Betroffene fordern Taten statt Tränen, eine staatliche Missbrauchskommission und Erleichterungen bei den Verbrechensopfer-Renten.
Heute fand im Parlament der mit großem Aufwand angekündigte und
im ORF live übertragene "Staatsakt Geste der Verantwortung" im
Beisein der Regierungsspitze und des Kardinals statt.
Nur Mitleid
Selten
hat man so viele weinende PolitkerInnen gesehen. - Wie befürchtet, bestand
der Staatsakt aus perfekt inszenierten Mitleidsbekundungen - ohne jede Konsequenz.
Die Übernahme von politischer Verantwortung durch die politischen und kirchlichen
Entscheidungsträger war nirgendwo erkennbar. "Wir fordern Taten statt
Worthülsen - etwa eine staatliche Aufklärungs-Kommission, Aufhebung
der Verjährung, die bisher die zivil- und strafrechtliche Verfolgung der
TäterInnen behindert hat, oder auch angemessene finanzielle Entschädigung.
Wichtig wäre auch und eine Erleichterung für den Bezug von Renten
nach dem Verbrechensopfergesetz", so Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener
kirchlicher Gewalt.
Betroffenen die Stimme geraubt
Die Betroffenen
dieses wohl größten Verbrechens der Nachkriegszeit hätten im
Zentrum der Veranstaltung stehen sollen und einige Vorausgewählte waren
auch eingeladen. Aber kein einziger durfte selbst über das Erlebte berichten.
Stattdessen hatte Nationalratspräsidentin Bures fünf Schauspieler
beauftragt Berichte vorzulesen. "Wolfgang Böck, Regina Fritsch, Miriam
Fussenegger, Karl Markovics und Florian Teichtmeister haben damit den tausenden
Betroffenen die Stimme geraubt und bei der Aufarbeitung der erlebten Verbrechen
zu reinen Statisten degradiert", so Rothwangl.
Leere Geste
Zwar
betonte NR-Präs. Bures, dass die Veranstaltung kein Schlussstrich sei.
Die Frage nach weiteren Maßnahmen wollte sie aber nicht beantworten. "Republik
und Kirche glauben, sie können sich mit einer weinerlichen Show ihrer Verantwortung
entziehen. Aber wir, die Betroffenen, wollen keine Tränen sondern Taten
sehen", so Rothwangl abschließend.
Wie streng man beim ORF wieder einmal kirchenfreundlich zensierte, zeigte
sich u.a. darin, dass die Live-Übertragung des "Staatsaktes"
nicht in die Mediathek gestellt wurde (laut ORF "weil das Thema so
sensibel ist") und dass die Protestkundgebung der Betroffenen beim Bundeskanzleramt
mit keinem Wort erwähnt wurde.
Das
Missbrauch-Papstmobil wurde zwar vom ORF gefilmt, aber nicht gesendet...
Beim
"Staatsakt" hatte man als kritisch erkannte Personen nicht zugelassen,
das gelang nicht vollständig - wie dieses Bild zeigt, wo Kardinal Schönborn
aus dem Publikum ausgebuht wird:
Gleichzeitig
sieht man aber anhand der leeren Plätze im Hintergrund, dass man es nicht
geschafft hatte, genug Jubler herbeizubringen.
Schönborn machte
bei seinem Auftritt keine gute Figur:
Er
sah krank und hinfällig aus, alles was er von sich gab, waren kostenfreie
Seufzer: "Wir haben in der Kirche wie auch im Staat zu lange weggeschaut.
Wir haben vertuscht, wir haben wenn Missbrauch bekannt geworden ist, Leute versetzt
und nicht abgesetzt. Für diese Schuld der Kirche stehe ich heute vor Ihnen
und sage: Ich bitte um Vergebung."
Solche Sätze nehmen einen
Bischof natürlich her, schließlich hatte er ja gelernt wie man sowas
zu vertuschen und zu leugnen hat. Dass er auch noch sagen hätte müssen,
"...und nicht angezeigt", kam ihm überhaupt nicht in den Sinn,
dabei wäre durch so eine Vorgangsweise ein Groër gar nicht Erzbischof
geworden, weil er schon vorher in staatliche Klausur hätte gehen
müssen.
So aber hier ein Originalton aus dem Jahre 1995,
Schönborn verteidigt Groër:
Dann konnte er Kardinalerzbischof
und Kinderschänder Groër nimmer
verteidigen, schleimen konnte er immer noch:
Weiter ist er bis heute nicht gekommen, echte Entschädigungsleistungen
an Kirchenopfer zu zahlen, kommt immer noch nicht infrage. Hier ein Bild Schönborn mit
seiner extrem kostengünstigen Opferkommissionsleiterin Klasnic:
Er stahlt voll Zuversicht, es wird der Kirche nicht so viel kosten, wie zu
befürchteten gewesen war, weil der Staat überließ der Täterkirche
die Aufarbeitung, diese hat laut eigenen Angaben bis zum Frühjahr 2016
nur 22 Millionen Euro an 1.455 von der Kirche anerkannte Opfer ausbezahlt, das
waren 15.120 Euro pro Person.
Nach von der Kirche nicht bestrittenen Medienberichten hat die katholische
Kirche in Österreich alleine an Grundbesitz ein Vermögen von 120 Milliarden
Euro. Sie hat also sozusagen 0,1833 Promille ihres Grundbesitzvermögens
an Opfer ausbezahlt, wäre es eine Milliarde gewesen, dann wären es
auch nur 0,83 Prozent, pro Opfer jedoch 687.285 Euro. Da ist also noch deutlich Luft nach oben, ohne dass die katholische
Kirche in Konkurs gehen müsste, wie dies in den USA einigen Diözesen
aufgrund gerichtlich verordneter Zahlungen passierte. Aber zumindest auch
fürs Kirchenbudget spürbare Zahlungen an die Opfer zu leisten, kommt natürlich nicht infrage,
weil einen Kardinal zerknirscht reden zu lassen, kostet deutlich weniger. Das
macht er bestimmt im Rahmen seines monatlichen Bischofsgehalts sogar ohne Reuezuschlagsprämie...
Die
kirchliche Klasnic-Kommission wurde ja wohl vor allem deshalb eingerichtet,
dass es zu keinen Gerichtsverfahren kommt, bei denen dann wegen der päpstlich
angeordneten Vertuschungen die Kirche
rechtlich als institutionalisierter Komplize nach der Tat dagestanden wäre
und es dadurch keine Verjährungen geben hätte dürfen, was zu
Zahlungen in vielfacher Höhe geführt hätte,
den Hundertmillioneneurobereich hätte der klerikale Kinderschänderspaß
dann schon recht deutlich überschreiten können...