Am Anfang war Billy Graham. Mitten im Kalten Krieg etablierte sich der US-amerikanische Prediger als "Papst" der Evangelikalen – einer christlich-konservativen Bewegung, die das Ziel verfolgt, den gesellschaftlichen Einfluss der Religion auszubauen. Sein "großer Kreuzzug" wurde in den folgenden Jahrzehnten von einer mächtigen politisch-religiösen Lobby vereinnahmt.
Jesus
lebt, und das Christentum ist in vollem Aufschwung. Diese Wiederauferstehung
ist nicht den sogenannten „historischen“ Konfessionen – katholisch, evangelisch,
orthodox – zu verdanken, sondern den Evangelikalen. Laut Schätzungen werden
2025 über 800 Millionen Menschen dieser Strömung angehören. Die christliche
Erneuerungsbewegung hat sie über alle Kontinente hinweg binnen weniger Jahrzehnte
bis an die Spitze der Macht gebracht.
Wie ist es den Evangelikalen gelungen, ihre neue moralische Ordnung durchzusetzen
und überall dort, wo sie an die Regierung kommen, die Trennung von Geistlichem
und Weltlichem, von Religion und Politik in Frage zu stellen? Wie
lässt sich dieser ultrakonservative Umschwung erklären?
Am Anfang war Billy Graham. Mitten im Kalten Krieg faszinierte der charismatische
Prediger die Massen auf der ganzen Welt ebenso wie die herrschenden Eliten in
Washington. Er wurde zum „Papst“ der Evangelikalen und verhalf dieser neuen
christlichen Bewegung zu einem enormen Aufschwung. Auf seinen Reisen um den
Globus füllte er ganze Stadien, wandte sich in einfachen Worten an die Neubekehrten
und brachte so eine Missionierungsdynamik in Gang, die immer mehr Menschen dazu
bewegte, sich in den Dienst Gottes zu stellen. Bald wimmelte es auf allen Kontinenten
nur so von Megachurches, und von Korea über Nigeria bis Brasilien ernteten
neue religiöse Führer erfolgreich, was Billy Graham gesät hatte – und gaben
ihrem spirituellen Kampf eine noch radikalere Ausrichtung.
Die Evangelikalen zählen nicht nur zu den dynamischsten Strömungen des zeitgenössischen
Christentums, sie sind auch eine mächtige politisch-religiöse Bewegung, die
es sich zur Aufgabe gemacht hat, jede Entwicklung zu bekämpfen, die eine Gefahr
für die gesellschaftliche Vormacht der sogenannten „jüdisch-christlichen“
Kultur darstellen könnte. Aus diesem Grund lehnen sie Abtreibung, Gleichberechtigung
von LGBTIQ-Personen und Islam vehement ab und bestreiten die Evolutionstheorie
ebenso wie die Existenz des Klimawandels. Im Ergebnis verhalf die Christliche
Rechte mit Unterstützung ihrer evangelikalen Gefolgschaft Gestalten wie Donald
Trump in den USA und Jair Bolsonaro in Brasilien zur Macht, die zwar zwielichtige
Machenschaften verfolgten, aber im Namen Gottes regieren wollten.
Soweit der Text von Arte, hier auf atheisten-info.at wurde ja schon oft über die massive Verbreitung von Religion in den USA geschrieben, da dort die elemantaren Einrichtungen eines leistbaren zuverlässlichen Sozialstaates für alle fehlen, hat sich speziell unter den davon Betroffenen die Götterei massiv gehalten, wenn die z.B. kein Geld haben und keine privat abgeschlossene Krankenversicherung (eine allgemeine leistbare Pflichtversicherung gibt es in den USA nicht), dann müssen sie zu Gott beten, statt zum Doktor oder ins Spital gehen zu können...
Hier der Link zur Homepage https://www.arte.tv/de/videos/RC-023779/evangelikale-mit-gott-an-die-macht/