Graz: Ein Bad für jede Gemeindewohnung

Aussendung von Ernest Kaltenegger am 6. Juni 2023, er ist ein steirischer KPÖ-Politiker. Er war Wohnungsstadtrat in der steirischen Landeshauptstadt Graz

Ein Kulturprojekt der besonderen Art
Eine Wohnung ohne Bad oder Dusche und vielleicht sogar mit WC am Gang? Was heutzutage nur noch schlecht vorstellbar ist, war vor gut zwanzig Jahren für hunderte Mieterinnen und Mietern von städtischen Altbauwohnungen Realität.
Als nach der Gemeinderatswahl 1998 die KPÖ in den Grazer Stadtsenat einzog, wurden wir sehr bald mit dem Problem von Substandardwohnungen  im städtischen Besitz konfrontiert. Offensichtlich war die Verbesserung von schlecht ausgestatteten Wohnungen den bisher dafür politisch Verantwortlichen nicht gerade ein Herzensanliegen. Was dies für die in solchen Wohnungen lebenden Menschen bedeutet, schien die Verantwortlichen nicht sehr zu bewegen.

SUBSTANDARD
Natürlich waren vor 100 Jahren Wohnungen ohne Bad absolut keine Seltenheit. Dafür gab  es noch öffentliche Badeanstalten mit Duschen oder Wannenbädern, die es ermöglichten – meist wenigstens einmal wöchentlich – sich umfassend zu reinigen. Nachdem sich dann doch allgemein die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass ein Bad kein Luxus ist sondern auch der Gesundheit dient, wurde bei der Errichtung von neuen Häusern der Einbau von Bädern endlich zu einer Selbstverständlichkeit. Auf nicht wenige stadteigene Altbauten hatte man offensichtlich vergessen und einfach keinen Handlungsbedarf gesehen.

KPÖ ÜBERNIMMT
Natürlich wurde seitens der KPÖ bei der Übernahme der Verantwortung für die Gemeindewohnungen dieses Problem umgehend thematisiert und ein Budget für die Behebung dieses Mißstandes gefordert. Die Reaktion der anderen Stadtsenatsparteien war jedoch– freundlich ausgedrückt – eher verhalten. 1999 ergab sich unerwartet eine neue Möglichkeit zur Thematisierung der Benachteiligung zahlreicher Menschen in unserer Stadt: Graz erhielt den Zuschlag bei der Nominierung zur Kulturhauptstadt Europas 2003.

KULTURHAUPTSTADT ALS CHANCE
Umgehend wurden KPÖ-Plakate angebracht mit der klaren Botschaft „Auch das ist Kultur: Ein Bad für jede Gemeindewohnung!“. Grundgedanke war, dass man Kultur als nicht etwas Enges sehen darf, Kultur sollte alle Bereiches des Lebens erfassen. Wohnen als Grundbedürfnis von Menschen gehört natürlich unbedingt dazu. Nach einigen Diskussionen setzte sich diese Auffassung durch. Vor allem die Gestalter des Kulturhauptstadtjahres waren von dieser Idee angetan. Die Folge war, dass die Stadt die notwendigen Mittel für den Einbau von Duschen in den Substandardwohnungen  der Gemeinde bereit gestellt hat.

KULTUR FÜR ALLE
Heute könnten sich die meisten Mieterinnen und Mieter dieser Wohnungen ein Leben ohne Dusche wahrscheinlich nicht mehr vorstellen. Fliesen mit dem Logo des Kulturhauptstadtjahres 2003 in den Bädern erinnern auch heute noch an dieses Ereignis vor zwanzig Jahren. Ein Beweis, dass Kultur wirklich alle Bereiche des Lebens von Menschen erreichen kann.

Nachbemerkung atheisten-info: In der Steiermark hat die dortige KPÖ hauptsächlich durch Ernest Kaltenegger und durch die jetzige Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr tatsächlich Politik für die arbeitende Bevölkerung gemacht, es ist ja schon lange her, dass man damit aufhören musste bzw. konnte, ständig die Sowjetunion verteidigen zu müssen, es zeigte sich zuerst in der Steiermark, dass man als KPÖ durchaus Wertschätzung erleben kann, jetzt hat das auch in Salzburg funktioniert und bei Wahlumfragen liegt man jetzt in Österreich über fünf Prozenz...