fühlten, das Priesteramt als passenden Beruf einstuften,
Homosexuelle und vorallem Päderasten, also Knabenliebhaber, erlebten sich selber
als Heranwachsende als für das Priesteramt geeignet. Meinereiner kann sich
noch erinnern, dass in meinen Jugendjahren seinerzeit Homosexualität noch ein
Tabuthema war, das dauerte relativ lang bis man im Lauf in oder erst nach der
Pubertätszeit endlich erfuhr, dass ein "Warmer" ein männliches Wesen
sei, das seine seelische und körperliche Liebe nicht den Frauen, sondern anderen
Männern zuwandte! Und so gab und gibt es eben überprozentuell viele warme
Priester und Knabenliebhaber! Das katholische Kinderschänden (das deswegen
ja deutlich überwiegend an Knaben vollzogen wird) würde durch die Aufhebung
des katholischen priesterlichen Eheverbotes in den kommenden Jahrzehnten sicherlich
langsam verschwinden, weil sich Päderasten nicht mehr zu diesem Beruf berufen
fühlen würden. Oder andere Methode: Bei der Priesterweihe werden Priester
kastriert, das hätte eine noch sichere Wirkung!