Kirchentag mit Moses und Spaghettimonster

Daniela Wakonigg am 7. JUNI 2023 auf https://hpd.de/

Kirchentage, Finanzen, Trennung von Staat und Religion,
Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters (FSM)


Eine Spaghettimonster-Prozession macht Halt beim 11. Gebot am Evangelischen Kirchentag in Dortmund 2019.© Daniela Wakonigg

Von heute bis Sonntag findet in Nürnberg der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag statt – gefördert mit rund 10 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln. Gegen die massive staatliche Förderung des religiösen Großevents wird auch diesmal wieder die Kunstaktion "Das 11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!" mit ihrer überlebensgroßen Moses-Figur demonstrieren.
Für eine schmackhafte Glaubensalternative im christlichen Einheitsbrei sorgt die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters.

Rund 22 Millionen Euro wird der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag voraussichtlich kosten. Knapp die Hälfte davon stammt aus öffentlichen Geldern, also Steuergeldern der Allgemeinheit. Das Land Bayern zahlt 5,5 Millionen Euro und die Stadt Nürnberg vier Millionen Euro (etwa eine Million davon in Sachleistungen), der Bund 500.000 Euro. Besonders brisant daran ist, dass Nürnberg mit rund 1,9 Milliarden Euro Schulden bayerische Schuldenkönigin ist und bereits drastische Sparmaßnahmen angekündigt hat, unter anderem bei städtischen Großveranstaltungen.


BeispielbildDer "Nackte Luther", Dortmund 2019. (© Daniela Wakonigg)

Der Bund für Geistesfreiheit Bayern (bfg Bayern) hatte die Entscheidungsträger deshalb bereits im vergangenen Herbst gerügt. "Das kann ja wohl nicht sein, dass die Stadt beim öffentlichen Dienst spart und die eigenen Veranstaltungen reduziert, während eine innerkirchliche Veranstaltung mit vier Millionen Euro großzügig gefördert wird", hatte Frank Riegler, stellvertretender Vorsitzender des bfg Bayern und Vorsitzender des bfg Erlangen die großzügige Finanzierung des religiösen Events kritisiert und dafür plädiert, die Kirchentagsgelder besser in die öffentliche Infrastruktur wie den Ausbau des ÖPNV, für Schulen und Kitas zu verwenden.

Gegen die massive Finanzierung von Kirchentagen aus öffentlichen Geldern richtet sich auch die Kunstaktion "Das 11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!".
Mit seiner überlebensgroßen Mosesfigur samt Steintafel ist Aktionskünstler David Farago von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) seit 2014 auf allen Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen präsent, um über die Finanzierungspraxis der religiösen Großevents aufzuklären. Seit dem Evangelischen Kirchentag 2017 ist Moses auf Evangelischen Kirchentagen überdies in Begleitung vom "Nackten Luther", der die Glorifizierung des Antisemiten Luther in evangelischen Kreisen kritisiert.

Während das 11. Gebot die staatliche Finanzierung des Kirchentags kritisiert, packt das Event die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland (KdFSMD - https://www.pastafari.eu/ ) bei seinem innersten Kern: dem Glauben. Auf dem "Markt der Möglichkeiten" (Halle 4 Stand-Nummer 4-D09 des Kirchentags) werden die Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters den christlichen Besuchern während der gesamten Dauer des Kirchentags eine schmackhafte Glaubensalternative präsentieren: den Pastafarianismus. Am Stand werden Enttaufungen stattfinden, Nudelmessen zelebriert, die wundersame Verwandlung von Wasser in Bier vorgeführt und die Wirkung nudeliopathischer Mittel erklärt. Junge und junggebliebene Besucher dürfen in der Spaghettimonster-Kinderbibel blättern. Beim Kirchentag setze man auf das "Wirken von innen", ist in einer Pressemitteilung der KdFSMD zu lesen. Man wolle den Abergläubischen mit den Argumenten der einzig wissenschaftlichen Religion den nudeligen Weg weisen.