Bericht erschüttert Portugal:

Knapp 5.000 Kinder in der katholischen Kirche missbraucht

Anmerkung atheisten-info: meinereiner hatte am 15. & 16.2. keine Zeit für die Homepage, heute am 17.2. geht es wieder weiter!

Aussendung von Hartmut Krauss vom 15.2.2023

Die schmerzhafte Schlussfolgerung war erwartet worden, die konkreten Zahlen sind dennoch ein großer Schock. In den vergangenen sieben Jahrzehnten wurden mehr als 4.800 Kinder in der katholischen Kirche in Portugal sexuell missbraucht!
Das geht aus dem am 13.2.2023 vorgestellten Bericht einer unabhängigen Kommission hervor. Bei den zweifelsfrei bestätigten Opfern 4.815 handele sich um "eine absolute Mindestzahl", so Ausschuss-Koordinator Pedro Strecht. Seit den 1950er-Jahren habe es wohl viel mehr Fälle gegeben.
Der angesehene Kinderpsychiater sprach von dramatischen Folgen für die Betroffenen. "Ein Großteil der Opfer distanziert sich nach dem Missbrauch von der Kirche als Institution und von der religiösen Praxis. Und diese Haltung bleibt über Generationen hinweg bestehen."

Opfer waren im Schnitt 11,2 Jahre jung
 Die Opfer waren dem Bericht zufolge im Schnitt 11,2 Jahre jung. 25 Missbrauchsfälle seien bereits der Staatsanwaltschaft übermittelt worden, aber viele davon schon verjährt.
Der Ausschuss unter dem Motto "Dem Schweigen eine Stimme geben" hatte seine Arbeit Anfang 2022 aufgenommen, nachdem Portugal von der Enthüllung vieler Missbrauchsfälle erschüttert worden war.
Insgesamt wurden mehr als 500 Zeugen angehört. Die meisten Missbrauchsfälle hätten sich zwischen 1960 und 2000 ereignet.
Nur 4% der Opfer haben irgendwann Anzeige erstattet
Den Angaben zufolge sprach fast die Hälfte (43 Prozent) der befragten Opfer verschiedenen Alters gegenüber dem Ausschuss nach oft jahrzehntelangem Schweigen erstmals über ihr Leiden. Nur 4 Prozent der Opfer habe irgendwann Anzeige erstattet. In 27 Prozent aller Fälle habe der Missbrauch länger als ein Jahr angehalten.
Bis Ende des Monats sollen Kirche und Behörden die Namen aller mutmaßlichen Täter überreicht werden, die noch als Geistliche in der katholischen Kirche aktiv sind.

Für den 3. März ist eine Sondersitzung Bischofskonferenz unter dem Vorsitz von Dom José Ornelas anberaumt. Letzterer sagte in einer ersten Reaktion, es handele sich um eine dramatische Situation, die nicht leicht zu bewältigen sei. Man wolle nun "alle Aufmerksamkeit auf die Missbrauchsopfer richten".
Finanzielle Entschädigungen von bis zu 60.000 Euro pro Opfer stehen zur Debatte, aber Opfer und deren Sprecher wiesen diese Summe empört zurück.

Der französische Kontext
Anlass für die Untersuchung in Portugal war ein offener Brief, der von Hunderten portugiesischer Katholiken unterzeichnet wurde, die nach dem Skandal um die katholische Kirche in Frankreich eine Untersuchung ähnlicher Missstände forderten.
In Frankreich wurden mehr als 300.000 Fälle gemeldet, wobei die gleiche Methode angewandt wurde: statistische Extrapolation von direkten Anzeigen.

Ein systemisches Problem
Das Thema hat die Gesellschaft zutiefst erschüttert, auch wenn sich die katholische Kirche wiederholt entschuldigt und die offizielle Rhetorik, die von "Einzelfällen" sprach, revidiert hat.
Eines der schwierigsten Kapitel dürfte die Vertuschung der Fälle durch die katholische Hierarchie sein, ein gemeinsames Merkmal mehrerer der in Portugal vorgetragenen Zeugenaussagen.
Die Schlussfolgerungen offenbaren ein systemisches Problem, das in der gesamten Institution verbreitet ist und in einem Jahr, in dem der Papst zum Weltjugendtag (1.-6. August) nach Lissabon reist, mehrere Fragen offen lässt.

Soweit der Text von Hartmut Krauss, hier die Atheisten-Info-Anmerkungen:
Das Eheverbot für katholische Priester war seinerzeit im Jahre 1139 auf dem zweiten Lateran-Konzil eingeführt worden, weil sich wohl abzeichnete, das damals erblühende Feudalsystem könnte sich auch im Klerus etablieren, dass also Pfarren und Diözesen zu Feudaleinrichtungen mit familiärem Erbrecht werden könnten und Pfarrer und Bischöfe dann ihre ältesten Söhne als Erben und Nachfolger einsetzen könnten. Das wollte man nicht und verbat daher den Klerikern die Ehe, zusätzlich wurde auch festgelegt, dass trotzdem gezeugte Pfarrerskinder kein väterliches Erbrecht hätten.
Das hat im Laufe der Zeit dazu geführt, dass junge Männer, die sich nicht von Frauen angezogen fühlten, das Priesteramt als passenden Beruf einstuften, Homosexuelle und vorallem Päderasten, also Knabenliebhaber, erlebten sich selber als Heranwachsende als für das Priesteramt geeignet. Meinereiner kann sich noch erinnern, dass in meinen Jugendjahren seinerzeit Homosexualität noch ein Tabuthema war, das dauerte relativ lang bis man im Lauf in oder erst nach der Pubertätszeit endlich erfuhr, dass ein "Warmer" ein männliches Wesen sei, das seine seelische und körperliche Liebe nicht den Frauen, sondern anderen Männern zuwandte! Und so gab und gibt es eben überprozentuell viele warme Priester und Knabenliebhaber! Das katholische Kinderschänden (das deswegen ja deutlich überwiegend an Knaben vollzogen wird) würde durch die Aufhebung des katholischen priesterlichen Eheverbotes in den kommenden Jahrzehnten sicherlich langsam verschwinden, weil sich Päderasten nicht mehr zu diesem Beruf berufen fühlen würden. Oder andere Methode: Bei der Priesterweihe werden Priester kastriert, das hätte eine noch sichere Wirkung!