Es wurden auch andere Bereiche untersucht, demnach sind Übergewicht
und Alkohol die führenden Probleme, das wird als Erstes erwähnt:
"Priester und Diakone in Ostösterreich sind im Durchschnitt leicht
übergewichtig und machen zu wenig Sport. Ein neuralgischer Punkt ist auch
der Alkoholkonsum. Jeder vierte Seelsorger sollte mit dem Arzt reden, ob nicht
ein Suchtproblem bestehe".
Dafür gibt's dann sogleich gute
Nachrichten: "Ihre Arbeitszufriedenheit liegt laut Studie genau im
Bevölkerungsschnitt, das Burn-out-Problem ist im Berufsvergleich eher gering".
Klar, so viel Arbeit haben die Priester ja nimmer, die kirchlichen Dienste werden
immer weniger nachgefragt.
"72 Prozent der Wiener Priester gaben an, sie empfänden den
Zölibat für die eigene Person und auch für ihren Dienst als 'hilfreich'
- was ein deutlich höherer Wert ist als in deutschen Diözesen,
in denen Jacobs im Vorjahr die gleiche Studie durchgeführt hatte. 25 Prozent
der Priester sprachen von der Verpflichtung zur Ehelosigkeit allerdings als
'Belastung'."
Wenn 72 % den Zölibat für "hilfreich"
empfinden, dann kann das nicht bedeuten, dass der Hl. Geist 72 % mit dem Wort
"hilfreich" erleuchtet hatte, sondern dass dieses Wort auf einem Fragebogen
zum Ankreuzen stand und viele Priester vorsichtshalber ihr Kreuz dort machten
und bei der nächsten Beichte dann die Sünde bekennen werden, der Diözese
gegenüber ein falsches Zeugnis (§ 8 der 10 Gebote) abgegeben zu haben.
Am 28.6.2010 wurde eine im Auftrag des ORF unter der Leitung des bekannten
Pastoraltheologen Paul Zulehner durchgeführte Priesterbefragung
über denselben Themenbereich veröffentlicht, dort lautete die
Einleitung:
"79 Prozent der katholischen Pfarrer in Österreich
sind für eine Abkehr von der Zölibatspflicht für Priester,
51 Prozent für die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe und 52 Prozent
bekennen, dass sie in wichtigen Fragen anders denken als die Kirchenleitung."
Und
konkret zu den Auswirkungen des Zölibats hieß es dort: "67
Prozent der Pfarrer stimmen in Bezug auf ihr persönliches eheloses Leben
der Aussage zu: 'Ich habe einen eigenständigen Weg gefunden, den ich verantworten
kann!' Es sei aber nicht Aufgabe dieser Studie gewesen, näher zu erforschen,
'was das im konkreten Lebensvollzug bedeutet', bzw. welche Formen von Beziehungen
damit gemeint sein könnten."
Die obige Angabe, diese 67 % hätten
einen eigenständigen Weg gefunden, den der Befragte verantworten könne,
bedeutet klarerweise, dass dies ein Weg ist, der nicht im vorgeschriebenen zölibatären
Raum verläuft, weil dafür braucht ja kein Priester einen eigenständigen,
selbstverantworteten Weg!
Damit hat sich jedoch Zulehner befasst
und atheisten-info hat über dessen Erkenntnisse berichtet,
zum Zölibat führte er auch an, "80 Prozent sind der Meinung,
dass sexueller Missbrauch zum Anlass genommen werden soll, grundsätzlich
über den kirchlichen Umgang mit Sexualität nachzudenken".
Und auch über die eigenständige Wege weiß er noch was: In einer "kreuz & quer"-TV-Diskussion über die Studie am 29.6.2010 wurde Zulehner deutlich präziser, er sprach von 29 %, die bei einer Freundin und von 47 %, die bei einem Freund "daheim" seien, also haben 76 % deswegen kein Problem mit dem Zölibat, weil sie ihn gar nicht einhalten. In der Zulehner-Studie von 2010 wurde auch angeführt, dass "69 Prozent feststellten, dass sie mit ihrem ehelosen Leben bisher 'recht glücklich' waren." Eine Partnerschaft ohne familiäre Verpflichtungen kann also auch "recht glücklich" machen und damit "hilfreich" sein, dann passiert es eben, dass 2017 nun 72 % der Priester der Wiener Diözese den Zölibat als "hilfreich" deklarierten.