Zigtausend esoterische Wahrheiten

In den OÖNachrichten war am 10.9.2013 eine Antwort von Chefredakteur Mandelbauer auf eine Leserzuschrift zu finden. Der Leser hatte sich darüber beschwert, dass jeden Tag in den OÖN ein Mondkalender abgedruckt würde, so sei an einem Tag vom Backen abgeraten worden, weil durch die Mondstellung der Teig nicht aufginge. Der Leser wollte dazu von der Zeitung wissen, ob man bei den Bäckereien eine Umfrage gemacht habe, wie diese mit den vom Mond verursachten Backproblemen umgegangen seien.

Chefredakteur Mandelbauer schrieb zurück:
"(..) Ich maße mir nicht an, beurteilen zu können, welche Auswirkung die Mondphasen auf unseren Schlaf haben oder auf die Qualität des im Wald gefällten Holzes. Ich halte es auch eher so wie Sie, dass ich daran glaube, was sich wissenschaftlich belegen lässt. Andererseits weiß ich, dass es zigtausende Leserinnen und Leser sind, die sich für die Mondphasen, das Horoskop und sonstige parawissenschaftliche Erklärungen interessieren. Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir dieser Gruppe einen wichtigen Teil ihrer Lektüre nicht nehmen können."

Soweit der Chefredakteur. Er gibt es freimütig zu, esoterische Einfaltspinsel zahlen auch für die Zeitung und bekommen dafür ihre Spielwiese, weil es solche Leute eben zu Zigtausenden gibt, sie also ein Wirtschaftsfaktor sind.

Einen Tag später gab es in den OÖN einen Bericht über einen Leser-Chat vom Vortag: Die Astrologin der Zeitung, eine gewisse Dorothea Lusenberger, beantwortete Leseranfragen.
Wer gewinnt die Wahl? Fragen Politiker und Wirtschaftstreibende auch bei Astrologen nach? Wonach wird meistens gefragt? Wie passen in der Liebe die Sternzeichen zusammen? Sollen Eltern für ihre Kinder Horoskope erstellen lassen? Plant die Astrologin ihr Leben astrologisch? Usw.

Den Antworten ist zu entnehmen, dass die Frau Lusenberger keine konkreten Antworten gibt. Weil z.B. für das Wahlergebnis bräuchte sie Geburtstag und Geburtsstunde der Parteiführer. Dass sie eigentlich auch den genauen Geburtsort brauchen täte, vergisst sie zu erwähnen. Aber das ist ja schließlich eh wurscht, sie könnte auch mit noch so genauen Angaben kein Wahlergebnis voraussagen.

Weil dass Astrologie reiner Quatsch ist, hat man längst nachgewiesen. Zum Beispiel im Vergleich der Lebensläufe von Personen, die in derselben Klinik zur selben Zeit geboren wurden und dadurch ja ein gleiches Horoskop haben müssten. Man hat solche Gleichheiten nicht gefunden. Oder der berühmte Test, wo Horoskope an Studenten verteilt wurden und diese dann sagen sollten, wie weit diese auf sie zuträfen. Sie trafen laut der Aussage der Teilnehmer in hohem Maß zu. Allerdings hatte jeder dasselbe Horoskop erhalten, die wie in Horoskopen üblich hauptsächlich aus Gemeinplätzen bestanden.

Die Frau Lusenberger ist auf meiner Site schon vorgekommen, ich hab ihr sogar Tipps gegeben, siehe Info Nr. 1002. Da ich diese Info auch einem Redakteur schickte und ich in der Folge wahrnehmen konnte, dass die täglichen astrologischen Prophezeiungen sich nunmehr meist an meine Tipps hielten (nämlich möglichst was Allgemeines und nichts Konkretes vorherzusagen), hat die Frau Lusenberger womöglich von mir wirklich was gelernt!

Aber dem Chat-Bericht war zu entnehmen, dass es die abergläubischen Einfaltspinsel, die tatsächlich glauben, die Sterne bestimmten unser Leben, in so einer großen Anzahl gibt, dass die Zahl der praktizierenden Gläubigen in der katholischen Kirche wahrscheinlich von der Zahl der Astrologie-Gläubigen übertroffen wird.

Was wieder einmal dem Albert Einstein das Wort gibt: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

Das "Opium des Volkes" wird heute weniger in Form der Christenlehre verabreicht, sondern als esoterischer Krimskrams und jedes Sternzeichen ist dabei sicherlich gleich dumm, was auch die Frau Lusenberger in ihrem Schlusssatz bestätigte, dass es nämlich definitiv bezüglich Glück und Zufriedenheit zwischen den Sternzeichen keinen Unterschied gebe. Man kann also mit einem abgewandelten Zitat von Karl Valentin schließen. Mit einem Sternzeichen ist es genauso wie mit irgendwas anderem.