Die Bibel ist voll von seltsamen bizarren Geschichten und Aussagen. Eine meines Erachtens besonders delikate Angelegenheit ist die Prüfung der Treue durch Gott gegenüber Abraham, dem aufgetragen wurde seinen Sohn Isaak dem lieben Gott zu Ehren zu opfern und in Genesis 22 nachzulesen. Der brave Gefolgsmann und Stammvater der abrahamitischen Religionen nahm tatsächlich das Messer um seinen Sohn zu schlachten, doch der gütige Gott hat sich in letzter Sekunde noch erbarmt, als sich nämlich der Engel des Herrn gerührt hat und Abraham aufgetragen hat seinen Sohn doch nicht zu töten, sondern als Ersatzbefriedigung für seinen großen Blutdurst einen Widder.
Ich breite nunmehr eine insoweit vergleichbare Geschichte aus, als es
um die Opferung eines Sohnes durch den Vater geht und dies von einer Stimme
eines unsichtbaren „Herren“ ausgeht.
Allerdings findet die Opferungssituation nicht in den antiken heiligen Stätten
im bronzezeitlichen Palästina mit den Statisten Abraham und Isaak und der Stimme
des JHWH statt, sondern am Ende des 20. Jahrhunderts in der Hasengasse im 10.
Wiener Gemeindebezirk mit den Statisten Edmund (Mundl) Sackbauer und Karli Sackbauer,
Mundls Sohn, und einer Stimme eines Herrn, der sich ir-gendwie bei Mundl meldet
(dies in Anlehnung an die unterhaltsame österreichische TV-Serie „Ein echter
Wiener geht nicht unter.“). Ich gehe davon aus, dass eine Stimme eines Unsichtbaren
vom Mundl in etwa folgende Antworten bekäme, wenn sie Mundl auffordern würde,
er solle seinen eigenen Sohn opfern. Die Situation könnte sich etwa wie folgt
zutragen (Hinweis: Mundl spricht in wienerischer Mundart):
Stimme eines Herrn: „Hallo Herr Sackbauer, ich bin der Herr!“
Mundl: „Aha, was für a Herr? Ich kann Sie gar net sehen.“
Stimme eines Herrn: „Ich bin Dein Herr. Bis jetzt sind wir gut ausgekommen.
Ich möchte Dich prüfen, Deinen Gehorsam.“
Mundl: „Aha, wenn Sie der Herr san, was derf I denn machen?“
Stimme des Herrn: „Ich verlange von Dir: Bring Deinen Sohn Karli mir
zu Ehren um?“
Mundl: „Wos? Den Karli, den Trottel, meinen eigenen Sohn?“
Stimme des Herrn: „Ja, ich verlange das. Abraham war vor langer Zeit
auch bereit mir zu gehorchen. Jetzt bist Du dran. Ich als Dein Herr verlange
Gehorsam. Nimm das Messer aus der Küche und töte den Karli! Ich behle es Dir“
Mundl: „Was Gehorsam? Heast, Dir haben‘s wohl ins Hirn gschissen.
I leg da glei ane auf, dass da 100 Joar der Schädel wackelt, Du Orschloch!
I wer do net mein Karli, den Trottel, wegen Dir umbringn.I kann di ja net amal
sehn.“
Stimme des Herrn: „Mundl, sei folgsam. Mach, was ich Dir als Dein Herr
und Gott befehle!“
Mundl: „Halt, so deppat bin I a wieda net. Wenn Du solche perversen
Wünsche hast, bist Du gar ka Gott! Du bist a perverses Oarschloch und nix anderes!
Schleich di! Sunst schiass I da a no a Bierflaschen nach!“
Stimme des Herrn: „Beruhige Dich Mundl! Ich muss leider einsehen, dass
sich die Zeiten seit dem getreuen Abra-ham geändert haben. Ich verlange für
heutige Maßstäbe vielleicht etwas zu viel für die Prüfung der Treue. Wenn
ich so recht überlege reicht mir als Zeichen Deiner Treue, dass Du mir zu Ehren
den Schurli (das ist der Wellensittich der Familie Sackbauer) opferst. Das müßte
aber schon möglich sein!“
Mundl: „Na, den Schurli, den Trottel, kriagst a net! Schleich di! Hau
di über die Häuser, Du Oarschloch! Mit Dir red I gar nimmer!“
Hiermit endete der Dialog zwischen Edmund Sackbauer und der Stimme eines Herrn, der sich als göttlich ausgab, und wurde nicht mehr fortgesetzt. Herr Sackbauer brachte nämlich auf seine ihm eigene Art zum Ausdruck, dass ihm an der Fortführung des Dialogs mit einer Stimme aufgrund der geäßerten delikaten Gehorsamswünsche überhaupt nicht gelegen war.
Was können wir aus diesem Vergleich einer Szene im unterschiedlichen soziologisch-kulturellen Kontext ableiten: Zunächst, Edmund Sackbauer ist nicht geeignet, Stammvater von hochgeschätzten Weltreligionen zu sein. Seine Gefolgschaft und Opferbereitschaft ist hierfür einfach zu gering. Er war einer Stimme eines Herrn gegenüber nicht bereit seinen Sohn Karli und nichteinmal den Wellensittich Schurli zu opfern. Bestenfalls wäre Edmund Sackbauer, wenn er mit einer Stimme eines unsichtbaren Herrn konfrontiert gewesen wäre, wenn letzter nicht derart maßlose und perverse Wünsche wie die Tötung von Familienangehörigen oder Haustieren anordnet, bereit gewesen eine Flasche Bier und eine „Hasse“ (heiße Wurst, Bratwurst) zu opfern, dies im Sinne von spendieren.
Ich interpretiere die Prüfung durch eine Stimme, die sich als göttlich ausgibt, wenn sie die Tötung eines geliebten Menschen verlangt, dahingehend, dass diese Stimme aufgrund des Inhalts alles andere als positiv ist und schon gar nicht göttlich, sondern geradezu das Gegenteil hiervon, nämlich äußerst minderwertig und pervers. Hinter der Geschichte von Abraham und Isaak, die nie gelebt haben, stehen mit Sicherheit nur Menschen, die eine folgsame unkritische Gefolgschaft gegenüber der Priesterschaft etablieren wollten. Die Prüfung der Treue Abrahams gegenüber Gott erkenne ich in diesem Sinne so, dass die sich aus dem Himmel rührende Stimme die Prüfung als Gott jedenfalls nicht bestanden hat. Dieser vermeintliche Gott aus der Bibel und dem Tanach (der jüdischen Bibel) ist offensichtlich nur eine ekelhafte Mißgeburt aus der Phantasie von Menschen, die bewußt gelogen haben und die ganze Geschichte frei erfunden haben um Menschen zu manipulieren.