Geste der Verantwortungslosigkeit - Teil 2

Aussendung der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt vom 17.11.2016, 18h40:

Parlamentarische "Geste der Verantwortung"
- inhaltsleere Show ohne politische Konsequenzen

Betroffene fordern Taten statt Tränen, eine staatliche Missbrauchskommission und Erleichterungen bei den Verbrechensopfer-Renten.

Heute fand im Parlament der mit großem Aufwand angekündigte und im ORF live übertragene "Staatsakt Geste der Verantwortung" im Beisein der Regierungsspitze und des Kardinals statt.

Nur Mitleid
Selten hat man so viele weinende PolitkerInnen gesehen. - Wie befürchtet, bestand der Staatsakt aus perfekt inszenierten Mitleidsbekundungen - ohne jede Konsequenz. Die Übernahme von politischer Verantwortung durch die politischen und kirchlichen Entscheidungsträger war nirgendwo erkennbar. "Wir fordern Taten statt Worthülsen - etwa eine staatliche Aufklärungs-Kommission, Aufhebung der Verjährung, die bisher die zivil- und strafrechtliche Verfolgung der TäterInnen behindert hat, oder auch angemessene finanzielle Entschädigung. Wichtig wäre auch und eine Erleichterung für den Bezug von Renten nach dem Verbrechensopfergesetz", so Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt.

Betroffenen die Stimme geraubt
Die Betroffenen dieses wohl größten Verbrechens der Nachkriegszeit hätten im Zentrum der Veranstaltung stehen sollen und einige Vorausgewählte waren auch eingeladen. Aber kein einziger durfte selbst über das Erlebte berichten. Stattdessen hatte Nationalratspräsidentin Bures fünf Schauspieler beauftragt Berichte vorzulesen. "Wolfgang Böck, Regina Fritsch, Miriam Fussenegger, Karl Markovics und Florian Teichtmeister haben damit den tausenden Betroffenen die Stimme geraubt und bei der Aufarbeitung der erlebten Verbrechen zu reinen Statisten degradiert", so Rothwangl.

Leere Geste
Zwar betonte NR-Präs. Bures, dass die Veranstaltung kein Schlussstrich sei. Die Frage nach weiteren Maßnahmen wollte sie aber nicht beantworten. "Republik und Kirche glauben, sie können sich mit einer weinerlichen Show ihrer Verantwortung entziehen. Aber wir, die Betroffenen, wollen keine Tränen sondern Taten sehen", so Rothwangl abschließend.

Anmerkung atheisten-info:

Wie streng man beim ORF wieder einmal kirchenfreundlich zensierte, zeigte sich u.a. darin, dass die Live-Übertragung des "Staatsaktes" nicht in die Mediathek gestellt wurde (laut ORF "weil das Thema so sensibel ist") und dass die Protestkundgebung der Betroffenen beim Bundeskanzleramt mit keinem Wort erwähnt wurde.

Das Missbrauch-Papstmobil wurde zwar vom ORF gefilmt, aber nicht gesendet...

Beim "Staatsakt" hatte man als kritisch erkannte Personen nicht zugelassen, das gelang nicht vollständig - wie dieses Bild zeigt, wo Kardinal Schönborn aus dem Publikum ausgebuht wird:

Gleichzeitig sieht man aber anhand der leeren Plätze im Hintergrund, dass man es nicht geschafft hatte, genug Jubler herbeizubringen.

Schönborn machte bei seinem Auftritt keine gute Figur:

Er sah krank und hinfällig aus, alles was er von sich gab, waren kostenfreie Seufzer:
"Wir haben in der Kirche wie auch im Staat zu lange weggeschaut. Wir haben vertuscht, wir haben wenn Missbrauch bekannt geworden ist, Leute versetzt und nicht abgesetzt. Für diese Schuld der Kirche stehe ich heute vor Ihnen und sage: Ich bitte um Vergebung."

Solche Sätze nehmen einen Bischof natürlich her, schließlich hatte er ja gelernt wie man sowas zu vertuschen und zu leugnen hat. Dass er auch noch sagen hätte müssen, "...und nicht angezeigt", kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, dabei wäre durch so eine Vorgangsweise ein Groër gar nicht Erzbischof geworden, weil er schon vorher in staatliche Klausur hätte gehen müssen.
So aber hier ein Originalton aus dem Jahre 1995, Schönborn verteidigt Groër:


Dann konnte er Kardinalerzbischof und Kinderschänder Groër nimmer verteidigen, schleimen konnte er immer noch:


Weiter ist er bis heute nicht gekommen, echte Entschädigungsleistungen an Kirchenopfer zu zahlen, kommt immer noch nicht infrage.
Hier ein Bild Schönborn mit seiner extrem kostengünstigen Opferkommissionsleiterin Klasnic:

Er stahlt voll Zuversicht, es wird der Kirche nicht so viel kosten, wie zu befürchteten gewesen war, weil der Staat überließ der Täterkirche die Aufarbeitung, diese hat laut eigenen Angaben bis zum Frühjahr 2016 nur 22 Millionen Euro an 1.455 von der Kirche anerkannte Opfer ausbezahlt, das waren 15.120 Euro pro Person.

Nach von der Kirche nicht bestrittenen Medienberichten hat die katholische Kirche in Österreich alleine an Grundbesitz ein Vermögen von 120 Milliarden Euro. Sie hat also sozusagen 0,1833 Promille ihres Grundbesitzvermögens an Opfer ausbezahlt, wäre es eine Milliarde gewesen, dann wären es auch nur 0,83 Prozent, pro Opfer jedoch 687.285 Euro. Da ist also noch deutlich Luft nach oben, ohne dass die katholische Kirche in Konkurs gehen müsste, wie dies in den USA einigen Diözesen aufgrund gerichtlich verordneter Zahlungen passierte. Aber zumindest auch fürs Kirchenbudget spürbare Zahlungen an die Opfer zu leisten, kommt natürlich nicht infrage, weil einen Kardinal zerknirscht reden zu lassen, kostet deutlich weniger. Das macht er bestimmt im Rahmen seines monatlichen Bischofsgehalts sogar ohne Reuezuschlagsprämie...

Die kirchliche Klasnic-Kommission wurde ja wohl vor allem deshalb eingerichtet, dass es zu keinen Gerichtsverfahren kommt, bei denen dann wegen der päpstlich angeordneten Vertuschungen die Kirche rechtlich als institutionalisierter Komplize nach der Tat dagestanden wäre und es dadurch keine Verjährungen geben hätte dürfen, was zu Zahlungen in vielfacher Höhe geführt hätte, den Hundertmillioneneurobereich hätte der klerikale Kinderschänderspaß dann schon recht deutlich überschreiten können...