Meinereiner hatte seinerzeit einige Kontakte mit Erwin
Riess, das ist schon länger her, er war ein engagierter Vertreter von Behinderteninteressen
und ein wichtiger Schriftsteller. Hier darum anlässlich seines Todes am 25.3.2023
einige Aussagen über ihn aus Wikipedia: "Erwin Riess (geboren 1957)
war ein österreichischer Politikwissenschaftler und Publizist; seit 1983 Rollstuhlfahrer,
war er Behindertenaktivist und seit 1994 freier Schriftsteller. Er verfasste
Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher und Prosa.
Nach der Schulzeit in Krems, Niederösterreich, studierte Riess an der Universität
Wien Politik- und Theaterwissenschaft, wurde 1984 am Institut für Staatswissenschaft
mit der Dissertation Ökonomische und staatliche Strukturen des österreichischen
Kapitalismus im Aufriß zum Dr. phil. promoviert und arbeitete zunächst als
Verlagslektor.
Nach einem Rückenmarkstumor wurde er zum Rollstuhlbenutzer. Er engagierte sich
für die Anliegen behinderter Menschen in der Gesellschaft. Von 1984 bis 1994
war er wissenschaftlicher Referent für behindertengerechtes Bauen im österreichischen
Wirtschaftsministerium. Er engagierte sich bei EUCREA, dem europäischen Netzwerk
für Kreativität von und für Personen mit Behinderung. 1998, 2000 und 2002
hatte er an der Universität Klagenfurt Gastprofessuren für Integrationspädagogik
inne.
Seit 1994 lebte er als freier Schriftsteller. Bekannt wurde er als Theaterautor
und Verfasser von absurden Kriminalromanen. 1998 war er Writer in Residence
an der New York University. Er schrieb u. a. regelmäßig für die linken Zeitschriften
Volksstimme und konkret und in der linken Tageszeitung junge Welt, in der er
unter dem Titel „Korrespondent Groll“ regelmäßig aus Österreich berichtete.
Erwin Riess, der seit 2007 in Wien und Kärnten lebte, engagierte sich auch
politisch und kandidierte bei der Nationalratswahl 2017 für die KPÖ Plus.“
Auf der Site „Zeitung der Arbeit“
heißt es über ihn:
"Ein Nachruf von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei
der Arbeit Österreichs (PdA).
Die Kremser VOEST-Siedlung, wo er aufgewachsen ist, sollte Trauer tragen.
Erwin Riess, der Autor, Stückeschreiber und Essayist, der als Ferialarbeiter
auch selbst zu den VOEST-Hacklern gehörte, ist im Alter von 65 Jahren gestorben.
Mit Fug und Recht kann man sagen, dass der seiner Herkunft stets treu blieb
und ein kritischer, zuweilen bissiger, aber verlässlicher Intellektueller an
der Seite der Arbeiterschaft war.
Erwin, der sich der glitschigen Seichtigkeit des linksliberalen Mainstreams
stets verweigerte, war der Erschaffer des Herrn Groll. Dieser in zahlreichen
Artikeln und Büchern zumeist auf Reisen oder bei der Schiffsbeobachtung an
der Donau befindliche kritische Geist im Rollstuhl wird begleitet vom Dozenten,
seinem Pendant aus der Welt der Sozialwissenschaften. Erwin, selbst nach einem
schweren Rückenmarksleiden in jungen Jahren, das zu spät als Tumor erkannt
wurde, an den Rollstuhl gefesselt, ließ seine Figur Groll schonungslos Dummheit
und Arroganz geißeln. Er regte sich über die Ignoranz gegenüber behindertengerechtem
Bauen ebenso auf wie über die herrschenden kapitalistischen Verhältnisse und
die Inkompetenz der Politik. Herr Groll war historisch wie nautisch versiert
und ging keinem Disput mit dem Dozenten aus dem Weg.
Nach dem Sieg der Konterrevolution schrieb Erwin Riess für die Zeitung "Der
Streit" im Jahr 1992 einen Beitrag mit dem Titel 'Habsburgs Rache. Die
Revolution der kleinen Leute ist tot.' Er lässt darin einen alten Kommunisten
sagen: 'Es ist nicht zu leugnen, dass die kleinen Leute – im Osten wie im
Westen – verloren haben. (…) Sie werden jetzt aufs neue verhöhnt und ausgeplündert.
Einige Jahrzehnte lang war dies in Europa nur begrenzt möglich. Nicht mehr,
aber auch nicht weniger war der Sozialismus der kleinen Leute. Nichts ist dümmer,
als zu sagen, es war kein Kommunismus, nichts ist schäbiger, als besserwisserisch
zu verkünden, es wäre für ihn zu früh gewesen, der Kommunismus war 1917
höchst an der Zeit – und heute ist er überfällig' - Es gibt leicht zugängliche
Sammlungen der Ausbildungen, beruflichen Stationen, Werke und Auszeichnungen
von Erwin Riess. Daher sei nur eine seiner vielen Facetten noch hervorgehoben:
Er war von 1984 bis 1994 wissenschaftlicher Referent für behindertengerechtes
Bauen im österreichischen Wissenschaftsministerium. Sein diesbezügliches Engagement
trug viel zu Verordnungen und Normen bei, die bei Neubauten beachtet werden
müssen. Er bezeichnete sich selbst als Behindertenaktivisten und trat in vielfältiger
Weise für eine Verbesserung der Lebensbedingungen behinderter Menschen ein.
Erwin Riess lebte zuletzt in Kärnten und Wien-Floridsdorf.
Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seinen Liebsten, seinen Freundinnen und
Freunden und den zahlreichen Verehrern seiner Literatur und Lebensart."
Erwin Riess, Bild von seiner Homepage: https://www.erwin-riess.at/