hier der Arte-TV-Bericht auf YouTube:
Verfügbar vom 11.4 bis 10.5.2023
Priester
als Täter, Kinder als Opfer: Lange tabu, jetzt sichtbar: Sexueller Missbrauch
im Umfeld der Katholischen Kirche. Und der Staat? Er schaut oft weg.
Die Doku untersucht die "Beißhemmung" weltlicher Justiz und
das kirchliche Vertuschungssystem in Europa. Eines der porträtierten Opfer
ist François Devaux, selbst Missbrauchsopfer und Gründer einer Betroffeneninitiative
in Lyon. Was lange vertuscht wurde, ist inzwischen durch die weltweite Aufdeckung
sexuellen Missbrauchs im Umfeld der katholischen Kirche sichtbar geworden. Immer
neue Fälle, horrende Zahlen – allein in Frankreich werden über 300.000 Opfer
gezählt –, schleppende Aufklärung und noch zögerlichere Entschädigungszahlungen
haben die Institution Kirche in eine tiefe Krise gestürzt. Europas Gläubige
kehren ihr zu Hunderttausenden den Rücken. Und der Staat? Er steht immer noch
viel zu häufig an der Seitenlinie, wenn die pädokriminellen Täter einen weißen
Stehkragen tragen, von dem ein Kreuz baumelt. Gerade auch in Deutschland. „Das
ist nicht nur ein Kirchenversagen, das ist ein Staatsversagen“, sagt der Münchener
Sozialpsychologe Heiner Keupp dazu. Professor Keupp, der selbst Mitglied der
Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Bundes ist, hält es für absurd,
dass es der katholischen Kirche auch mehr als zehn Jahre nach Bekanntwerden
des flächendeckenden Missbrauchs in Deutschland noch immer gestattet sei, die
Aufarbeitung der Verbrechen in Eigenregie zu organisieren. Der Dokumentarfilm
untersucht die staatliche „Beißhemmung“ und die systematische Vertuschungsstrategie
der Kirche und hat in Deutschland, Frankreich und Belgien mit Opfern, Kirchenmännern
und Aktivisten gesprochen. Einer von ihnen ist François Devaux, selbst Missbrauchsopfer
und Gründer einer Betroffeneninitiative in Lyon. Dokumentarfilm
von Helmar Büchel