Jeden Sonntag predigen die Pfarrer in der Kirche über die im aktuellen Kirchenjahr vorgesehene Stelle in der Bibel. Sogar Menschen, die nie in die Kirche gehen, können diese Predigten in der Heiligen Kronenzeitung nachlesen, denn dort predigt Kardinal Schönborn eigenhändig. Auf der Homepage der Diözese Wien ist die Predigt ebenfalls zu finden - hin und wieder allerdings nicht dieselbe.

Solche Sonntagspredigen reizen auch Atheisten. Zu den Bibeltexten fällt einem nämlich oft ganz was anderes ein als dem Herrn Schönborn. Darum wird auf ATHEISTEN-INFO fast immer auch ein Wort zum Sonntag losgelassen.


Wegen der Länge der Dateien werden diese regelmäßig geteilt
Teil 7 - Nr. 181 bis 210

Die Sonntagsworte von Juli 2010 bis Juni 2011 sind auf sonntag1_30.html zu finden, von Juli 2011 bis Februar 2012 auf sonntag31_60.html, von Februar bis September 2012 auf sonntag61_90.html, von September 2012 bis März 2013 auf sonntag91_120.html, von März bis Oktober 2013 auf sonntag121_150.html, von Oktober 2013 bis Mai 2014 auf sonntag151_180.html und von Mai bis November 2014 hier, von Ende November 2014 bis Mai 2015 auf sonntag211_240.html, von Mai 2014 bis Ende 2015 auf sonntag241_270.html, von Dezember 2015 bis Ende Mai 2016 auf sonntag271_300.html, von Anfang Dezember 2016 bis Ende Mai 2017 auf sonntag331_360.html. Die aktuellen Sonntagsworte sind auf sonntag.html.


210. Wort zum Sonntag, den 23. November 2014

Mt 25,31-46: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern : Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.

Das Jüngste Gericht laut Matthäus wird von den katholischen Heuchlern gerne als Befehl Christi zur verpflichtenden Nächstenliebe gesehen. Weil was den Geringsten getan oder nicht getan wird, das wurde dem Jesus getan oder nicht getan und danach richtet sich die Entscheidung des Jüngsten Gerichtes, also Himmelfahrt oder Höllensturz. Auf der Wiener Diözesanhomepage ist dazu das Wandgemälde in der Sixtischischen Kapelle von Michelangelo zu sehen (hier das pd-Bild aus Wikipedia):


Schönborn schreibt dazu: "Wer kennt nicht Michelangelo’s 'Jüngstes Gericht' in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan! Gewaltig in der Mitte die Gestalt Jesu, des Richters. Die zu seiner Rechten steigen auf aus ihren Gräbern, himmelwärts. Die zu seiner Linken stürzen hinab. Der Feuerschlund lässt den Ort der Verdammten ahnen."

Verblüffung! Der Schönborn redet heute vom Feuerschlund für die Verdammten!
Sowas lässt er doch sonst immer weg, weil sein neugeschnitzter Reformjesus darf ja das ganze Jahr lang nimmer verdammen!

Aber er redet sich eh im nächsten Absatz schon heraus: "Was aber gilt in den Augen des unbestechlichen Richters? Wer entscheidet über rechts und links, über Himmel und Hölle? Gibt es überhaupt eine so dramatische Entscheidung? Ist Christus nicht letztlich doch der ganz barmherzige Richter, vor dem nur das Erbarmen mit uns allen, uns armen Sündern zählt?"

Aber klar doch! Er schildert, wie heute ein Bild vom "Jüngsten Tag" auszusehen hätte: " Da wären sie alle zu sehen, die zahllosen Hungernden und Dürstenden, Fremden und Obdachlosen, Nackten, Kranken und Gefangenen. Nur sie wären zu sehen. Kein gewaltiger Christus. Und an einem entscheidet sich alles: ob wir sie sehen. Ob wir sie wahrnehmen. Ob wir ein Herz für sie haben. 'Was ihr für sie getan habt, das habt ihr für mich getan', sagt Jesus. Heute schon findet das Jüngste Gericht statt. Heute schon kann ich den Himmel gewinnen - oder verlieren. Der Schlüssel zum Himmel ist in meine Hand gelegt. Aber das Tor zum Himmel können mir nur die Armen öffnen. Denn Jesus begegnet uns in ihnen."

Das war auch schon der Schlussabsatz, weil heute ist die Schönbornpredigt kürzer als das Evangelium. Er lässt dabei die Variante weg, "was ihr nicht für sie getan habt..." und was gemäß Christenlehre dem passiert, der den Himmel nicht gewinnt, erwähnt er vorsichtshalber nimmer, weil da müsste er schreiben, dass es diesen Nichtgewinnern z.B. gemäß Mt 13, 49-50 so ergehen würde: "So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen."

Ganz konnte sich der Herr Kardinal heute nicht vom bösen Jesus distanzieren, aber er deutet die Verdammung nur an, in dem er die Möglichkeit eines verlorenen Himmels offen lässt.

Und sein Satz, "das Tor zum Himmel können mir nur die Armen öffnen", ist ein Wort aus den echt christlichen Zeiten, als es noch keine gesetzlich geregelten Sozialeinrichtungen, keine Krankenkasse, keine Pensionsversicherung etc. gab. In unseren Breiten bräuchte sich niemand mehr ein Himmelreich durch Armenhilfe verdienen, weil die Armenhilfe tätigt jeder durch seine Sozialversicherungsbeiträge und die Steuern, die er zahlt. Und dass die Kirche als Institution jemals etwas gesellschaftlich Wahrnehmbares für die Armen getan hätte, ist nicht feststellbar. Die Befreiungstheologen, die sich in diese Richtung abgemüht haben, wurden vom Vatikan verdammt. Ein bisschen Almosen war und ist das maximal katholisch Mögliche. Und hingebungsvolle Einzelpersonen dürfen sich natürlich für die Nächstenliebe opfern - solange es die Kirche selber nichts kostet...

Dass der reiche Prasser gemäß Lk 16,19-31 dem armen Lazarus die Brosamen geben soll, die von seinem Tisch abfallen, ist überholt und war in den christlichen Zeiten kein Ausdruck der Nächstenliebe, sondern des Elends und in Gebieten, wo die Religion heute noch hoch steht, dort ist es immer noch so:


209. Wort zum Sonntag, den 16. November 2014

Mt 25,14-15.19-21 (vollständig: Mt 25,14-30): In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab.
Wegegelassen wurden die Verse 16-18: Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.
Weiter ab Vers 19: Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
Weggelassen wurden die Verse 22-30: Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

Heute haben wir wieder eine Situation, wo der Herr Kardinal und Erzbischof Schönborn die Kurzfassung des traditionell vorgesehenen Evangeliums wählt, beim Schönborn geht ja gerne die offenbar immer üblicher werdende Bibelzensur um. Die oben kursiv gedruckten Zeilen fehlen im heutigen Evangelium in der Kronenzeitung und auf der Schönbornseite, stehen aber in der Bibel...

Der Diener, der nicht mit seinem Talent wuchert, wird nämlich vom Jesus verdammt, beim Schönborn kommt dieser Diener aber am Ende gar nimmer vor.
Dabei stehen im heutigen Evangelium diese wunderbaren Verse, die sich die christlichen Parteien so sehr zu Herzen nehmen: "Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat." Besser kann man etwa die Politik von ÖVP oder CDU/CSU nicht zusammenfassen!

Das dürfte der katholischen Kirche doch etwas zu denken geben, weil sonst gäbe es im Messbuch ja diese Wahlmöglichkeit der Kurzfassung nicht. Als Schönborn diese Bibelstelle am 13.11.2011 bepredigte, gab er zwar das Evangelium noch vollständig wieder, sagte aber nix zu den heute weggelassenen Versen. Dabei wäre das Prinzip, zu ernten, wo man nicht gesät hat, ja genau das Prinzip der heutigen Welt, das von den christlichen Politikern über alle Maßen geliebt wird!!

Damit man weiß, was ein Talent ist
: darunter verstand man ca. 27 Kilo, so eine Menge Silber kostet dieser Tage etwa 11.320 Euro (das ist deutlich weniger als 2011, der Silberpreis hatte damals eine Spekulationsblase).

Worüber redet der Schönborn also heute? Er schreibt, "es geht um Tod und Jenseits, um Lebensbilanz und Rechenschaft. (..) Müssen wir den Tag des Gerichts fürchten? Macht Jesus mit seinem Gleichnis Angst? Früher sah ich eher das Drohende in diesem Gleichnis. Heute spüre ich darin vor allem Ermutigung."

Ja, heute fürchtet er sich nimmer, der Herr Kardinal, weil heute hat er ja den Schluss "Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen" weggelassen. Diese Bibelzensur macht somit aus dem Verdammer Jesus einen Mutmacher!

Aber das kann unsereinem ja egal sein, weil die göttliche Religionsfigur "Jesus" kann uns ja mangels Existenz nichts antun. Aber das Prinzip "denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat" ist ein real existierendes Prinzip und die große Masse der Menschen ist davon betroffen. Auch in Österreich gab es die letzten zwanzig Jahre nur ständig steigenden Arbeitsdruck und keine realen Erhöhungen der Nettolöhne für die unselbständig Erwerbstätigen. Weil der von den Arbeitenden geschaffene ständig steigende Mehrwert wird immer mehr nach oben umverteilt. Genau wie die Silbertalente in der Bibel.

Zum Schluss lügt der Wiener Erzbischof sich die zensierte Bibelstelle zusätzlich zurecht, er schreibt nämlich über den dritten Talent-Empfänger:
"Keiner der Diener hat mit dem anvertrauten Geld Bankrott gebaut. Die beiden ersten haben das Kapital verdoppelt. Sie haben sehr gut gewirtschaftet. Sie haben nicht wie heutige Spekulanten Millionen verzockt. Auch der Dritte hat sein Talent zumindest nicht vertan, auch wenn er es nur sicherheitshalber vergraben hat."

Dass die Zeilen, wo der Dritte das Talent vergräbt, fehlen, darauf vergisst er, aber dass der Dritte im heutigen Evangelium verdammt wird, das verschweigt er vorsätzlich, weil wenn das kein Vorsatz wäre, müsste man vermuten, er leide an Alzheimer.

Schließen tut die Kardinalspredigt mit:
"Haben wir dieses Vertrauen verdient? Riskiert Gott nicht zu viel, wenn er uns so großes Vertrauen schenkt? Eines ist sicher: Wem so vertraut wird, der möchte das in ihn gesteckte Vertrauen nicht enttäuschen. Ich glaube, das ist Gottes Erfolgsrezept: dass er uns Menschen so vertraut!"

Nein, Herr Schönborn, Ihr Gott riskiert nichts, wenn man das heutige Evangelium unverstümmelt liest, weil er verdammt ja den einen, der mit seinen Talenten nicht für den gewuchert hat, der erntet, ohne gesät zu haben: "Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen." Und so derartig ungeschickt wie heute haben Sie, Herr Schönborn, bisher Ihren bösen Jesus noch nie auf einen guten Gott umfrisiert!


208. Wort zum Sonntag, den 9. November 2014

Joh 2,13-22: Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.

Interessant: das Paschafest ("Pessach") wird von den Juden im Monat "Nisan", also im März als Jahrestag des Auszuges aus Ägypten gefeiert. Es ist ein Frühlingsfest wie in unseren Breiten Ostern, das es ja längst in vorchristlichen Zeiten als Frühlingsfest gegeben hatte. Aber die wichtigen Christenfeste wurden ja auf schon vorhandene Termine gelegt. Warum das dann am 9. November als Evangelium gepredigt wird, ist unsereinem nicht so recht nachvollziehbar.

Aber - wie üblich - das nur nebenbei. Dass die katholische Kirche seit sie im 4. Jahrhundert ihren Status als verpflichtende römische Staatskirche erhielt, ein internationaler Konzern ist, der seinen Tempel als Markthalle benutzt, nimmt sie wohl selber gar nimmer wahr. Die ganz große Zeit der katholischen Tempelhändler war seinerzeit der Ablasshandel, wo man sich durch den Kauf von Ablasszetteln vor Strafen in Fegefeuer und Hölle schützen konnte, jede Sünde hatte ihren Tarif. Mit dem Verkaufsslogan "wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt", wurden sogar Hinterbliebene weiterhin angeschmiert. Es war wohl die größte und erfolgreichste Aktion des Massenbetruges aller Zeiten. Allerdings hielt sich diese Gaunerei nicht ewig, sie löste die Reformation aus und die heilige katholische Kirche verlor ihr bestes Geschäftsfeld.

Aber arm wurde sie deswegen bis heute nicht. Durch die Jahrhunderte hielt sie das Geschäftsfeld offen, dass großzügige Spenden und Vermächtnisse an die r.k. Kirche das ewige Seelenheil fördern würden. Und heute hat man ja einen eigenen Kirchenkonzern, der die Kirchengeschäfte am Laufen hält: die christlichen Kirchen betreiben am Sozialdienstleistungsmarkt zahllose Einrichtungen.

Und wie wenig man dabei die Geschäftstüchtigkeit der alten Zeiten eingebüßt hat, zeigt der folgende kleine Clip aus den OÖNachrichten vom 8.11.2014, herrlich wie sich das alles in einem einzigen Absatz zusammenfassen lässt:


Man ist ja schon einige Zeit dabei, das kirchliche Geschäft mit der Pflege unheilbarer Schwerleidender auszubauen, nun soll das als öffentlich finanzierte Dienstleistung gesichert werden und gleichzeitig soll es verboten bleiben, dass Menschen sich dem entziehen können, wenn sie lieber sterben als weiterleiden wollen. Und natürlich läuft dieser Geschäftsbereich unter "Nächstenliebe". Wenn schon die Leute nimmer in die Kirche gehen, als zwangsverpflichtete Kunden am Sozialdienstleistungsmarkt wird man sie schon noch vereinnahmen können!

Den Schönborn spare ich mir heute. Zum obig Geschilderten hätte er ohnehin keine Silbe zu sagen.


207. Wort zum Feiertag, den 1. November 2014

Apokalypse des Johannes: 7,2-4.9-14: Ich, Johannes, sah vom Osten her einen anderen Engel emporsteigen; er hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu: Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben. Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen: Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm. Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Lebewesen. Sie warfen sich vor dem Thron nieder, beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen. Da fragte mich einer der Ältesten: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen? Ich erwiderte ihm: Mein Herr, das musst du wissen. Und er sagte zu mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.

Heute wäre eigentlich Mt 5,1-12 als Evangelium dran, schade, dass es wegen des heutigen Allerheiligentages der Apokalypse weichen musste, denn die Matthäusstelle mit den Seligpreisungen ist jene, die man umgedichtet hat, wo aus "selig sind die Armen im Geiste" ein freundlicheres "selig, die arm sind vor Gott" werden musste, wohl weil man sein Hauptpublikum nicht weiterhin als geistesarm beschimpfen wollte. Im griechischen Originaltext heißt es trotzdem immer noch (lateinische Umschrift): Makarioi hoi ptochoi to pneumati, "makarioi" heißt "selig", "ptochoi" heißt "arm" und "to pneumati" heißt "im Geist".

Aber das nur nebenbei. Die Apokalypse des Johannes ist eine schauderhafte Weltuntergangsbeschreibung durch einen physikalisch völlig Ahnungslosen, der z.B. die Sterne auf die Erde niederstürzen lässt, ohne dass es die Erde dabei in kleine Fetzerl zerreißt. Näheres zu diesem Text kann auf einer PDF auf elf A4-Seiten nachgelesen werden.

Was meint der Herr Kardinal Schönborn zum Allerheiligentag? Er fragt, wie ist es da drüben? Und meint dann, er könne sich das ewige Leben nicht vorstellen. Er will Verstorbene wiedersehen, aber weiß nicht, wie das sein würde. Dann schreibt er sogar: "Ich kann verstehen, dass viele lieber sagen: Für mich ist mit dem Tod alles aus."

Da wäre er mit seinem Verständnis auf dem richtigen Weg.
Aber das geht natürlich bei einem Kardinal nicht, darum biegt er gleich wieder ab. "Warum glauben alle Religionen an ein Leben nach dem Tod? Mit diesen Gedanken im Herzen gehe auch ich heute und morgen zu den Gräbern."

Dass angeblich alle Religionen an ein Leben nach dem Tod glauben, ist ein sehr unzureichender Beleg. Früher haben die Leute alle geglaubt, die Erde wäre eine Scheibe und die Sonne drehte sich um die Erde, dieser Glaube hat nicht bewirkt, dass es so ist. Warum soll es beim Sterben anders sein? Selber tot zu sein, kann man sich nicht vorstellen. Schließlich gibt es ja nur zwei Dinge auf der Welt: mich als Erstes und als Zweites alles andere. Weil ich nehme die Welt um mich wahr und ich weiß, ich und die Welt sind zwei verschiedene Sachen, weil ich sehe mit meinen Augen, höre mit meinen Ohren, spreche mit meinem Mund, rieche mit meiner Nase, schmecke mit meiner Zunge, fühle mit meiner Haut und denke vielleicht sogar des öfteren mit meinem Kopf.

Und sich vorzustellen, dies nimmer tun zu können, ist ziemlich unangenehm. Dagegen hilft zu Lebzeiten die Einbildung vom ewigen Leben, nach dem Tode hilft das dummerweise aber nimmer.

Schönborn schließt mit:
"Wenn ich heute und morgen zu den Gräbern gehe und der Verstorbenen gedenke, werden mir diese Bilder helfen, nicht nur das Grab und den Tod zu sehen, sondern darüber hinauszuschauen? Werde ich ein wenig ahnen von der Schönheit des ewigen Lebens?"

Ahnen kann er ja, was ihm beliebt, wenn er es allerdings sehen täte, dann wär's finster und still, geruchs- und geschmackfrei, unbetastbar und ohne jeden Gedanken. Das aber bestimmt in Ewigkeit!


206. Wort zum Sonntag, den 26. Oktober 2014

Mt 22,34-40: In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Dazu müsste einmal geklärt werden: wer ist der Nächste? Weil es kann ja biblisch nicht gemeint sein: alle. Sonst hätt der Jesus das auch so sagen müssen: "Du sollst alle Menschen lieben wie dich selbst." Der Nächste muss also was Konkretes sein. Bei der Supermarktkasse kommt der Nächste dran, wenn der Vorige bezahlt hat, dieser Nächste wird nicht gemeint sein. Die Nächsten sind wohl einmal die Angehörigen, die Verwandten, die Freunde, ganz ausgeweitet gesehen, alle von derselben Sippe, alle, die zu den Bewohnern des Dorfes gehören, alle vom selben Stamm, vom selben Volk. Diese Art der Nächstenliebe sollte wohl den Zusammenhalt und den Frieden in der Gemeinschaft sichern, in späteren Zeiten ergab das die Begriffe vom Lokalpatriotismus bis zum Nationalismus.

Andererseits ist es ja klar, dass auch der Umgang mit den Menschen in der jeweiligen Nähe kaum immer von Liebe getragen wird oder getragen werden kann, Liebe lässt sich nicht verordnen oder befehlen. Dazu fällt mir wieder die berühmte Anekdote vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) ein: Der König verfolgte einmal einen Juden, der vor ihm weggelaufen war, als der König ihn eingeholt hatte, entschuldigte sich der Jude, er sei deshalb weggelaufen, weil er sich vor der großen Strenge des Königs gefürchtet habe. Da prügelte ihn der König mit seinem Stock und schrie dabei in einem fort: "Lieben soll er mich, nicht fürchten."

Ähnlichen Wert hat das christliche Nächstenliebegebot. Es ist bestenfalls die Grundlage für christliches Gefrömmel, christliche Heuchelei und Schleimerei: Zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren nicht auf Befehl, ebenso wenig wie befohlene Gottesliebe. In Nordkorea müssen die Leute ihren jeweils gerade amtierenden Kim Il Sung lieben, sie werden es heucheln. Und ich bin derweilen in meinem Leben nur einmal einer alten Frau begegnet, die öffentlich Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all ihren Gedanken liebte. Wenn sie Gott wieder einmal gar zu sehr liebte und das allen Menschen kundtat, dann hielt sie sich bald darauf wieder einmal in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Anstalt auf.

Seinen Nächsten zu helfen, ist vernünftig, aber nicht jeder ist der Nächste und nicht jeder verdient sich Hilfe. In Oberösterreich läuft zum Beispiel zurzeit eine Unterstützungsaktion für die kurdischen Genossen, die in Kobane gegen die Islamfaschisten vom "Islamischen Staat" kämpfen. Das sind Nächste, die man unterstützen muss, siehe dazu "Solidarität mit dem kurdischen Widerstand" - Kontoverbindung ist dort angegeben!

So, liebe Leute mit diesem Tipp zur atheistischen Nächstenliebe schließe ich meine Sonntagsworte, den Schönborn und sein Geseufze erspare ich diesmal mir und Euch!


205. Wort zum Sonntag, den 19. Oktober 2014

Mt 22,15-21: In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!

Ach, damals haben die Denare dem Kaiser gehört, weil sein Bild auf der Münze war? Auf den Euros sind keine Kaiser mehr abgebildet, auf den Schillingscheinen waren berühmte Persönlichkeiten.

Auf dem letzten Hunderter war der Ökonom Eugen Böhm von Bawerk (1851-1914) abgebildet, die Geldscheine haben trotzdem nicht der Familie Böhm-Bawerk gehört.

Aber das nur als kleiner Scherz nebenbei. Das heutige Evangelium schreit seit 2000 Jahren nach Verwirklichung! Wer religiös ist, der gebe der Religion, was der Religion gebührt, die Allgemeinheit geht das nichts an, der Staat braucht der Religion und ihren Göttern nichts zu geben: Daher hinaus mit allen Kreuzen aus öffentlichen Einrichtungen, weg mit diesem katholischen Herrschafts- und Triumphzeichen einer unglückseligen Vergangenheit aus Kindergärten, Schulen. Krankenhäusern, Pflegeheimen und Gerichtssälen! Oh Ihr Gläubige, gebt Gott was Gottes ist und hängt Eure Kreuze in die Kirchen und sonst nirgendwo hin!

Schafft auch den Religionsunterricht und die steuerliche Abschreibung des Kirchenbeitrages ab! Weil mit dem Religionsunterricht und dieser Absetzbarkeit geben alle kirchenfreien Steuerzahler etwas den Göttern, das sie ihnen nicht geben wollen: weil den Religionsunterricht besuchen sie nicht und die Absetzbarkeit des Kirchenbeitrages zahlen ausschließlich die Konfessionslosen, sie können ja ihrerseits nichts absetzen! Ebenso widerspricht es dem heutigen Evangelium, wenn Religionsfreie mit ihren Steuergeldern die staatlichen Zuschüsse für Kirchenrenovierungen und dergleichen bezahlen müssen, eine Kirche ist eindeutig etwas, das zum Gottesbereich gehört, also sollen es die dorthin Zugehörigen zahlen und nicht auch die zwei Millionen österreichischen Gottlosen. Daher Einführung entsprechender Steuerabsetzbeträge für Konfessionslose! Bei allem was der Staat an Kirchen zahlt, da müssen Nichtkirchliche nicht mitzahlen!

Wovon flötet der Herr Kardinal heute?
Beschäftigt ihn die hier geschilderten Themenbereiche? Nein, er weist zwar die Gottesstaaten im Islam zurück und fragt sogar, ob Jesus eine christliche Gesellschaft gestalten wollte. Seine Antwort ist es jedoch, keine Antwort zu geben, er redet sich im Wege der "Falle", welche die Pharisäer dem Jesus gestellt hätten, heraus:
"Der Kaiser verlangt Steuern? Also gebt ihm das Geld, das sein Bildnis trägt, zurück. Jesus diskutiert nicht, ob die Steuern zu hoch sind. Auch nicht, ob es besser wäre, selbständig zu sein oder zum großen Römerreich zu gehören. Er würde wahrscheinlich auch heute sich nicht auf eine Diskussion darüber einlassen, ob Österreich besser unabhängig wäre statt bei der EU zu sein."

Denn dem Jesus sei etwas anderes wichtiger gewesen: "Was schulden wir Gott? Und was 'dem Kaiser'? Dem 'Kaiser', das heißt dem Staat, der weltlichen Autorität, gehört nicht unsere Seele. Der Staat darf mit Steuern vorschreiben, aber nicht meinen Glauben."

Aber der Staat darf den Leuten, denen er keinen Glauben vorschreiben darf, vorschreiben, dass sich alle an Zahlungen im Kirchenbereich zu beteiligen hätten, unabhängig von der Glaubenszugehörigkeit?

Schönborn schließt mit:
"Meinen Glauben schenke ich Gott, meine Mitarbeit meinem Heimatland. Ich darf Österreich lieben, und ich tue es. Aber meine wirkliche Heimat ist im Himmel, in Gottes ewigem Reich. Religion hilft mir, ein besserer Staatsbürger zu werden, aber der Staat darf mit die Religion nicht vorschreiben. Der Staat ist nicht Gott. (..)"

Ja, soll so sein! Aber dann, lieber Christoph Schönborn, dann finanziere Dir Deinen Weg ins Himmelreich ausschließlich mit Deinem eigenem Geld und nicht mit dem meinen! Und hänge Deine Kreuze in Deine eigene Kirchenwelt und nicht in weltliche Einrichtungen. Gib was Du Deinem Gott geben willst, aber erlöst uns Religionsfreie davon, auch geben zu müssen. Wir wollen das nicht, aber es wird uns vom Staat vorgeschrieben!


204. Wort zum Sonntag, den 12. Oktober 2014

Mt 22,1-14: In jener Zeit erzählte Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren es nicht wert eingeladen zu werden. Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen. Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.

Heute ist es wegen der schönbornschen Vorzensur wieder lustig! Weil heute lässt der liebe Jesus Unfolgsame wieder in der Finsternis heulen und mit den Zähnen knirschen. Was mach da ein Kardinal? Ja, ganz einfach, sein Evangelium endet in der Kronenzeitung und auf seiner Predigtseite im Internet mit dem Vers 10, die Verse 11-14 (oben fett gekennzeichnet) stehen zwar im Messbuch, aber so einen Jesus verabscheut der österreichische Oberkatholik, da wird sein Gott zum Schweigen verdammt!

Was erzählt er über den unzensierten Teil des heutigen Evaneliums?
Da steht ja auch ein harter Brocken drinnen: "Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen." Wie redet sich Schönborn da heraus?

Er redet völlig an der Bibel vorbei und schreibt das Gegenteil von dem, was sein Gott mit seinem Gleichnis sagt: "Handelt Gott so gegenüber unserer Gleichgültigkeit? Ist er ein zorniger, rächender, strafender Gott? So hat Jesus Gott nicht dargestellt. Aber er will uns aufwecken. Durch dieses Gleichnis soll uns bewusst werden, wie undankbar wir sind, wenn wir Gott die kalte Schulter zeigen. Wie traurig und herzlos ist es, wenn uns alles andere wichtiger ist als Gottes Einladung."

Man fasst es nicht! Die Königshochzeit ist die Einladung Gottes! Die Leute, die nicht hingehen oder gar die Boten Gottes töten, werden umgebracht, ihre Städte niedergebrannt und ein unziemlich Gekleideter (also ein religiös nicht entsprechend Angepasster) wird an Händen und Füßen gefesselt in die äußerste Finsternis geworfen und muss dort Heulen & Zähneknirschen! Aber der Jesus ist beim Schönborn kein zorniger, rächender, strafender Gott?? Was ist er dann?? Vielleicht sollte der Wiener Bischof eine entsprechend überarbeitete politisch korrekte neue Bibel auflegen lassen, in der alle Verdammungszeilen fehlen, bzw. durch andere Texte ersetzt sind?

Da stünde dann in der obigen Bibelstelle ab dem Satz "Da wurde der König zornig..." zum Beispiel: "Da wurde der König traurig, weinte herzzerreißend, weil ihn niemand lieb hatte, er schickte seine Diener hinaus, alle Leute, die sie trafen innigst zu bitten, zum Hochzeitsmahl zu kommen und den paar Leuten, die dann doch noch kamen, küsste der König liebevoll die Füße und beschenkte sie reich". So eine Bibel würde zu Schönborns Predigtstil passen!

Schönborn schließt heute mit: "Der Schluss des Gleichnisses soll uns aufrütteln: Wenn euch Gottes Ruf so egal ist, andere werden mit Freude seine Einladung annehmen. Vielleicht besinnt ihr euch dann doch und kommt mit zum Fest, das Gott uns bereitet hat."

Oh Ihr Heuchler! Da habt Ihr einen Gottessohn, der Euch mit ewiger Verdammnis droht und Ihr traut Euch nimmer, das auch nur halblaut zu verkünden! Weil so ein Jesus natürlich mit den heutigen Grund- und Freiheitsrechten nicht kompatibel ist. Glaubt der Schönborn allen Ernstes, dass sein auf Weichei getrimmter Jesus beim Publikum mehr Anklang findet als der böse Verdammungsgott in der Bibel? Ist ihm nicht klar, dass das Hauptargument der katholischen Kirche für ihren Gott durch Jahrhunderte die Verdammungsdrohung war?

Hier darum wieder einmal die Predigt von Abraham a Sancta Clara über das christkatholische Fegefeuer, die Hölle war noch schlimmer:


Das war seinerzeit ein großer katholischer Reklameschlager! Speziell bei vielen älteren Leuten sitzt auch heute noch eine Restangst vor dem bösen Jesus im Kopf, man zahlt vorsichtshalber den Kirchenbeitrag, weil vielleicht gibt's diesen Foltergott doch? Schönborn hilft jedenfalls mit seiner Jesus-Zensur dem Säkularismus und schadet der Gottesfurcht. Danke, gut gemacht!


203. Wort zum Sonntag, den 5. Oktober 2014

Mt 21,33-44: In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.

Das 42. Wort zum Sonntag, den 2. Oktober 2011, befasste sich mit demselben Evangelium, dort wurde aus der Schönbornpredigt u.a. das zitiert: "es gibt noch eine letzte Chance. Gott hat euch seinen letzten Boten gesandt: seinen eigenen Sohn! (..) Und gleichzeitig Gottes letztes Angebot genannt: Hört wenigstens auf mich, den Sohn Gottes! Wir wissen, wie es ausging. Jesus wurde getötet. Der Weinberg wurde anderen anvertraut. Wir, die Christen, sind diese 'anderen Winzer', die es besser machen sollen, die dem Weinbergbesitzer 'die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist'."

Heute schreibt Schönborn: "Angesprochen ist das Volk, zu dem Jesus sich gesandt weiß: seines, das jüdische Volk. Und um die Ablehnung Jesu durch sein Volk geht es. Gott hat es als seinen geliebten Weinberg gepflanzt. Doch statt süßer Trauben brachte es ihm nur saure Beeren. Gott sandte ihm seine Knechte, das heißt die Propheten. Doch statt auf sie zu hören, wurden sie verachtet und getötet. Und nun ist das Maß voll: Jesus selber, der Sohn Gottes, wird abgelehnt - und umgebracht!"

Danach geht er auf die dadurch verursachten Judenverfolgungen ein und versucht dann die Kurve zu kratzen, weil "das Evangelium spricht aber nie nur über die Vergangenheit. Jesus spricht die Menschen unserer Zeit an. Die Geschichte vom Weinberg und den sauren Beeren, von den bösen Pächtern und ihren Taten spielt sich jetzt ab."

Damit sieht er wohl den christlichen Antisemitismus als erledigt an. Dabei hätte die katholische Kirche ja in ihrer ganzen Geschichte argumentieren können, dass gemäß der Christenlehre der Kreuzestod des Jesus das Wesentliche gewesen wäre, weil darauf das christliche Erlösungswerk beruhe! Dass der Tod eines jüdischen Predigers ursprünglich nicht so gesehen wurde, sondern erst später diesen Status bekam, ergab sich daraus, dass seine Anhänger aus einem Verlierer einen Triumphator, ja gleich einen Gott machen wollten! Aber bei den "Heidenchristen" blieb eben beides in der Glaubenstradition, der von den bösen Juden hingerichtete Jesus und der Jesus, der selber hingerichtet werden wollte, um die Sünden der Welt auf sich zu nehmen...

Aber das nur nebenbei, 2011 hatte Schönborn den Gegenwartsbezug so formuliert: "Machen sie es besser als die Juden damals? Bringen sie guten Ertrag? Kann Gott, der Eigentümer des Weingartens, mit den Früchten der Christen zufrieden sein? Eines ist sicher: Wir haben keinen Grund, uns über jene Juden zu erheben, die damals die Tötung Jesu betrieben haben. Wie ginge es Jesus heute bei uns?"

Nu, wie soll es heute einem solchen Prediger ergehen? Wir haben schließlich verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit. Da kann jeder im Rahmen der Gesetze predigen was er will und nachfolgen kann ihm auch jeder, der nachfolgen will, aber müssen tut niemand.

Wie schließt Schönborn heute? "Der Weinberg ist die Kirche. Bringt er die Frucht, die Gott sich von ihr erwartet? Benehmen wir Christen uns nicht zu oft wie diese Knechte im Gleichnis Jesu? Sicher, es gibt wunderbare Menschen unter den Christen, große Vorbilder, die gute Früchte bringen. Aber wie oft werden sie in den eigenen Reihen verkannt, verfolgt, verachtet. Das Leben der Heiligen ist reich an Leiden durch die eigene Kirche."

Und das Leben der Menschen war viele Jahrhunderte reich an Leiden, die von der katholischen Kirche verursacht wurden, erbarmungsloseste Ausbeutung und Unterdrückung, Gesinnungsterror, Horrordrohungen mit Fegefeuer und Hölle.

Die Lebensqualität der Menschheit kann heute auch daran gemessen werden, wie wenig Religion benötigt wird: denn je besser es den Menschen geht, je gesicherter ihr Leben ist, desto weniger Religion brauchen sie. Amen.


202. Wort zum Sonntag, den 28. September 2014

Mt 21,28-32: In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht. Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch.
Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

Unter "Zöllnern" verstand man damals keine Zollbeamten an der Grenze, sondern Steuerpächter. Weil das damalige römische System war noch neoliberaler als das heutige bei uns, denn damals bestand die arbeitende Klasse aus Sklaven, was noch kostengünstiger war als das heutige Ausbeutungssystem und die Finanzämter waren privatisiert: Steuerpächter zahlten dem Staat ihre Steuerpacht und durften dafür in ihrem Steuerbezirk die Steuern eintreiben, was ein sehr ertragreiches Geschäft war. Direkt ein Wunder, dass bisher die Wirtschaftslobbyisten heutzutage noch nicht auf diese Idee gekommen sind: privatisiert die Finanzämter! Wo doch gemäß Jesus Steuerpächter eher in den Himmel kommen als Ungläubige!

Die katholische Kirche hat zwar heute ein etwas anderes Wertesystem, Prostituierte kommen wohl nimmer in den Himmel und die reichen Prasser müssen Krümel von ihren Tischen an die Armen weitergeben (das steht in der Sage vom reichen Prasser und dem armen Lazarus - Lk 16,19-31), wenn die reichen Prasser das tun, dann sind sie auch heute katholischerseits genauso gut angesehen wie die kriminellen Steuerpächter damals und kommen auch in den Himmel.

Was predigt der Herr Kardinal? Die obige Bibelstelle handelt von einer Jesus-Diskussion mit Tempelpriestern, denen er vorhält Heuchler zu sein, "Ihr redet, macht fromme Sprüche, aber ihr lebt nicht danach! Ihr seid Leute der Worte und nicht der Taten. Wer ist am Ende besser dran: die Ja-Sager, die es nicht tun - oder die Nein-Sager, die es dann doch tun?"

Die Bibelstelle klingt allerdings so als ob alle Prostituierten und Zöllner dem Johannes gefolgt wären ("die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt"), da hätte der Prediger Johannes allerdings in Jerusalem und Umgebung das römische Steuersystem zusammenbrechen lassen.

Aber um solche Details geht's natürlich dem bischöflichen Sonntagsprediger nicht, er spezialisiert sich heute auf die Reue und schließt mit: "Die Zöllner und Dirnen haben ihr Verhalten bereut, nicht weil sie Angst vor Strafe hatten, sondern weil sie im Herzen gespürt haben, dass ihr Leben nicht in Ordnung war. Was aber kann Jesus bei Menschen ausrichten, die sich selber für völlig in Ordnung und nur die anderen als 'ganz daneben' betrachten? Seine Frage an jeden: Hast du gar nichts zu bereuen?"

Eine gute Frage! Ich bin zum Beispiel schon einige Zeit dabei, es zu bereuen, dass ich die Site atheisten-info angelegt habe. Aber nicht wegen der darin vertretenen Ansichten, sondern wegen des Aufwandes! Wie ein Alkoholiker an der Flasche hängt, hänge ich im Internet und suche Tag für Tag und Woche für Woche nach Dingen, über die ich mich aufregen kann! Jeden Tag verscheiße ich damit Stunde um Stunde und leide unter meinem Antiklerikalismus! Überall liegen ungelesene Bücher, ungehörter rock'n'roll und ungesehene Filme herum! Seit Jahren nehm ich mir vor, meine alten Dias einzuscannen und komm nicht dazu! So ein selbsternannter aggressiver Krawallatheist hat ein schweres Leben! Und wie schön wäre ein hedonistischer Ruhestand!


201. Wort zum Sonntag, den 21. September 2014

Mt 20,1-16: In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen. Um die sechste Stunde und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, dir dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!
Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen von den letzten, bis hin zu den ersten. Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.
Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.
Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin?

Sogar Bischof Schönborn gibt in seiner Predigt zu, dass das obige Gleichnis als ungerecht verstanden werden kann, der eine tschinallt zwölf Stunden, der andere arbeitet bloß eine Stunde und beide verdienen dasselbe. Kein Betriebsrat ließe sowas zu! Aber Schönborn schiebt diese Ungerechtigkeit beiseite und redet von der Güte Gottes, die aber nur die weniger Arbeitenden trifft.

Aber das ist eben so, weil nicht alles was hinkt, ein Gleichnis ist. Mit etwas mehr Phantasie hätte den Evangelienschreibern in solchen Fällen etwas Logischeres einfallen können: Hier würde zum Beispiel passen, dass man statt der Arbeiter Menschen nimmt, die sich in unterschiedlichem Ausmaß um ihre Gesundheit kümmern. Der eine lebt immer gesund, der andere frönt allen ungesunden Dingen und am Schluss kann auch dieser Heilung erfahren. Damit könnten die christlichen Prediger mit Gottes Güte hausieren gehen, ohne jemanden zu diskriminieren.

Laut Wikipedia war ein Denar im 1. Jahrhundert nach heutiger Kaufkraft etwa 20 Euro wert. Den ganzen Tag für 20 Euro arbeiten, war also ein Hungerlohn, eine Stunde dafür zu arbeiten, eine gute Bezahlung. Heutzutage wird mit Recht gleicher Lohn für gleiche Arbeit verlangt, der Jesus und der Schönborn sind aber für Willkür, die als Güte deklariert wird. Wenn es wieder Hinweise auf die schlechtere Bezahlung in Frauenberufen gibt, dann müsste der Schönborn dazu sagen: Dienstgeber zahlen Männern aus Güte mehr und die Frauen sollten nicht neidisch sein. So einen Blödsinn daherzureden, traute sich allerdings nicht einmal ein Kardinal.

Schönborn schreibt aber:
"Zuerst einmal ganz schlicht menschlich: Schau auf deinen Neid! Wem neidest du was? Und warum? Bist du nicht dankbar für das, was du hast? Gönnst du es dem anderen nicht, wenn es ihm gut geht, wenn er Glück hat?"

Da zeigt sich wieder, wie eng die Christenlehre und die Christenpolitik verwoben sind! Denn auch die Christenpartei ÖVP sagt uns ständig dasselbe: keine Neidgenossenschaften! Seid nicht neidig auf die Reichen und Superreichen! Zahlt Eure Steuern, haltet den Mund und arbeitet!

Schönborn strebt natürlich in seinem Schlussabsatz zur gemeinten, aber völlig missglückten Aussage des Evangeliums zurück:
"Wenn du früh in deinem Leben 'in den Weinberg des Herrn' gerufen wurdest, wenn du das Glück hast, von Klein auf im Glauben zu Hause zu sein, dann sei nicht neidisch, dass Gott auch zu denen gut ist, die ein Leben lang ohne Glauben leben mussten und die 'am letzten Drücker' noch zu Gott finden. Gegen den Neid hilft nur die Freude an Gottes Güte."

Interessant ist dabei, dass die tatsächliche Gegenbewegung weder im Evangelium noch beim Bischof Erwähnung finden: nämlich dass es mit Sicherheit weitaus mehr Leute gibt, die als Kinder im Glauben zu Hause sein mussten und später vernünftig wurden als solche, die von der Vernunft zum Glauben abstiegen. Dass also weitaus mehr Arbeiter am Weinberg sozusagen sagen, leck mich doch am Arsch, für einen Denar arbeite ich nicht zwölf Stunden. Amen.


200. Wort zum Sonntag, den 14. September 2014

Joh 3,13-17: In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Ach was für eine absurde Geschichte! Wenn man das Gottesmärchen ernst nähme, müsste man z.B. fragen: ein Gott, der ein Universum mit 100 Milliarden Galaxien geschöpft hätte, der hätte doch wohl kein Problem, sich auch eine respektable Anzahl von Söhnen zu schaffen und müsste nicht um seinen einzigen Sohn jammern. Und vor allem: laut Bibel ist der hingegebene Sohn ja eh nach drei Tagen auferstanden, also was für eine Hingabe soll das gewesen sein? Und weil der Kreuzestod kein Vergnügen sein kann: die von der katholischen Kirche verbrannten Häretiker und "Hexen" haben bei der Feuerbestattung am lebendigen Leib sicherlich deutlich mehr gelitten als der Herr Jesus. Und "auferstanden" sind die auch nicht!

Natürlich ist auch der Jeschua ben Josef nicht auferstanden. Wenn die Geschichten über ihn zumindest ansatzweise stimmen, dann war er ein gescheiterter jüdischer Endzeitprediger, der sich sowohl bei der römischen Besatzungsmacht als auch bei den religiösen Funktionären unbeliebt gemacht hatte. Und wie im Christentum Kritiker der herrschenden Lehre umgebracht wurden, taten das auch die damaligen religiösen Funktionäre in Jerusalem.

Gerettet hat das niemanden von irgendwas. Aber Schönborn nimmt zum heutigen "Fest Kreuzerhöhung" Stellung:
"Ursprung des Festes ist die Weihe der berühmten 'Grabeskirche' in Jerusalem im Jahre 335. Erbaut durch Kaiser Konstantin, umfasst sie sowohl die 'Schädelstätte', Golgotha, den Ort der Kreuzigung Jesu, wie auch das nahe gelegene Grab, in den Jesu Leichnam gelegt wurde. Am Tag nach der Kirchweihe, am 14. September 335, wurde das Holz des Kreuzes, an dem Jesus gestorben war, feierlich verehrt ('erhöht'), als DAS Siegeszeichen Christi, der durch sein Kreuz den Tod besiegt und uns erlöst hat. Zahlreiche kleine und kleinste Stücke dieses Holzes kamen als sogenannte 'Reliquien' in die ganze christliche Welt. Eine größere gelangte auch in ein Kloster im Wienerwald, das seither den Namen dieser Reliquie trägt, das 'Stift Heiligenkreuz'."

Wozu mir eine Familienanekdote einfällt, die mir mein Vater über seinen Großvater erzählt hat. Der war ein Bauer, der sich selbst darum gekümmert hatte, eine etwas bessere Bildung zu erlangen als damals im Landvolk üblich war und der in den 1890er-Jahren an einer Wallfahrt nach Jerusalem teilgenommen hatte. Nicht aus Glaubensgründen. Denn dieser Urgroßvater hat in unserer Familie die Grundlage für die Religionsfreiheit gelegt, weil er den damals üblichen Volksglauben hinterfragt hat und damit auch seinem Enkel, meinem Vater, ein religionsfreies Leben ermöglichte. Aber er wollte die Welt sehen, fuhr nach Jerusalem und erhielt dort als Pilger - wie jeder andere auch! - einen Splitter vom Kreuz Christi!
Er hob diese Kuriosität auf, zeigte das Holzstückchen später meinem Vater und rechnete ihm vor, wieviel Festmeter Holz das Christuskreuz umfasst haben müsste, wenn seit fast 1900 Jahren jeder Pilger einen Splitter davon erhielte.
Aber ein Kardinal in Wien kann im 21. Jahrhundert vermutlich nicht so gut rechnen wie ein Bauer im Mühlviertel des 19. Jahrhunderts. Der Schönborn glaubt doch glatt, es habe im Jahre 335 noch die Überreste des Kreuzes der Jesus-Kreuzigung gegeben! Dass das klarerweise zum damals grassierenden Reliquienschwindel gehörte, das kommt ihm gar nicht in den Sinn!

Damit meine Sonntagsworte nicht schon wieder zu lange werden, nur noch Schönborn Schlusssatz: "Nicht mit Krieg und Waffen hat Christus am Kreuz gesiegt, sondern mit einer Liebe, die bis zum Äußersten ging, bis zur Liebe der Feinde. Mehr denn je liegt darin die Hoffnung. Darum verehren wir das Kreuz."

Bitte, lieber Schönborn, sag mir ein einziges Beispiel, wo die katholische Kirche in ihrer ganzen Geschichte einen ihrer Feinde geliebt hat! Und wenn gläubige Christen soviel Hoffnung ins Christenkreuz setzen, dann können sie sich ihre Wohnung und ihren Hals mit Kreuzen vollhängen, zu den Kreuzen in die Kirchen gehen, aber Kreuze haben im staatlich-öffentlichen Bereich, also in Schulen, Krankenhäusern und Gerichtssälen(!!!), nichts zu suchen! Das sind übrig gebliebene mittelalterliche katholische Macht- und Herrschaftssymbole! Weg damit! Amen.


199. Wort zum Sonntag, den 7. September 2014

Mt 18,15-20: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Schönborn ist da natürlich ganz auf der Seite vom Jesus: nicht über andere Leute schimpfen, weil sie was falsch machen, sondern es ihnen selber sagen! Ob der unbedingt im Recht sein wird, der einen anderen zurechtweist, ist dabei natürlich kein Thema. Im Iran oder in islamistischen Zonen in britischen Städten ziehen Religionspolizisten durch die Gegend, die streng darauf achten, dass alle Glaubensvorschriften eingehalten werden. Das empfiehlt auch die Bibel: und wenn die Betroffenen dann nicht folgen, dann schmeißt sie aus der Religionsgemeinschaft ("dann sei er für dich wie ein Heide").

Das sollte tatsächlich durchgeführt werden! Eine katholische Religionspolizei kontrolliert z.B. jeden Sonntag stichprobenweise bestimmte Straßenzüge und alle Katholiken, die nicht bei der Sonntagsmesse sind, also den Tag des HErrn nicht geheiligt haben, werden abgemahnt und wenn sie sich nächsten Sonntag nicht beim Pfarrer melden, dann werden sie zu Heiden erklärt, also aus der christkatholischen Kirche ausgeschlossen! Wäre ein Heidenspaß!

Aber so weltlich-vernünftig legt der Schönborn das Evangelium natürlich nicht aus. Er freut sich heute vor allem, dass der Jesus dabei ist, wenn sich zwei oder drei in seinem Namen versammeln. Schönborn schließt mit: "Wenn wir dazu den Mut haben, dann kann auch die Verheißung Jesu eintreten: 'Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.' Wo Menschen offen, ehrlich, liebevoll miteinander umgehen, da ist dieses Wort Jesu wirklich erlebbar. Eine Familie, in der gemeinsam gebetet wird, kann so ein Ort sein. Wie stark ist es, wenn Eheleute im Glauben und im Beten verbunden sind: Da ist Gott gegenwärtig als Dritter im Bund. Wo Menschen so miteinander verbunden sind, da ist auch der Raum des Vertrauens da, einander die Fehler zu sagen und sie gemeinsam zu überwinden. Sollte das nicht möglich sein?"

Über katholische Ehepaare, die miteinander beten, könnte man wahrscheinlich eine Stricherlliste machen. Aber geben wird's das doch noch hin und wieder. Interessant ist allerdings, dass Schönborn keine Silbe über den Satz "Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten" sagt. Aber dazu schweigt er natürlich mit Recht.

Ihr Katholiken, probiert es aus, erbittet voll des Glaubens zu zweit alles Mögliche und wartet dann auf die göttliche Erledigung.
Natürlich wird es nach der statistischen Wahrscheinlichkeit hin und wieder passieren können, dass ein erbetenes Ereignis wirklich wirklich wird, aber die Chancen auf Nichterfüllung der Bitten ist so ungleich größer, dass Ihr ruhig drauf wetten könnt: kein Gottvater wird sich um Eure Bitten kümmern. Weil dazu bräuchte man existierende Götter und darum ist abgesehen von Zufallsfällen das Scheitern weitgehend gesichert. Amen.


198. Wort zum Sonntag, den 31. August 2014

Mt 16, 21-27: In jenen Tagen begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.
Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht geschehen! Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.

Warum heute diese Bibelstelle im Kalender steht, ist nicht recht klar, die nächste Kreuzigung samt Auferstehung steht ja erst im Frühjahr 2015 auf dem Programm.

Das heutige Evangelium schließt mit einer Lohnverheißung, bzw. einer Strafdrohung. Weil der Menschensohn wird im gottväterlichen Auftrag, den Menschen ihre Taten vergelten, also sie belohnen oder bestrafen. Schönborn titelt seine Kronenzeitungs-Predigt mit "Die Liebe hat gesiegt", weil der liebe Jesus belohnt ja nur noch!

Schönborn erzählt heute über eine Begegnung in Kolumbien mit zwei Frauen, deren eine eine ehemalige Guerillakämpferin, die andere ein Opfer dieser Kämpfe war, beide hätten sich mittels der Barmherzigkeit Jesu versöhnt. Dabei kommt im obigen Text überhaupt nichts Barmherziges vor, der Jesus verteufelt sogar seinen Petrus und fordert, "wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach".

Das ist ein unfassbarer Extremismus und in der Geschichte des Christentums werden das wohl höchstens ein paar Handvoll Leute wirklich zu tun versucht haben. Und den anderen wird's der Jesus vergelten, weil sie's nicht getan haben. Ziemlich unfröhliche Aussichten für alle moderat Gläubigen! Das sagt der Herr Kardinal natürlich nicht, darum sag's ich Euch! Amen.


197. Wort zum Sonntag, den 24. August 2014

Mt 16,13-20: In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage die: Du bist Petrus - der Fels -, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.

Heute haben wir die Wiederholung des Evangeliums vom 29.6.2014, könnte also hier schreiben, siehe 188. Wort zum Sonntag, und wäre schon fertig. Aber dadurch würde meine Geschwätzigkeit beeinträchtigt, darum sonntagsworte ich auch heute.

Am 29.6. wäre eigentlich Mt 10,37-42 dran gewesen, da aber an diesem Sonntag auch der kirchliche Feiertag "Peter und Paul" war, hat Schönborn das Petrus betreffende Evangelium verwendet. Heute hat es um einen Vers mehr, denn im Juni fehlte die letzte Zeile, "Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei". Diese Zeile weist darauf hin, dass dieser Matthäustext aus einer eher noch zeitgenössischen Vorlage stammt, in die aber die Darstellung des Jesus als "Messias" als postume Erfindung eingefügt worden war. Das ergibt sich aus der einfachen Logik, der jüdische Wanderprediger Jeschua ben Josef hatte sich selber nie als "Messias" betitelt, als er in den Jahren nach seinem Tode von seinen Anhängern zum griechisch-lateinischen "Jesus" und zum "Messias", zum "Erlöser" umgeformt wurde, könnte es also noch lebende Zeitzeugen gegeben haben, die diese Messias-Geschichte aus eigenem Wissen als nachträgliche Erfindung zurückgewiesen hätten. Bums, der Messias hatte eben verboten, darüber zu reden, darum hat es außerhalb des engsten Jüngerrings niemand gehört, over and out.

Der Petrus als Felsen, auf dem die katholische Kirche gebaut worden sein soll:
von Petrus ist historisch nichts überliefert, weder Schriften, noch eine belegbare Biografie. Die Petrusbriefe gelten inzwischen auch unter Theologen als Fälschungen und dass Petrus jemals in Rom oder gar der erste katholische Papst gewesen wäre, ist durch nichts belegt.

Aber der Schönborn freut sich trotzdem über diesen historisch unsichtbaren Felsen! Er fasst zusammen: "Jesus ist der Messias, der Sohn Gottes: das ist der Fels, auf dem die Kirche steht. Diesen Glauben wird keine Kraft der Welt auslöschen können. Diesem Glauben verspricht Jesus eine unzerstörbare Dauer. Spricht nicht Vieles gegen die Gültigkeit dieser Garantie? Oft ist davon die Rede, dass bei uns in Österreich der Glauben verdunste. Gewiss, der Glaube kann verloren gehen. Aber nie wird er ganz untergehen. Immer wird es Menschen geben, die in ihrem Glauben an Gott, an Christus, an Seine Nähe zu uns Menschen, wie Felsen in der Brandung stehen werden, die anderen Halt geben. So verstehe ich diese tröstliche Zusage Jesu. Und wenn ich auf den Nachfolger des Petrus schaue, auf Papst Franziskus, dann denke ich oft: Jesus hat es versprochen: Petrus ist der Fels in der Brandung! Auch heute!"

Dass der Jesus der Sohn Gottes wäre, hat nicht einmal - siehe oben - der Jesus selber geglaubt und wenn es einen Petrus gegeben hat, dann hat der davon auch nie was gehört. Aber Religionen halten sich lange! Der germanische Donnergott "Thor" oder "Donnar" hat bestimmt mehr göttliche Dienstjahre auf seinem Buckel als der Jesus und die Verehrung dieses Germanengottes ist in Kreisen der sogenannten "Neuheiden" auch heute noch üblich, siehe Wikimediabild des Mjölnir oder Thorshammer, der von germanischen Neuheiden als Symbol ihres Glaubens getragen wird. Diese Neuheiden sind natürlich keine Massenerscheinung.

Auf diesem Niveau wird sich bestimmt auch der Jesus noch länger halten können. Aber in hundert Jahren wird zumindest in Europa vom Christentum auch nimmer viel mehr da sein als heute vom Neuheidentum. Schönborn sieht das ja auch fast schon so, wenn er schreibt "der Glaube kann verloren gehen. Aber nie wird er ganz untergehen". In Ägypten mag es schließlich auch heute noch Anhänger von Isis und Osiris und in Amerika vom Manitu und vom Quetzalcoatl geben. Und ganz bestimmt werden auch in hundert Jahren - wie schon im alten Babylon - irgendwelche Dummköpfe an Horoskope glauben! Amen.


196. Wort zum Sonntag, den 17. August 2014

Mt 15, 21-28: In jener Zeit zog Jesus sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie von ihrer Sorge, denn sie schreit hinter uns her. Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, du hast Recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Heute haben wir wieder eine besonders dumme Stelle aus den Evangelien. Dumm vor allem auch in Bezug auf den Verstand derjeniger Kleriker, die im vierten Jahrhundert die Texte des "Neuen Testamentes" zusammenstellten und dabei offenbar zu dämlich waren, jene Texte entsprechend zu bearbeiten, die der nunmehr praktizierten Christenlehre ganz eklatant widersprachen. Aber das würde wohl deshalb nur noch schwer möglich gewesen sein, weil die diversen Bestandteile schon länger innerhalb der Gemeinden kreisten und die Widersprüche ja noch aus der absoluten Frühzeit stammten. Die Widersprüche blieben!

Wie der Widerspruch, dass dieser Jesus ja ein jüdischer Reformprediger gewesen sein muss, der keineswegs die Absicht hatte, eine neue Weltreligion zu gründen! Der Satz "Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19) ist ein Text, der sich in dieser Form erst bis ins vierte Jahrhundert entwickelt hat, weil klar war, dass die Juden kein Interesse am Christentum hatten, schließlich sind ja auch alle Texte der Evangelien altgriechisch geschrieben, stammen also nicht aus dem jüdischen Bereich.

Aber die heutige Bibelstelle zeigt einen jüdisch-nationalistischen Prediger übelster Art, der Nachbarvölker als Hunde beschimpft. Wie schreibt sich heute Schönborn aus dieser Zwickmühle? Er erklärt den Jesus, die zweite Falte des allmächtigen und allwissenden dreifaltigen Christengottes für eingeschränkt lernfähig. Denn er schließt mit folgenden Fragestellungen: " Hat Gott, hat Jesus von dieser Frau etwas 'dazugelernt'? Hat er wegen ihrer Bitten seinen Plan geändert? Sein 'Programm' ausgeweitet, sich künftig nicht nur um sein Volk zu kümmern, sondern um alle Menschen? Oder hat sie nicht vielmehr durch ihr heftiges Bitten das ausgelöst, was Gott selber im Herzen hatte? Darüber denke ich immer wieder nach!"

Das ist klar, über diesen eminenten Widerspruch muss ein Kleriker zwangsläufig nachdenken: geht hin zu allen Völkern, auch zu den Hunden! Das Christentum besteht heute wohl zu 99,9999 % aus Hunden, die religiös von den Brotresten leben, die vom Tisch ihrer Herren gefallen sind. Diese Schlussfolgerung ergibt sich zumindest aus dem obigen Bibeltext. Schönborn hat dazu übrigens einleitend noch einen schönen Widerspruch zwischen der allwissenden Allmacht seines Gottes und der christlichen Lehre entdeckt, er schreibt nämlich: "Wie ist es, wenn wir Gott um etwas bitten? Wollen wir ihn dann nicht 'beeinflussen'? Wenn wir zum Beispiel für die Heilung eines Krebskranken beten, bitten wir dann Gott nicht, dass er in den Lauf der Dinge eingreift? Hoffen wir nicht, dass er sozusagen seinen Plan ändert, damit das schlimme Schicksal abgewendet wird?"

Er stellt allerdings nur die Frage, er beantwortet sie nicht. Weil dann müsste er z.B. schreiben, der Krebskranke sei von Gott bestraft oder geprüft worden und das Beten habe ohnehin nix genutzt. Aber abschließend bringe ich zum heutigen Evangelium wieder das beliebte Zitat meiner Mutter als sie schon deutlich in den Achtzigern stand und das Neue Testament nochmals gelesen hatte und danach darüber sagte: "So a Bledsinn! Und i woa so dumm und hob dees wirkli amoi g'glaubt!" (in deutscher Sprache: "So ein Blödsinn! Und ich war so dumm und habe das wirklich einmal geglaubt!") Mehr braucht man dazu nicht sagen, meiner Mutter war es jedenfalls peinlich, daran geglaubt zu haben und sie war froh, diesen Schaden behoben zu haben. Auch zum Vorteil ihrer Kinder, denen der Glaube erspart blieb. Amen.


195. Wort zum Feiertag "Maria Himmelfahrt" am 15. August 2014

Offenbarung (=Apokalypse) des Johannes 11,19A; 12,1-6A.10AB: Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar. Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der über alle Völker mit eisernem Zepter herrschen wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte. Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten.


Die Apokalypse des Johannes ist so eine Art Weltuntergangswetterbericht.
In 22 Kapiteln treten eine Menge von Katastrophen, Ungeheuern, Plagen und sogar ein 1000jähriges Reich auf. Oben ist eine kleine Auswahl zu lesen mit weggelassenen Sätzen. Sowas ist eigentlich gefährlich für den Prediger, weil in Offb 22,18,19 heißt es: "Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: (..) Wer etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, von denen in diesem Buch geschrieben steht." Schönborn verwendet heute nicht das Evangelium gemäß Messbuch (das wäre Lk 1, 39-56, da trifft die schwangere Maria die schwangere Elisabeth, Mutter von Johannes dem Täufer), sondern die 1. Lesung und diese zitiert unvollständig, lässt also prophetische Worte weg. Auweh! Aber das nur als Scherz nebenbei!

Worüber freut sich Schönborn heute, am Feiertag "Maria Himmelfahrt"?
Etwas freuen tut er sich erst am Ende seiner Predigt, am Anfang apokalypselt er ein bisschen herum, wundert sich allerdings nicht über die physikalische Dummheit des Engels, der dem Johannes die Offenbarung erzählt hat, weil so ein Engel müsste eigentlich wissen, dass die Sterne ein bisschen zu groß wären, um auf die Erde herabfallen zu können. Aber wie schon häufig kundgemacht: die Götter und ihre Engel sind immer gleich dumm wie ihre Verkünder.

Was resümeeiert Schönborn heute? "In dieser Frau sehen wir Maria, und in ihrem Kind Jesus. Heute feiert die Kirche ihren Sieg. Sie hat keine Waffen, keine Militär- oder Wirtschaftsmacht. Auf ihrer Seite aber ist das Leben. Und dieses wird, Gott sei Dank, immer stärker sein als alle todbringenden Gewalten. Am Fest Maria Himmelfahrt geht es um diese große Hoffnung: Der Tod, der einmal alles Leben trifft und beendet, konnte Maria nicht besiegen. Mit ihrem Kind, mit Jesus, ist sie ganz bei Gott, mit Leib und Seele."

Schön für die Maria, wenn sie ganz bei Gott ist. Ans Kirchenpublikum wendet sich der Herr Bischof heute in seiner ganzen Predigt nicht, er freut sich z.B. über die Apokalypse als Trostwort, weil die Botschaft klar sei: "Nicht die Mächte der Zerstörung werden siegen, sondern die scheinbar so schwache schwangere Frau. Gott wird ihr beistehen, sie beschützen, samt ihrem Kind."

Und? Was haben die paar Katholiken davon, die heute in der Kirche knotzen? Ein paar Worte über deren himmlische Rettung gehörten da schon eingeflickt! Im letzten Kapitel der Apokalypse heißt es z.B. Offb 22,1-5: "Und er zeigte mir einen Strom, das Wasser des Lebens, klar wie Kristall; er geht vom Thron Gottes und des Lammes aus. Zwischen der Straße der Stadt und dem Strom, hüben und drüben, stehen Bäume des Lebens. Zwölfmal tragen sie Früchte, jeden Monat einmal; und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker. Es wird nichts mehr geben, was der Fluch Gottes trifft. Der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt stehen und seine Knechte werden ihm dienen. Sie werden sein Angesicht schauen und sein Name ist auf ihre Stirn geschrieben. Es wird keine Nacht mehr geben und sie brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne. Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten und sie werden herrschen in alle Ewigkeit." Die restlichen Verse sind lauter Wahrheitsbekräftigungen, dass der Engel den Johannes nicht angelogen hätte.

Aber klares Wasser, Früchte tragende Bäume, ein Name auf der Stirn der Knechte und eine ordentliche Straßenbeleuchtung sind vermutlich auch nicht so extrem spektakulär. Über die Apokalypse kann auf dieser Homepage natürlich auch nachgelesen werden, weil als aggressiver Krawallatheist weiß ich ja über jeden Schmarrn irgendwas zu lästern! So ist es!

Und wer wirklich wissen will, was wirklich los ist mit der Apokalypse, kann das ebenfalls - zumindest beispielhaft - hier nachlesen! Ein in die USA ausgewanderter deutscher Kuckucksuhrenbauer namens Herbert R. Stollorz war nach eigenen Angaben immer schon religiös gewesen, wie man in seinen Apokalypse-Büchern nachlesen kann, entwickelte er sich in den USA aber zu einem bibelworttreuen Kreationisten hinunter. Es ist immer wieder schockierend wahrzunehmen, wie entsetzlich geistesverwirrt jemand durch zuviel Religion werden kann.


194. Wort zum Sonntag, den 10. August 2014

Mt 14,22-33: Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, forderte er die Jünger auf, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten. Spät am Abend war er immer noch allein auf dem Berg. Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.

Seit der letzten Juniwoche war die bischöfliche Sonntagspredigtunterseite auf der Wiener Diözesan-Site wegen eines kaputten Links nimmer erreichbar gewesen, dann gab's einen Link von der Startseite zur Sonntagspredigt und nun sind die Site-Macher endlich draufgekommen, warum Sitebesucher nicht zur Sonntagsseite vordringen konnten und haben den Link dort repariert, dafür ist der Link von der Startseite wieder weg. Aber die Diözesan-Homepage ist natürlich auch ein bisschen komplizierter als die meine hier, die im Prinzip aus einer einzigen mit CSS selbstgebastelten Vorlage besteht.

Aber das natürlich wie üblich nur nebenbei. Heute haben wir die direkte Fortsetzung vom vorigen Sonntag. Der einfaltige Jesus hat nach der Massenfütterung der 5000 (siehe Sonntagswort Nr. 193) ein Betbedürfnis und betet darum auf dem Berg zu den beiden anderen Falten des dreifaltigen Christengottes. Und was sieht er dort vom Berg aus? Seine Jünger sind in Seenot! Er könnte nun ja auch vom Berg aus dem Wind das Stürmen verbieten, aber nein, er braucht wieder einmal eine direkte Vorführung seiner Allmachtkünste und geht darum zu Fuß über den See Genezareth! Und dort führt er dann dem Petrus vor, dass Großgläubige auch über den See gehen können, Kleingläubige aber untergehen. Die Jünger wissen sogleich: ihr Jesus ist der Sohn Gottes, weil ein Gottessohn kann auf dem Wasser gehen und Stürme unterbinden. Und das tapfere Schneiderlein erwischt sieben auf einen Streich.

Worum kümmert sich heute Bischof Schönborn? Er betitelt seine Kronenzeitungspredigt mit "Was beten bewirken kann!" Was kann beten bewirken? Gott hilft!, ist Schönborn überzeugt.

Aber: " Warum kommt Gottes Hilfe oft erst so spät? Warum sieht er zu, wie wir uns plagen, und tut scheinbar nichts, um uns zu entlasten? Diese Frage bewegt mich immer wieder, gerade bei diesem Evangelium. Es ist die große, manchmal wirklich bedrückende Frage, die Menschen stellen, die großes Leid, schwere Prüfungen erlitten haben: Wo war Gott in dieser Not? Warum hat er nicht geholfen? Hat er mich vergessen?"

Diese Fragen beantworten sich ja wohl von selber. Weil was gibt es für Möglichkeiten des Geschehens für die Beter? Es kann sein, dass das Problem gelöst wird, dann hat Gott geholfen, es kann sein, dass die Problemlage aufrecht bleibt, dann lässt Gott den Beter warten, es kann sein, dass sich die Lage verschärft, dann prüft Gott den Beter, es kann sein das die Sache wirklich schlimm ausgeht, dann sind die Wege des HErrn unerforschlich. Es ist also fast völlig egal, was passiert, Gott hat a priori eine Ausrede. Aber nur fast, denn: warum hilft Jesus nie einem Amputierten?!

Dabei können die armen Götter gar nix dafür!
Früher wurden den Göttern Opfer gebracht, sogar Menschenopfer (so ein Opfer kommt sogar in der Bibel vor, siehe die Forderung Jehovas an Abraham seinen Sohn Isaak zu opfern, Gen 22,1–19, diese Forderung wird dann vom Jehova doch noch storniert). Aber mit Opfer wurde dasselbe erreicht wie heute durchs Beten: entweder das Gewünschte ist passiert oder nicht. Und es passieren eben in jedem Menschenleben unangenehme und tragische Dinge. Dagegen helfen heute vor allem die Einrichtungen des Sozialstaates: im Krankheitsfall hilft die Krankenkasse usw. Aber auch das hilft natürlich nicht immer und Menschen bringen ihre Leiden nimmer an, sterben daran.

Wozu braucht man dabei Götter? Ob etwas letztlich gut oder schlecht ausgeht, ist Zufall oder Schicksal oder vielleicht genetisch bedingt. Einem Atheisten geht es nicht anders wie einem Gläubigen: das Problem wird überwunden oder bleibt, der Atheist braucht bloß keine Zeit mit der Beterei zu verscheißen und er braucht nachher seinem Gott nicht zu danken oder er braucht nicht zu fragen, warum ihn Gott prüft oder verlassen hat.

Schönborn schließt seine Predigt so. "Was hilft das Beten? Was bewirkt es? Wir können die Wirkung des Gebets nicht messen. Es hat vor allem mit Vertrauen zu tun. Wie oft kann ich einem anderen nicht direkt helfen! Immer kann ich darauf vertrauen, dass Gott helfen kann. Beten stärkt das Gottvertrauen. Und Gottvertrauen hilft, auch in den Stürmen des Lebens nicht mutlos zu werden. Da wagt man es dann auch, wie Petrus sogar über das wilde Wasser zu gehen, auf Gottes Hand vertrauend."

das ist kein Google-Earth-Bild wie der Jesus über den See Genezerath läuft, da fährt ein Motorboot über diesen See!

Warum probiert es Schönborn nicht, auch einmal über den See Genezareth zu gehen? Wenn er kein Kleingläubiger ist und Gott vertraut, müsste das doch funktionieren! Und wenn Ungläubige z.B. an Krebs erkranken, ist es nicht anders als wenn Gläubige erkranken: kann sein, dass die Behandlung hilft, kann sein, dass das Leben noch verlängert werden kann, kann sein, dass es keine Hilfe mehr gibt und das Leben zu Ende geht. Der Tumor fragt nicht nach Gottvertrauen. Und dass wir alle sterben müssen, wissen wir ja. Soviel heilige Einfalt aufzubringen, um zuerst an eine lebensverlängernde Gotteshilfe zu glauben und danach an die Heimkehr der ewigen Seele ins Paradies, setzt eben eine tief verwurzelte religiöse Konditionierung voraus, die das eigene Denken verhindert. Aber warum sollte sich ein gläubiger Krebspatient an sein Leben klammern, seinen Gott um Hilfe bitten, wenn er ja eh sozusagen ins Paradies hineinstirbt? Wie es jedoch in einem alten Witz heißt, kommen ja beide nicht in den Himmel: der Ungläubige nicht, weil er nicht glaubt, der Gläubige nicht, weil es keinen Himmel gibt. Und weil sie das auch befürchten, darum beten Gläubige. Amen.


193. Wort zum Sonntag, den 3. August 2014

Mt 14, 13-21: In jener Zeit, als Jesus hörte, dass Johannes enthauptet worden war, fuhr er mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber die Leute in den Städten hörten davon und gingen ihm zu Fuß nach. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken, die bei ihnen waren. Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen, und es ist spät geworden. Schick doch die Menschen weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können. Jesus antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten sie ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns. Darauf antwortete er: Bringt sie her! Dann ordnete er an, die Leute sollen sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten, und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelten, wurden zwölf Körbe voll. Es waren etwa fünftausend Männer, die an dem Mahl teilnahmen, dazu noch Frauen und Kinder.

Der Zugriff auf die sonntägliche Schönbornpredigt wurde verbessert, jetzt kann man von der Startseite aus zugreifen, der Zugriff über den Link auf der Schönborn-Unterseite funktioniert aber immer noch nicht.

Aber das nur ganz nebenbei, jetzt zum heutigen Evangelium:
Die Massenausspeisung der 5000 kommt in allen vier Evangelien vor, ist also eine beliebte Jesus-Anekdote. Hier dazu ein alter Witz aus einem mehr als achtzig Jahren alten Witzbüchel des berühmten oberösterreichischen Humoristen Franz Resl (1883-1954):


Dazu eine selbsterlebte Anekdote, ein befreiungstheologisch geformter Priester erklärte mir das dereinsten so, dass diese Geschichte nicht als Wunder, sondern als Solidaritätsakt zu verstehen wäre. Von den 5000 hatten manche zu essen mit, manche hatten nichts und manche mehr als sie brauchten. Die 5000 teilten dann ihre Vorräte untereinander und es blieb dabei sogar noch was übrig für andere Hungrige. Weil Befreiungstheologen sind ja dafür, dass es den Menschen auf Erden besser gehen soll, was der sonst gelebten katholischen Lehre widerspricht, weil dort gilt das Leiden als irdische Errungenschaft, weil der Jesus auch gelitten hätte. Und wahre christliche Herrschaft garantiert dieses Leiden!

Was sucht sich heute der Schönborn für eine Variante aus? Nun, er bemitleidet den armen Jesus, der nirgends seine Ruhe hat, wenn er vor seinen Fans flüchtet, dann belästigen sie ihn trotzdem. Man könnte zwar auch vermuten, dass für eine Falte des dreifaltigen Christengottes ein bisschen Publikumsandrang wohl kaum die Allmacht Jesu überfordern können dürfte. Aber die Prediger haben eben den Mensch gewordenen Gott, der unter Arbeitsstress leidet, lieber als einen allmächtigen, dem das wurscht sein könnte.

Also freut sich der Schönborn eine Weile über die Barmherzigkeit vom Jesus, der die Leute dann doch nicht verjagt, sondern sogar wundertätig abfüttert.

Und zum Schluss: Überraschung! Eine Pointe mit ein kleines bisschen befreiungstheologischen Elementen: "Das Wunder der Brotvermehrung ist ein Gegensatz zu dem, was weltweit heute geschieht. Millionen Menschen haben kaum genug Brot zu essen, und bei uns wird es tonnenweise weggeworfen; dort ist's zu wenig, hier zu viel. Jesus macht es anders: Wir sollen nicht nur daran glauben, dass es für alle reicht. Er macht uns Mut zu teilen. Und siehe, es bleibt genug, um auch den Armen reichlich zu geben. Wirklich, keiner müsste heute hungern!"

Ja, keiner müsste hungern, würde es nicht darum gehen, die Welt und ihre Güter per Gewinnmaximierung zu steuern. Der wirklich befreiungstheologische brasilianische Bischof Dom Helder Camara (1909-1999) hat gesagt, "quando dou comida aos pobres chamam-me de santo. Quando pergunto por que eles são pobres chamam-me de comunista. - Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten."

Sowas versteht ein Schönborn natürlich nicht, der stammt schließlich aus einer adeligen Familie, wo sich niemand jemals Gedanken über den Hunger machen musste. Den schönen einfachen Reim von Bert Brecht kennt er natürlich auch nicht: "Reicher Mann und armer Mann standen da und sah'n sich an, und der Arme sagte bleich: 'Wär ich nicht arm wärst du nicht reich'."

Logischerweise kann der österreichische Oberbischof das nicht kennen, weil das ist zutiefst unchristlich! Christlich ist, wenn der reiche Prasser die Brosamen von seinem Tisch dem armen Lazarus gibt, der bettelnd vor seiner Tür liegt. Das ist christliche Politik: Almosen für die Hungernden und steigende Börsenkurse für die reichen Prasser. Heute kein "amen", weil "amen" bedeutet, "so sei es", aber gerade so soll es nicht sein!


192. Wort zum Sonntag, den 27. Juli 2014

Mt 13, 44-46: In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

Wie letzten Sonntag haben wir auch diesen Sonntag wieder eine Jesus-Zensur durch den Wiener Erzbischof. Denn auch diesmal bricht er mitten im Evangelium ab, er lässt die Verse 47 bis 52 in seiner Predigt weg: "Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt."

Warum er das schon wieder tut, ist klar: dem Schönborn sein Jesus darf nicht vom Heulen und Zähneknirschen der Bösen im Höllenfeuer am Ende der Welt reden, dem Schönborn sein Jesus hat die Menschen zu lieben und nicht zu verdammen, verdammt noch einmal! Nachdem ja bei den Protestanten der liebe Jesus auch schon länger ohne Hölle auskommen muss, würde ich eine neue ökumenische Bibel vorschlagen, in der alle Verse, in denen Höllenfeuer, das Heulen oder Zähneknirschen der Verdammten u.ä. vorkommt durch "(...)" ersetzt sind.

Ein Glück hat der Schönborn, dass die Kronenzeitung seine Predigt jeden Sonntag abdruckt, weil auf der Homepage der Diözese Wien ist die Sonntagspredigt schon einen Monat lang per Link gar nimmer erreichbar, am 29.6.2014 schrieb ich in der Sonntagspredigt Nr. 188 "Und wieder einmal haben die Schlampiane in der Betreuung der Homepage der Diözese Wien einen Bock geschossen. Der Link, der zu der heutigen Kronenzeitungspredigt führen sollte, führt bloß zu sich selber." Das tut der Link auch am 27. Juli immer noch und den Sitebetreuern ist bisher nicht aufgefallen, dass der Zugang zur bischöflichen Sonntagspredigt nicht mehr möglich ist, offenbar wird die Sonntagspredigt im Internet von so wenigen Leuten aufgerufen, dass das gar-nimmer-Aufrufen gar niemandem auffällt (aber das ist ja kein Wunder, die paar alten Leute, die sich - abgesehen von mir - für diese Sonntagspredigten interessieren, werden eh kaum Internet haben und in der Kronenzeitung steht die Predigt ja ohnehin).

Aber das nur nebenbei. Nachdem die Einleitung sowieso schon wieder einmal viel zu lange geworden ist, kommen wir gleich zur Ausleitung: Wie endet die heutige Schönborn-Predigt: "Was will Jesus damit sagen? Es gibt im Leben manchmal Momente, wo alle noch so vernünftigen Überlegungen hintangestellt werden, um etwas ganz Großes zu erreichen. Das kann eine Liebe sein, die einem wertvoller ist als alle Schätze der Welt. Das kann eine Liebe sein, die einem wertvoller ist als alle Schätze der Welt. Das kann eine Berufung sein, der jemand alles zu opfern bereit ist, etwa eine Berufung als Künstler oder als Priester. Jesus spricht vom Schatz 'des Himmelreiches'. Was ist dieses Kostbare, für das es sich lohnt, alles dranzusetzen? Gott selber ist dieser Schatz. Wer ihn entdeckt, wer ihn wirklich gefunden hat, kann Vieles verlieren, wird manches als nicht so wichtig erachten, wenn er nur das Wichtigste im Leben gewonnen hat: den Schatz des Glaubens an einen liebenden Gott! Kein Krieg, keine Not kann ihn uns rauben."

Ach Gott!, könnte man als Atheist fast schreiben! Der "Schatz des Himmelreiches" ist nicht der Glaube an einen liebenden Gott, sondern die "Ewige Seligkeit"! Offenbar geht Schönborn jetzt vorsichtshalber auch der ewigen Seligkeit aus dem Weg, damit er nicht einmal indirekt bei der "Ewigen Verdammnis" anstreift. Ist aber eh wurscht, weil schließlich sind Gott und beide Ewigkeitsvarianten nur Hirngespinste. Und das in Ewigkeit, amen.


191. Wort zum Sonntag, den 20. Juli 2014

Heute haben wir einen Ausnahmefall, weil heute hab ich mich dazu verleiten lassen, die gesamte Schönborn-Predigt zu kommentieren und dazu ist mein Sonntagswort Nr. 191 zu groß geworden, hab daraus eine PDF gemacht und sie unter dem Titel "Schönborn und das Unkraut" bei den Downloads gespeichert.


190. Wort zum Sonntag, den 13. Juli 2014

Mt 13,1-9: An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!

Eigentlich sollte das heutige Evangelium bis zum Vers 23 gehen, in der Kronenzeitung stehen nur die Verse bis 9, wohl vermutlich weil der Rest nervendes Geschwätz über das Sehen und Hören der zu Bekehrenden ist.

Das heutige Gleichnis ist ein besonders hinkendes, man könnte sich dabei im Umkehrschluss an das Sprichwort erinnern, "nicht alles was hinkt ist ein Vergleich". Denn die Aussaat der religiösen Verkündigung mit einem Sämann zu vergleichen, der die Samen in unfruchtbare Gegenden verstreut, ist ein sehr seltsamer Vergleich. Weil was kann der felsige Boden dafür, dass er felsig ist? Oder was können die Dornen dafür, dass sie kein Kraut zwischen ihren Trieben wachsen lassen?

Aber umgekehrt passt das Gleichnis schon! Ich bin zum Beispiel ein dorniger Boden, bei mir hatte das christliche Unkraut keine Chance zu sprießen und ständig stelle ich meine Stacheln auf, wenn ich religiöse Unkrautsäer sehe oder höre. Dabei ist das eigentlich schon längst obsolet. Weil es ist nicht die antireligiöse Agitation, die den Kirchen schadet, es ist die eigene Lehre: die alberne Geschichte vom gekreuzigten Gottessohn, der die Erlösung gebracht hätte, findet nicht einmal mehr Widerspruch, sie ist einer ständig wachsenden Menge von Menschen einfach scheißegal! Aber so derb soll man das nicht ausdrücken, ich wiederhole daher, ... sie ist einer ständig wachsenden Menge von Menschen einfach exkremental irrelevant.

Und dagegen nutzt kein Samenverstreuen etwas, weil sich die Bestreuten weder als Fels, noch als Dornenhecke, noch als fruchtbarer Boden sehen, sie kümmern sich bloß nimmer darum.

Und wie sieht der Schönborn die Welt in seiner heutigen Predigt?
Fixnuamoi, da hat der Site-Betreuer von der Diözese Wien heute schon wieder die Schönbornpredigt nicht richtig verlinkt, er hat die Artikelnummer nicht in den Link eingefügt! Immerhin bemerkenswert, dass das immer wieder passiert und keiner merkt es! Wahrscheinlich schaut sich außer mir die Sonntagspredigt auf der Diözesen-Site keiner an, weil sie alle Interessierten in der Kronenzeitung lesen. Und die Interessierten werden halt alle schon so alt sein, dass sie keinen Computer haben, weil sowas hat es seinerzeit im Vormodernismus noch nicht gegeben...

Also der Herr Oberbischof jammert über harte Herzen u.ä. und davon, dass Jesus der Sämann ist und unsere Herzen der Boden sind, in den er seinen Samen sät. Es muss angenommen werden, dass Schönborn mit "Herz" die "Seele" meint, weil das Herz wird auch bei gläubigen Christen zum Pumpen des Blutes durch den Körper verwendet und nicht für die Religion. Da nur Leute eine Seele haben, die daran glauben, hat das jesussche Säen nicht viel Aussicht auf guten Boden außerhalb der ständig schrumpfenden Welt der Gläubigen.

Schönborn schließt im üblichen augenverdrehten euphorischen Ton: "(..) Gott gibt jedem die Chance, er bietet allen sein Wort an. Er will alle ansprechen. Die Frage ist nur: Sind wir alle ansprechbar? Oder sind die Ohren unseres Herzens verstopft? Ist der Boden unseres Herzens hart und unfruchtbar geworden? Wehe dem harten Herzen! Aber wieviel Gutes kann wachsen, wenn Gottes Wort in ein offenes Herz gesät wird!"

Ja, mir wurde in der Schule von 1953 bis 1965 ständig jede Woche zwei Stunden lang das Wort des Jesus aufgedrängt, mit zusammengebissenen Zähnen hab ich das überstanden! Und Gutes will ich gerade deshalb tun! Ich versuch's wenigstens. Zum Beispiel mit meiner atheistischen Homepage. Amen.


189. Wort zum Sonntag, den 6. Juli 2014

Mt 11, 25-30: In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

Das ist eine gute Beobachtung: Der christliche Gott offenbart sich an die Unmündigen! Genauso ist es! Den kleinen unmündigen Kindern wurden Götter eingeredet und diese Gehirnwäsche führte zu einer Behinderung, die das Mündigwerden erschwerte oder sogar lebenslang verunmöglichte! Aber das wird immer besser, die kleinen Kinder erleiden mangels fanatischer Omas u.ä. Personen im Umfeld solche Behandlungen heute viel seltener als früher!

Lustig an den obigen Zeilen ist wieder einmal das Zwiegespräch von zwei Falten des dreifaltigen Gottes, die dritte Falte, der heilige Geist, darf da nie mitreden. Das kommt wohl daher, dass der heilige Geist erst im vierten und fünften Jahrhundert in der heutigen Form in die Christenlehre eingebaut wurde.

Dass das Christenjoch leicht wäre, ist eine offensichtliche Unwahrheit. Solange die katholische Kirche ausreichende Macht hatte, war das Christenjoch ein extrem schweres und schlimmes Joch. Wir leben immer noch in einer Zeit der Befreiung von diesem Joch.

Was meint heute der Herr Oberbischof von Österreich?
Er predigt davon, ob die Ansprüche des Jesus nicht maßlos wären ("mir ist von meinem Vater alles übergeben worden"), er fragt: "Ist das nicht eine gefährliche Allmachtsphantasie, wie man sie bei Geistesgestörten findet?" Ob ein real existierender Jesus geistesgestört war, lässt sich heute nimmer diagnostizieren, sein Gottessohnschaft war aber ein Produkt seiner Epigonen, die ihrem verblichenen Anführer einen höchstmöglichen Status verpassen wollten.

Das sieht sogar Schönborn als mögliche Variante, er hypothesiert nämlich: "Erst seine Anhänger haben ihn so dargestellt, aus ihm den mächtigen Gottessohn gemacht. Das alles sei nur das Machtstreben der Kirche von Anfang an. Sie mache Jesus so mächtig, um ihre eigene Macht zu festigen."

Das ist keine bloße Hypothese, das ist eine gute Beschreibung! Wenn eine neue Religion Aufsehen erregen soll, dann braucht sie auch einen Anführer voll Glanz und Gloria. Und wenn diese Religion durch unglückliche historische Umstände zur verordneten Staatsreligion eines großen Reiches wird (Dreikaiseredikt von 380), dann muss der Anführer noch glänzender und glorioser sein und die Menschen haben vor ihm im Staube zu versinken!

Im weiteren Text lässt Schönborn dann die Dreifaltigkeit einschmelzen, er redet davon, dass der Jesus sich nie über Gott erhoben hätte und immer ganz auf Gott ausgerichtet gewesen sei. Und: "Zwischen Jesus und Gott, den er Vater nennt, besteht so ein inniges Vertrauen, dass jeder sich ganz und gar auf den anderen verlassen kann." Wenn die beiden ohnehin zwei Falten des dreifaltigen wesenseinigen Gottes sind, was müssen die überhaupt einander Zu- und Hinwendungen zelebrieren? Das bleibt unerklärt. Die diversen Schöpfungen der christlichen Lehre sind eben nicht unbedingt immer miteinander kompatibel.


188. Wort zum Sonntag, den 29. Juni 2014

Mt 16,13-19: In jener Zeit als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.

Und wieder einmal haben die Schlampiane in der Betreuung der Homepage der Diözese Wien einen Bock geschossen. Der Link, der zu der heutigen Kronenzeitungspredigt führen sollte, führt bloß zu sich selber. Was heißt, ich armer Hund kann heute wieder einmal nicht copy & paste! Wahrscheinlich ist das die Strafe des HErrn für meine unfrommen Predigten.

Die obige Stelle wird in den drei anderen Evangelien nicht erwähnt, sie gilt in der seriösen Erforschung der Bibeltexte als spätere Einfügung.

Die obige Bibelstelle ist aber trotzdem das Felsenfeld auf dem die katholische Kirche errichtet wurde. Weil der Petrus wäre vom Jesus zum felsigen Untergrund für den Kirchenbau befördert worden und in den kirchengeschichtlichen Sagen soll der Petrus der erste Bischof von Rom gewesen sein und weil er dieser Fels gewesen wäre, wären seine Nachfolger die Oberhäupter der katholischen Kirche.

Allerdings gibt es keinerlei historische Belege, dass ein Petrus in Rom gewesen wäre und dort irgendwelche leitende Funktionen bekleidet hätte. Die offizielle Päpsteliste des Vatikans enthält erst ab dem dritten Jahrhundert Personen, die geschichtlich nachweisbar sind, der Titel "Papst" für den römischen Bischof ist erst seit dem fünften Jahrhundert im Gebrauch.

Was sagt der Schönborn dazu? Er freut sich über den Felsen, auf dem sein Jesus die römisch-katholische Kirche gebaut hätte, aber ist doch egal, das zu erörtern, dazu ist mir heute leid um meine Zeit. Over and out.


187. Wort zum Sonntag, den 22. Juni 2014

Mt 10,26-33: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

Heute titelt Bischof Schönborn seine Predigt in der Kronenzeitung mit "Fürchtet Euch nicht!" Das ist ein bekannter christlicher Slogan, der aber für weltliche Zwecke auch verwendet werden kann, so plakatierte ihn die KPÖ-Steiermark mit großem Erfolg bei Gemeinderatswahlen in Graz. Die Leute fürchteten sich nicht und um die 20 Prozent wählten KPÖ, die KPÖ-Steiermark ist ja bekanntlich die letzte Linkspartei in Österreich.

Aber das nur nebenbei. Weil heute haben wir wieder einmal den bösen Jesus, der die Leute in die Hölle stürzt: "fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann". Was sagt Schönborn dazu? Nu, was wird er sagen? Zur "Hölle" sagt er gewohnheitsmäßig gar nix, er tut so als stünde das Wort nicht dort oder er wüsste nicht, was das seinerzeit als die katholische Kirche noch wirklich echt katholisch war in der Verkündigung bedeutete. Als ich in den 1950er- und 60er-Jahren zur Schule ging, da war es noch die allerwichtigste Botschaft! Wer den Jesus nicht liebt und ihm nicht folgt, der kommt in die Hölle!

Wie meidet Schönborn die obige Kernaussage des heutigen Evangeliums? Na klar, er redet vom "Fürchtet-Euch-nicht". Er redet über schlechte Nachreden, über Unwahrheiten, über die Wahrheit, die ans Licht kommt und schließt mit einem Appell an das Gottvertrauen:
"Gott sorgt doch für alles. Selbst für die Spatzen. Ja, sogar für die Haare auf deinem Haupt. Also sei doch nicht so ängstlich um dich selbst besorgt! Vertraue auf Gottes gute Fürsorge. Fürchtet euch also nicht! Wie aber lernen wir dieses große Gottvertrauen? Dazu wieder ein Rat Jesu: Traue dich, öffentlich zu Gott zu stehen! Dann wirst du die Menschenfurcht überwinden! Wenn du aus Angst vor dem, was die anderen sagen, dich nicht zu deinem Glauben bekennst, dann hast du wirklich Grund zu fürchten, dass Gott einmal zu dir sagt: Ich kenne dich nicht!"

Pow, da schließt der Herr Kardinal doch noch mit einer sanften Drohung. Gott kennt die Leute nicht, die sich nicht zum Glauben an ihn bekennen und die müssten sich fürchten. Wovor sich diese Toten fürchten müssten, führt er nicht detailliert an. Dass sich Lebende vor der katholischen Kirche fürchten müssten, hat sich mittlerweile fast zur Gänze aufgehört. Und es ist längst nimmer wirklich gefährlich zu sagen: ich kenne den katholischen Gott nicht. Amen.


186. Wort zu Fronleichnam, am 19. Juni 2014

Joh 6,51-58: In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt. Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

Heute verdreht der Evangelist wieder einmal die christkatholische Lehre (bzw. wird das Evangelium durch die katholische Lehre verdreht). Weil nach dieser sind die Verstorbenen ja nicht bis zum "Jüngsten Tag" tot und werden dann vom Jesus auferweckt, sondern die Menschenseelen werden gleich nach dem Tode dem Himmel, der Hölle oder dem Fegefeuer zugewiesen (siehe Katechismus der Katholischen Kirche § 1020). Am Jüngsten Tag gibt's bloß zusätzlich die leibliche Auferstehung (siehe KKK §§ 988-991). Ohne diese Einteilung könnte es ja gar keine katholischen Selige und Heilige geben, weil alle noch tot sein müssten und nicht im Himmel sein könnten.

Aber lustig ist die obige Geschichte, kannibalisches Götterverspeisen bringt das ewige Leben, diese Lehre karikiert dieser berühmte Cartoon:


Seltsamerweise heißt es im Text, man müsse den Leib essen UND das Blut trinken.
Blut zu trinken, bekommt aber in katholischen Kirche nur der Priester, alle anderen werden mit trockenem Brot abgespeist. So wie der Johannes predigt, müsste jeder Kommuniongeher doch mindestens ein Achterl Roten dazu bekommen. Das würde den Andrang bestimmt erhöhen!

Aber lassen wir die alberne Lehre von der ewiges Leben bringenden Götterspeise! Was erzählt heute der Herr Kardinal Schönborn den Lesern der Kronenzeitung?
Er befasst sich mit den Frauen in der Kirche. Die katholische Hierarchie wäre zwar Männersache, aber es "haben Frauen oft einen ganz prägenden Einfluss, dafür gäbe es viele Beispiele, etwa die Tatsache, dass deutlich mehr als die Hälfte der österreichischen Pfarrgemeinderäte Frauen sind.

Nicht nur das! Frauen erfanden auch mehrere christliche Feiertage: Juliana von Lüttich (1192-1258) schuf "Fronleichnam", weil sie die "Anbetung des Allerheiligsten" zuwenig gefördert sah. Der damalige Papst war auch dieser Ansicht und darum wurde 1264 dieser Feiertag eingeführt, an dem der "Leib Christi" in Form einer Hostie bei den Fronleichnamumzügen spazieren getragen wird. Das Wort Fronleichnam kommt aus dem Mittelhochdeutschen, vrone licham, "vrone" heißt "was den Herrn betrifft" (wie in "Fronarbeit") und bedeutet also "Leichnam des Herrn".

Was erzählt uns Schönborn heute sonst noch? Er erwähnt noch zwei religiöse Tanten, die katholische Feste erfunden haben und schließt mit:
"Was ist das Besondere an Fronleichnam? Einmal im Jahr wird die Verehrung, die Liebe zu dieser ganz besonderen Gegenwart Jesu unter uns Menschen öffentlich sichtbar gemacht. In der Gestalt der Hostie 'besucht' Jesus selber unsere Dörfer und Städte und segnet die Menschen und das Land. Jesus hat ja verheißen: 'Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.' Das darf am heutigen Festtag als etwas besonders Hoffnungsvolles gefeiert werden. Hoffnungsvoll macht mich auch die Feststellung, dass wir in unserem Land so etwas wie einen 'eucharistischen Frühling' erleben. Immer mehr Menschen, gerade auch junge, entdecken, welche Kraftquelle es ist, die Gegenwart Jesu in der Hostie, im Tabernakel, im stillen Verweilen bei ihm zu erfahren."

Ja, da kommt der HErr heute viel herum! Da wird er sich freuen, von Wien bis Bregenz und St. Willibald im Walde sieht er die österreichische Welt! Und der Schlusssatz ist allerliebst, Schönborn hat Erscheinungen! Er sieht "immer mehr Menschen, gerade auch junge", die Hostien als Kraftquelle entdecken. Sonst nimmt niemand war, dass es neuerdings irgendwelche Menschenströme gibt, die den Hostien nachliefen. Aber der Schönborn träumt wieder einmal von warmen Eislutschern!


185. Wort zum Sonntag, den 15. Juni 2014

Joh 3,16-18: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. (Anm.: diese Worte richtet gemäß Joh 3,1 Jesus an einen Mann namens Nikodemus)

Immer wieder begegnen uns bei den Sonntagspredigten besonders alberne Bibeltexte. Da hat der alte Vatergott ein Universum geschaffen, dessen sichtbarer Teil hundert Milliarden Galaxien groß ist (und unsere Galaxie hat etwa 300 Milliarden Sterne). Ups, damals als Gott Vater seinen Sohn mit einer ewigen Jungfrau zeugte, war das Universum noch etwas kleiner. Damals war es eine von einer Firmamentkuppel überwölbte Erdenscheibe im Nahen Osten und dieser Gott hatte mit dem jüdischen Volk ein Bündnis und war mit diesem vierzig Jahre durch die Wüste gezogen. Keine Rede von hundert Milliarden Galaxien, denn in diesen Zeiten reichte die Welt von Horizont bis Horizont und in anderen Gegenden mit anderen Horizonten regierten andere Götter. Der biblische Gott wusste davon nichts. Die Götter sind nämlich immer so allwissend, wie die Menschen, die sie erfunden haben.

Darum konnte damals ein Vatergott seinen Sohnesgott zur Rettung der Welt noch hingeben, weil dieser Gott ja für 99,99-periodisch % des Kosmos gar nicht zuständig war. Außerdem was ist das schon für einen Leistung, wenn ein unsterblicher Gottessohn hingegeben wird, der nach drei Tagen wieder aufersteht und weiterhin ewiger Gott ist?

Aber die Pointe der heutigen Geschichte liegt woanders: der Evangelist Johannes verkündet, "wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat". Unsereiner ist also bereits gerichtet, weil wir ja an keine Götter oder Göttersöhne glauben. Und was sagt Schönborn dazu?

Er redet wieder einmal an der Pointe des heutigen Bibeltextes vorbei, ja er schreibt sogar als Überschrift "Nicht zu richten, sondern zu retten…"! Aber was ist mit den bereits Gerichteten, die nicht an den einzigen Sohn des christlichen Gottes glauben?

Wenig überraschend: der Herr Kardinal sagt keine Silbe, kein einziges Wort zur Pointe der obigen Bibelstelle,
er schließt mit: "Jesus hat dem Nikodemus damals in der Nacht diese wunderbare Botschaft anvertraut, dass Gott die Liebe ist, und dass er seine Liebe uns Menschen zeigt durch Jesus, seinen Sohn. Und Jesus zeigt uns diese Liebe durch seine ganze Haltung: Er sei nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten. Es wird so viel geurteilt, verurteilt, verachtet und gerichtet. Jesus ist gekommen, um aufzurichten, zu heilen, zu ermutigen und zu retten. So schön diese Botschaft ist, Jesus macht eines klar: Du kannst sie nur glauben. Du kannst nur darauf vertrauen. Aber es lohnt sich!"

Also alle, die nicht an Jesus glauben, sind schon verurteilt, aber der Jesus verurteilt nicht, sondern richtet auf? Hat der Schönborn noch alle auf der Latte? Was ist an dem Vers, Joh 3,18 "Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat", so schwer zu verstehen? Das ist doch eine ganz klare Verdammungsbotschaft!

links im Bild die Geretteten, rechts im Bild die vom göttlichen Richter Verdammten ("Das Jüngste Gericht", Hans Memling um 1470, Wiki Commons)

Aber der liebe Jesus darf heutzutage nimmer richten und verdammen und darum wird Oberbischof Schönborn immer zum Analphabeten, wenn sein Jesus richtet und verdammt. Oh Ihr Heuchler und Pharisäer, Ihr biegt Euch Eure Bibel jeweils nach Bedarf zurecht! Dabei ist das für Betroffene sowieso völlig egal! Weil nicht an den Jesus glauben zu müssen, ist ein verfassungsmäßig gewährleistetes Grund- und Freiheitsrecht. Und ob unsereiner deswegen von der katholischen Kirche öffentlich und offiziell zu den Gerichteten gerechnet wird, ist doch für unsereinen sowas von scheißegal, dass auch ein bekannt mutloser Kleriker wie der Schönborn seine heutige Predigt durchaus mit, "Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet" übertiteln hätte können. Glaubt er im Ernst, dass Religionsfreie sich vor der katholischen Verdammung fürchten und er deshalb seinen Jesus zensieren, das Wort seines Gottes verfälschen muss?


184. Wort zum Pfingstsonntag, am 8. Juni 2014

Joh 20,19-23: Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Das wäre das heutige Evangelium, das auch auf der Site der Wiener Diözese steht. Aber in der Kronenzeitung bepredigt der Schönborn auch heute wieder die 1. Lesung, ein Kapitel aus der Apostelgeschichte - Apg 2, 1-11:
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

Warum diese Geschichte in der Apostelgeschichte steht, steht ebenfalls in der Apostelgeschichte, aber ein paar Verse weiter hinten: Weil im Vers 13 die Zungenredner vom Publikum für betrunken gehalten wurden, erklärt der Petrus ab Vers 15 den Sachverhalt: diese Stelle im Neuen Testament ist nämlich wieder die Erfüllung einer Prophezeiung aus den jüdischen Schriften, es soll also der Jesus als jüdischer Messias gepriesen werden: "Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Morgen, sondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joël gesagt worden ist: In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen und sie werden Propheten sein. Ich werde Wunder erscheinen lassen droben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde: Blut und Feuer und qualmenden Rauch. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und herrliche Tag. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet."

Das pfingstliche "Zungenreden" ist in diversen Sekten, speziell bei den Pfingstlern immer noch im Brauch, aber die reden nicht fremdsprachlich, sondern unverständlich und warum die Juden aus anderen Ländern die jüdische Sprache nimmer verstanden hätten sollen, ist auch nicht nachvollziehbar.

Pfingsten ist das christliche Fest, wo sich auch die dritte Falte des dreifaltigen Christengottes, der Heilige Geist, voll entfalten kann, sonst spielt er ja nur eine untergeordnete Rolle. Worüber freut sich heute Kardinal Schönborn?

Über die Ausbreitung des Christentums über die ganze Welt!
Da dies per Staatsgewalt ja erst ab dem 4. Jahrhundert geschah, wundert er sich über die wunderbare Verbreitung in den ersten drei Jahrhunderten: "Am Anfang standen sicher weder militärische noch wirtschaftliche oder politische Macht hinter dem Erfolg der christlichen Religion. Im Gegenteil: In den ersten drei Jahrhunderten wurden die Christen fast überall verfolgt, zeitweise heftig und blutig."

Mit der blutigen Verfolgung war es nicht so weit her, wie heute die Christenprediger behaupten, nicht nur weil es auch mit der Ausbreitung nicht weit her war, sondern weil die meisten Märtyrergeschichten spätere Erfindungen der christlichen Propaganda waren. Im Neuen Testament sind bloß acht Briefe des tatsächlichen Christentumsgründers Paulus an einzelne Glaubensgemeinden enthalten, heute gibt's allein in Österreich über 3.000 Pfarrgemeinden. Es gab damals im Römischen Reich eine Menge Mysterienreligionen, das Christentum hatte den Vorteil, dass sie den berühmten Mühseligen und Beladenen eine reiche Belohnung im Jenseits versprach, also die ideale Religion für ein "Opium des Volkes", wie Karl Marx das nannte: "Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes."

Und dieses Opium ließ sich auch wunderbar als Herrschaftsinstrument verwenden, weil man all die Ausgebeuteten und Geknechteten dann mit dem Paradies im Jenseits vertrösten konnte und auf Erden die Herrschaft der Ausbeuter bedingungslos aufrecht blieb. Darum wurde das Christentum weitaus überwiegend mit Gewalt über die ganze Welt verbreitet, ein Heilige Geist brauchte nicht leuchten, wenn die Kanonen donnerten.

hier die zeitgenössische Darstellung aus der Christianisierung Südamerikas: wenn die Ureinwohner nicht Christen werden wollten, wurden die Eltern aufgehängt und die Kinder erschlagen. Der nächste Stamm zeigte dann wohl ganz freiwillig größte Bereitschaft, den christlichen Glauben anzunehmen...

Der letzte Schönbornsatz heute: "In unserer Globalen Welt kann die Botschaft Jesu alle Menschen erreichen. Überzeugend wird sie aber nur dann, wenn sie auch glaubwürdig gelebt wird. Wie am Anfang."

Da sie glaubwürdig nicht gelebt werden kann, weil nach Christenlehre die Glaubwürdigkeitsprüfung erst nach dem Tode stattfindet, kann die globale Ausbreitung nur als "Opium des Volkes" erfolgen, also nur dann und nur dort wenn und wo die Seufzer der bedrängten Kreatur sonst keine Auswege mehr finden. Und solche Bereiche werden weniger und nicht mehr. Amen.

PS: Oh Wunder der Geschwätzigkeit! Heute ist meine Predigt länger als die vom Schönborn!


183. Wort zum Sonntag, am 1. Juni 2014

Joh 17,1-11a: In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.

Zuerst was in Kurzfassung aus Kathpedia: Die Heiligste Dreifaltigkeit ist das zentrale Glaubensgeheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Gott ist ein Wesen in drei Personen, die alle drei gleich Gott sind: des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Im obigen Bibeltext redet also eine Gottesfalte mit der anderen, es geht dabei darum, dass die zweite Falte die erste Falte verherrlicht und umgekehrt die erste Falte die zweite. Die dritte Falte, der sog. "Heilige Geist", erfährt keine Verherrlichung. Nach der obigen Erklärung von den drei Personen, die alle drei gleich Gott sind, stellt sich dazu allerdings die Frage, ob der Jesus, der seinen Vater verherrlicht und sein Vater, der den Jesus verherrlicht, sich dabei selber mitverherrlichen und den dritten Partner (un- oder nur teilverherrlicht) zumindest ein bisschen im Regen stehen lassen - obwohl sie ja "alle drei gleich Gott sind".

Etwas schwer verständlich diese Dreifaltigkeit! Aber darüber haben sich schon tiefste Denker und Kirchenlehrer vergebens den Kopf zerbrochen! So wird erzählt, dass der heilige Kirchenlehrer Augustinus zwanzig Jahre über das Geheimnis des einen und dreifaltigen Gottes forschte. Er berichtete über sein Ringen mit dem unerforschlichen Glaubensgeheimnis: Eines Tages, sei er grübelnd dem Meeresstrand entlang gegangen und habe am Strand ein Kind erblickt, das mit seinem Händchen Meerwasser in eine Sandgrube schöpfte. Augustinus fragte: "Bildest du dir etwa ein, mit deiner kleinen Hand das viele Meerwasser in diese Grube schütten zu können?" Das Kind habe ihm geantwortet: "Leichter ist es das Meer in diese Grube zu schöpfen, als das Geheimnis des dreifaltigen Gottes mit unserem kleinen Menschenverstand zu durchdringen".

Warum der Augustinus so dumm fragte, ist nicht überliefert, weil wenn ein Kind Wasser in eine Grube schöpft, muss es ja nicht die Absicht des Kindes sein, das Meer leer zu schöpfen. Aber die kindliche Antwort war passend. Die Dreifaltigkeit ist undurchdringbar, das ist das geheimste Geheimnis aller Glaubensgeheimnisse! Ein dreifaltiger Gott, der mit sich selber redet und sich zwei Falten gegenseitig verherrlichen, das hat schon was!

Aber das ist ja heute gar nicht das Thema. Oder?
Was predigt unser Christoph dazu in der Kronenzeitung? Nein, die Dreifaltigkeit ist heute nicht das Thema, sondern es geht ums Beten, denn das "Beten gehört zum Leben".

Jesus ist dabei das große Vorbild, weil in der Bibel immer wieder berichtet würde, dass "er sich in die Einsamkeit zurückzog um zu beten." Wie eine Gottesfalte zum Gesamtgott betet, erklärt aber weder die Bibel, noch der Schönborn. Schließlich ist der Mensch gewordene Jesus ja gleichzeitig ewiger und allmächtiger Gott.

Aber was soll's, hier der schönbornsche Predigtschluss: "Im Beten lernen wir das Loslassen. Wir beten für alle, die uns lieb und teuer sind. Wenn wir wirklich für sie Gott bitten, bekennen wir, dass sie nicht uns, sondern Ihm gehören, und dass wir sie letztlich nur seiner guten und gütigen Hand anvertrauen können. Das Loslassen kann schwer und schmerzlich sein. Aber es ist auch befreiend. Jesus hat uns selber diesen Weg vorgezeigt. Und er betet für uns, dass er uns gelingt."

Nu, super, die Christen werden Gottes guter und gütiger Hand anvertraut und wenn sie tot sind, dann haben sie ihren endgültigen Sinn des Lebens eingestreift. Seltsamerweise freuen sich trotzdem nicht einmal die eifrigsten Christen aufs Sterben und legen sich lieber ins Krankenhaus als in die Grube. Ein Verhalten das fast so rätselhaft ist wie die Dreifaltigkeit. Amen.


182. Wort zum Feiertag "Christi Himmelfahrt", am 29. Mai 2014

Lesung aus der Apostelgeschichte - Apg 1, 1-11: Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher hat er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen. Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
Heute haben wir wieder einmal ein Koordinationsproblem auf der Diözesan-Homepage, weil Bischof Schönborn predigt über den obigen Text aus der "Apostelgeschichte" der sogenannten "1. Lesung" vom Messanfang und nicht über die im Messbuch vorgesehene Stelle aus dem Markus-Evangelium, das auf der Diözesan-Site präsentiert wird:
Mt 28, 16-20 In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Beide Stellen sind für die Menschheit mit schlimmen Folgen verbunden gewesen. Denn die weit überwiegend gewaltsame Ausbreitung des Christentums über die Welt konnte sich damit sozusagen auf direkte Befehle ihres Gottes berufen, das hat das heute doch schon vergleichsweise gezähmte Christentum mit der schlimmsten heutigen Religion, dem Islam, gemeinsam. Zwar sind beide Religionen Abfall von der jüdischen Religion, aber die Letztere hat keine Proselyten gesucht, Nichtjuden wurden nicht (zwangs)bekehrt.

Lustig ist in der Apostelgeschichte die Beschreibung des Missionsgebietes: "ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde". Für die damaligen Schreiberlinge war die Welt eben eine kleine Scheibe im Nahen Osten. Es wäre für uns alle ein großer Segen gewesen, wenn das Christentum auf diese Scheibe begrenzt geblieben wäre, wenn nicht im 4. Jahrhundert die zwangsweise Etablierung des Christentums als römische Staatsreligion eingeleitet worden wäre (Dreikaiseredikt "Cunctos populos" vom 28. Februar 380), 1000 Jahre finsteres christliches Mittelalter wären der Menschheit erspart geblieben!

Der heutigen schönbornschen Kronenzeitungspredigt ist zu entnehmen, dass der österreichische Oberbischof wohl deswegen die 1. Lesung statt des Evangeliums bepredigt hat, weil er gerne seine Pläne mit der "Apostelgeschichte 2.1" berühmen möchte.
Es sind zwar bisher nur Flops damit produziert worden und, aber so eng sieht das der Schönborn nicht, weil mit der Apg 2.1 kann er zumindest über Illusionen reden, weil da fühlt er sich dann selber wie ein Apostel:
"Back to the roots, 'Zurück zu den Wurzeln', so lautet das Motto jeder Erneuerung. Durch alle Jahrhunderte haben Reformbewegungen der Kirche ihren Blick auf die Anfänge gerichtet. (..) In der Erzdiözese Wien haben wir den ganzen Erneuerungsprozess zuerst unter den Titel "Apostelgeschichte 2010" (Apg 2010) gestellt, und neuerdings unter "Apg 2.1": Erneuerung aus dem Ursprung! Drei Dinge gehören zu jeder 'Reform aus den Anfängen' des Christentums. Zuerst: Was Jesus selber wollte. (..) Eine zweite Quelle der Erneuerung ist der von Jesus verheißene Heilige Geist. Jesus nennt ihn 'die Kraft von oben'. Ohne sie wird alle Reform nur ein äußerliches Renovieren der Fassaden. (..) Das ist das dritte Element einer Reform aus dem Ursprung: 'Ihr werdet meine Zeugen sein ... bis an die Grenzen der Erde'. (..) Papst Benedikt XVI. sagte 2007 der Kirche in Österreich: 'Schreibt die Apostelgeschichte weiter!' Ein spannender Auftrag. Ich vertraue darauf, dass er gelingt!"

Ja, dann fangt doch endlich an damit!
2010 gab es in der Pfingstwoche den Versuch einer Missionswoche, der völlig in die Hose ging, seither wird nur herumgeredet, aber nach außen passiert diesbezüglich nichts mehr. Es hätte doch für unsereinen einen handfesten Unterhaltungswert, wenn's an der Wohnungstür klingelt und draußen stehen keine Zeugen Jehovas oder Mormonen, sondern neu abgerichtete christkatholische Jünger, die Zeugen des Jesus sein und alle Menschen zu Jesus-Jüngern machen möchten! Das wäre doch echt eine Mordsgaudi!

Und wenn man das dann z.B. ein Jahr lang in ganz Österreich gemacht hat und dann bilanziert, wieviele neue Jünger man gewann, ui, das würde wohl eine schöne Blamage werden! Also mein Wort zum Feiertag: probiert es wirklich aus! Das wird bestenfalls so ablaufen wie der Versuch von Laurel & Hardy, Mr. Finlayson einen Weihnachtsbaum zu verkaufen:


Hier der komplette Film "Big Business" aus dem Jahre 1929:

schlimmer wird die Apostelgeschichte-Verkündigung auch nicht ausgehen, aber bei aller unfreiwilligen katholischen Heiterkeit: Laurel & Hardy werden damit nicht überboten werden können. Amen.


181. Wort zum Sonntag, am 25. Mai 2014

Joh 14,15-21: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Ein schöner Satz: "Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt." Eine schöne Wahrheit, die keiner kennt, weil er sie nicht sieht. Warum zeigen die drei Falten des katholischen Gottes ihre Wahrheit nicht einfach den irdischen Menschen? Weil die Jesus-Falte das eh vor 2000 Jahren gemacht und rund hundert Jahre danach ein "Johannes" das in seinem Evangelium aufgeschrieben hätte? Weil aber Gottessöhne und die Evangelisten nicht lügen, darum ist die Wahrheit, die keiner kennt, wahr.

Was wieder einmal dazu verleitet, an eine ähnliche Heilsgeschichte des 20. Jahrhunderts zu erinnern, wo in Melanesien ein gewisser John Frum als Heilsverkünder aufgetreten sein soll und es bis heute der Forschung nicht gelang, diesen Herrn zu konkretisieren: hat es diesen Frum wirklich gegeben, wenn ja, wer war das? Oder ist das eine moderne Sage der dortigen Urbevölkerung? Aber die 2000 Jahre alte Jesus-Sage, die muss wahr sein.

Aber wie üblich das nur nebenbei, was erzählt Bischof Schönborn heute seinen Schäfchen? Er freut sich darüber, dass der Jesus seine Jünger nicht verwaist zurücklässt, sondern ihnen auch Beistand gibt, wenn er nimmer da ist. Dann schreibt er über die heutige Welt, wo es dauernd gegenseitige Beschuldigungen gebe und man sich dauernd rechtfertigen müsse.

Dann kommt ein Absatz, der in fundamentalen Widerspruch gegen jahrhundertelange Traditionen der Christenlehre steht: "Ich habe den Eindruck, dass viele Gott selber oft vor allem als Richter sehen, der uns wie ein Buchhalter genau alles vorhält, was wir falsch gemacht haben. Nicht als unser Anwalt, sondern eher als unser Ankläger. Eher als der, der Angst macht als der, der Angst nimmt. Genau gegen diese Angst richtet sich die Ankündigung Jesu, er werde uns einen Beistand, einen Anwalt erbitten und schicken, damit wir gegen alle Anklagen einen Verteidiger haben."

Die Furcht vorm bösen Gott, der alles weiß und alles sieht und die bösen Sünder ins ewige Feuer schmeißt, war die tragende Säule der christlichen Herrschaft. Bis weit ins 20. Jahrhundert war die Bildung der breiten Bevölkerung höchst rudimentär, die religiöse Abrichtung wurde von Gottesfurcht getragen. Als Beispiel sei auf das Märchen "Gott überall" aus der Märchensammlung von Ludwig Bechstein verwiesen, es zeigt wie kleine Kinder religiös abgerichtet wurden und davon einen Schaden fürs ganze Leben erlitten.

Schönborn erdichtet eine neue kirchliche Ethik, er übersieht aber, dass sein lieber Jesus im obigen Evangelium mehrfach die Einhaltung aller Jesus-Gebote als Voraussetzung fordert, darum steht sein heutiger Predigtschluss in direktem Widerspruch zur Bibel, Schönborn schreibt: "In der Welt und leider oft auch in der Kirche herrscht der Geist der Beschuldigungen, der gegenseitigen Anklagen und Verurteilungen. Der Geist Jesu ist anders. Er tritt für uns ein, nicht gegen uns. Er macht nicht nieder, sondern richtet auf. Er klagt nicht an, sondern macht Mut. Er wird zu Recht auch der Tröster genannt. Denn in allen Nöten dieses Lebens brauchen wir vor allem einen, der uns Zuversicht schenkt. Diesen guten Geist hat Jesus versprochen. Und er hält sein Versprechen."

Und was ist mit denen, die es verabsäumen, die Jesus-Gebote samthaft strikte zu befolgen? Die also z.B. keinen Jesus lieben? Im nächsten Johannes-Kapitel heißt es in den Versen 5-6: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen."

Sowas erwähnt der Wiener Bischof in seinen Predigten nicht. Weil das ist der Jesus, der jahrhundertelang die Menschen erschreckt und psychisch terrorisiert hatte, das waren die Punkte der Christenlehre, die den Menschen mit größtem Nachdruck ins Hirn geschissen wurden und eine Wasserspülung gab's dagegen nicht. Heute lässt sich solche Scheiße nimmer ins Hirn platzieren und darum wird das auch nimmer gepredigt. Amen.

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