Kirchenbeitrag: "Die Zahlungsmoral ist ganz schlecht"

Thomas Orovits im Kurier am 2.7.2023
Der Wirtschaftliche Generaldirektor Johannes Stipsits über den finanziellen Zustand der katholischen Kirche.

Seit 1. September 2022 ist Johannes Stipsits (53) Wirtschaftlicher Generaldirektor der Diözese Eisenstadt. Der Finanz- und Steuerexperte will nach einer Karriere in Europa seine Heimatkirche auf ein solides wirtschaftliches Fundament stellen und dabei auch manch alten Zopf abschneiden. „Ich hinterfrage alles“, lautet sein Credo. Den Gestaltungsspielraum dafür hat er, denn der wirtschaftliche und der pastorale Teil der Diözese sind nun organisatorisch voneinander getrennt. „Auch Rom beschreitet diesen Weg und holt immer mehr Laien in Spitzenämter“, sagt der frühere Stinatzer Ministrant, der sich selbst als Visionär und vorsichtigen Kaufmann in Personalunion beschreibt und von der Unverzichtbarkeit der katholischen Kirche zutiefst überzeugt ist.

KURIER: Ihre Position gibt es in keiner anderen Diözese. Hat Sie Bischof Ägidius Zsifkovics als Sanierer geholt?
Johannes Stipsits: Angesichts großer Umbrüche von Energiekrise bis Teuerung und einem Mix aus steigenden Ausgaben und sinkenden Einnahmen müssen wir viele Strukturen neu aufsetzen. Sanierung geht damit Hand in Hand. Sorgen muss man sich um die Diözese nicht machen. Aber würde man langfristig so weitertun wie bisher, fährt man irgendwann gegen die Wand – das trifft auf viele Diözesen zu, nicht nur in Österreich.

Soweit der Text von der Kurier-Homepage (der Artikel steht nicht vollständig online).
Aber schauen wir uns einmal die offiziellen Zahlen an, der letzte vorliegende kirchlich-katholische Rechnungsbericht ist allerdings von 2021, hier der Screenshot davon:

Das Haupteinkommen stammt vom Kirchenbeitrag, den jedes Kirchenmitglied gemäß den kirchlichen Regeln (1,1% des steuerpflichtigen Einkommens, davon wird der "allgemeine Absetzbetrag" von derzeit 56 Euro abgezogen) zahlen muss. Nichtzahler werden verklagt und wenn nötig gepfändet.
Der obige Jahresbericht weist einen Verlust von 11.838.000 aus (die Angabe der Beträge erfolgt im Bericht jeweils in 1000 Euro), dieser entstand aber offensichtlich aus den Rücklagen von knapp 24,5 Mio! Real hatte man einen Überschuss von gut 12,6 Mio Euro! 428 Mio. Euro benötigen die Diözesen für Personalkosten, der Personalaufwand für die Laienmitarbeiter (246 Mio.) ist dabei gemäß der kirchlichen Angaben höher als der für den Klerus (102 Mio.). Rund 81 Mio. Euro werden für die Altersvorsorge aufgewendet.
So, das wäre es, wer Kirchenbeitrag zahlt, ist selber dafür verantwortlich, weil ein Kirchenaustritt beendet diese Zahlungen! Meinereiner ist seinerzeit rund zwei Wochen vor der Volljährigkeit ausgetreten und hat darum nie einen Groschen oder Cent an die Kirche zahlen müssen! Amen, so war es und so ist es!
PS: Der o.a. Titel des Kurier-Berichtes ist Unsinn. Die Kirchen können Mitglieder, die ihren Kirchenbeitrag nicht zahlen, ja gerichtlich zur Zahlung zwingen!